Anfang Januar 2016 eröffneten wir in den SteadyNews eine Blogparade zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“. Der Grund liegt vor Allem darin, dass in Bezug auf diese neue Form der finanziellen Absicherung jedes Menschen viel Bewegung ist in Europa: Finnland tut es, in der Schweiz soll im Sommer 2016 das Volk darüber entscheiden. Im folgenden Gastbeitrag zum BGE schildert Andreas Wolff aus der Schweiz, was er mit dem Grundeinkommen tun würde – vielen Dank dafür, lieber Andreas!
Frage 1: Welche politisch/gesellschaftliche Einstellung hast Du bei dieser Vorstellung?
Weil das so umfassend ist, beantworte ich diese Frage zum Schluss. Jetzt erstmal zu mir…
Frage 2: Würde das BGE Deine persönliche Einstellung zu Arbeit verändern?
Ja, absolut. Ich würde nicht mehr arbeiten, weil ich das Geld brauche, sondern weil mir Sinn, Zweck und Notwendigkeit klar sind. Desweiteren muss ich für mich positiv beantworten können, ob ich überhaupt Lust dazu habe. Insbesondere, wenn es darum geht, etwas über einen längeren Zeitraum zu tun. Außerdem würde ich mir erklären lassen, warum ausgerechnet ich ‚der Richtige‘ für diese Tätigkeit sein soll. Und dann hat meine Arbeit einen ganz bestimmten Preis…
Frage 3: Wenn Du einen Betrag festlegen könntest für Deinen persönlichen monatlichen Bedarf, wie hoch wäre dieser, damit Du Dein Leben frei von finanziellen Zwängen leben könntest?
Seit 1,5 Jahren lebe ich in der Schweiz. Hier liegt der Betrag bei 2.500 CHF. Diesen Betrag halte ich für angemessen und notwendig. In Deutschland wurden anfänglich 1.500 € diskutiert. Nach dem direkten Finanzierungsgejammer wurde der Betrag auf 1.000 € reduziert. 1.250 € wären aus meiner Sicht die optimal annehmbare Höhe für deutsche Verhältnisse.
Frage 4: Was würdest Du tun, wenn Du genau diesen Betrag bis zu Deinem Lebensende sicher erhalten könntest (es sei denn, es kommen Massennöte oder Krieg), wie würdest Du gern leben?
Ich würde mich selber von außen betrachten und dann von innen nach außen gehen. Das heißt, zuerst käme mein körperliches Wohlbefinden, dann die Harmonie in meiner Beziehung/Partnerschaft, dann das emotionale Gleichgewicht in meiner direkten Umgebung, sprich Familie/Wohngemeinschaft. Dann käme die Verständigung mit meiner Nachbarschaft an die Reihe, falls notwendig. Danach oder währenddessen würde ich die Natur um mich genau betrachten und das eine oder andere Agrarprodukt selber anbauen. Und dann sind da noch die globalen Probleme, von denen ich viele heute bereits durchblicke. Wofür ich sozusagen heute schon die Lösungen in der Tasche habe… die jeweilige Umsetzung in die Welt zu bringen, das wäre mir dann wichtig. So, wie ich mich momentan für das Grundeinkommen einsetze…
Frage 5: Was bedeutet ‚Arbeit‘ für Dich? Könntest Du Dir vorstellen, ganz frei von Arbeit zu leben & einfach nur noch zu genießen, was das Leben bietet?
Für mich bedeutet ‚Arbeit‘ ‚Notwendiges erledigen‘. Aber wenn die Notwendigkeit darin besteht, dass mein Chef 3-mal pro Jahr Urlaub machen kann, sich andauernd neue Autos kauft, in noch größere Villen einzieht und aus lauter Langeweile noch mehr Goldbarren in Bankkellern stapelt… während ich lediglich zwischen Wurst oder Marmelade aufm Brot wählen kann… sorry, dann ist meine Arbeit sinnlos. Das ist einfach Ausbeutung. Minilöhne für die Milliarden der Milliardäre. Wer braucht solch einen Unsinn wirklich?
