Was verraten unsere Augen über uns, über unsere Gedanken, Gefühle, vielleicht auch über unsere Gesundheit? Ist es möglich, aus einer biometrischen Iriserkennung mehr zu lesen als aus einem Fingerabdruck? Welche Informationen geben biometrische Daten preis, wenn sie über eine High-Tech-Brille permanent an das Mutter-System gesendet werden? Apple hat mit seinem VR-Headset Vision Pro (zurzeit nur in den USA erhältlich) nach eigenen Angaben den ersten räumlichen Computer auf den Markt gebracht. Das Headset lässt die analoge Welt mit der virtuellen Digitaldatenwelt regelrecht verschmelzen.
Dank Iriserkennung, Auswertung der Kopf-, Hand- und Armphysiologie und deren Bewegungsmustern sagen Experten bereits, dass dieser technologische Fortschritt der dritte Schritt nach Markteinführung des Computers und des Smartphones ist: Das VR-Headset als KI-gesteuertes Digital-„Implantat“.
Was sagen biometrische Daten über uns aus?
Irisdiagnostik ist medizinisch umstritten. Auf der einen Seite ist bekannt, dass Augenärzte nicht selten beim Blick in die menschliche Iris Krankheiten erkennen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen, Alzheimer oder auch einen kleinen Schlaganfall (DerStandard – Krankheiten in den Augen erkennen), auf der anderen Seite wurde Irisdiagnostik aufgrund der schlechten Studienlage 2017 aus dem Leistungskatalog der australischen Krankenkassen komplett gestrichen.
Iris und Pupille
Doch allein die ständige Pupillenmessung beim Tragen der Vision Pro sagt viel aus über die Gefühle und Gedanken des Trägers/ der Trägerin aus. In Kombination mit Körperbewegungen und Handphysiologie ist das VR-Headset von Apple eine Entwicklung, die den lebenden Menschen als Steuerungsinstrument einsetzt. Mensch und Maschine beginnen zu verschmelzen.
Spatial Computing
Kann der „VR-Brillen-Mensch“ diese Verschmelzung von Computertechnologie, KI-Steuerung und menschlicher Psyche unbeschadet verarbeiten? Welche Konsequenzen sind damit verbunden? Ist das VR-Headset Apple Vision Pro ein weiterer Schritt zur Vision des Transhumanismus? Einen Begriff dafür gibt es bereits: Spatial Computing. Spatial Computing kann verstanden werden als der Weg, wie der Mensch in die Welt der Computer eintritt.
Quelle: NZZ vom 18.03.2024: Headsets wie Apples Vision Pro – Die Augen als Spiegel der Seele