Ich brauche keine Arbeit. Für nichts. Ich brauche Geld zum Leben. Deshalb Grundeinkommen. Und ja sicher, kann ich mir ein Leben komplett ohne Arbeit vorstellen und nur noch genießen. Das wäre sogar ziemlich geil. Aber was hier auf diesem Planeten nicht stimmt bzw. in katastrophale Defizite geraten ist… das kann ich insgesamt in Worten nicht mal eben benennen… das ist einfach unglaublich schlimm und schlecht. Also Arbeit gibt es jede Menge. Für kaum etwas bin ich mir zu schade. Aber wirklich notwendig im Sinne des Gesamten sollte die Arbeit schon sein. Und auch ja, was diesen Planeten hier jetzt heilt, dafür arbeite ich gerne. Ich sag das mal so: Ich brauche keine Arbeit, sondern die Arbeit braucht mich. In der Erfüllung der Notwendigkeit liegt mein Glück.
Und nun, zum Schluss: Welche politisch/gesellschaftliche Einstellung hast Du bei dieser Vorstellung?
„Ich bin Gott und dieser Planet hier ist mein Garten.“ – Diesen Satz sollte jeder Politiker unterschreiben können. „Ich bin Gott“, meint nicht, sich erhaben über die Erde zu fühlen, sondern dass das Befinden unseres Planeten sich in meiner Verantwortung befindet. „Mein Garten“ ist nämlich auch Gott. Und diesem Gott habe ich zu dienen, ohne „wenn“ und „aber“. So denke ich und handle auch so. Wenn die derzeitigen Amtsinhaber so wahrnehmen und agieren würden, unser Planet, die Menschheit, die Tier- und Pflanzenwelt würden sich direkt in Richtung Heilung bewegen…
… Wir hätten alle unser Grundeinkommen und jeder könnte seine Individualität leben. Die Menschheit ist wie eine Art Puzzle. Und im Ausleben der individuellen Persönlichkeit eines jeden liegt die Heilung insgesamt.
Mit einem weltweiten Grundeinkommen gäbe es keine Kriege mehr, weil jeder Soldat nur deshalb dahin geht, weil ihm in seinem bisherigen Leben die Perspektiven fehlten, sein eigenes Leben finanziell auf die Beine zu stellen. Damit ich leben kann, folge ich einer kranken Ideologie. Ob das jedem Kanonenfutter-Hauklotz oder Wahnsinns-Durchsetzer klar ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber wäre die vorherige Geldnot nicht… würde kein Mensch eine Waffe in die Hand nehmen. Für was auch?
Alle Atomkraftwerke könnten vom Netz gehen und genmanipulierte Nahrung könnte abgeschafft werden. Die Natur ist schon vollkommen und alle Energie war schon immer da. Auch dann, wenn wir alle Nutzungsmöglichkeiten noch nicht durchdrungen haben…
Der Planet Erde ist ein lebendiger Organismus. Bodenschätze sind vergleichbar mit Spurenelementen im menschlichen Körper. Davon ist nichts zum Aushöhlen oder Ausbeuten gedacht. Es gibt auch keine Nahrungsmittel, die zu raffinieren sind oder unter Zugabe anderer Substanzen unnatürlich neu zusammenzusetzen wären. Beim jedem Verstoß dagegen rebelliert der Körper und alle wundern sich über Tsunamis, Hurrikanes, Überschwemmungen… Was hilft dem menschlichen Körper bei Übergiftung? – Ausleiten… Wen interessieren Sandsäcke?
Das Grundeinkommen ist die eindringlichste Prävention, die es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nur geben kann. Wer das Grundeinkommen befürwortet, gibt das entscheidende Signal an unsere Kinder, die auch noch gerne eine Welt vorfinden wollen, in der man (gut) leben kann…
Keine Ahnung, ob es sich dafür zu leben lohnt… ich sterb dafür: Für eine Zukunft, die eine bessere sein kann, als wir sie im Moment erleben. Für die Kinder, die uns für so dermaßen bekloppt halten. Und ja, Recht haben sie… bis wir verstanden haben, dass ich Gott bin und dieser Planet hier mein Garten ist. Ich bin der Gärtner, in dessen Bestreben es liegt, dass alles um mich herum erblüht. Wie kann ich nur mit weniger zufrieden sein?
Andreas Wolff
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