Kettenbriefe gab es schon in analogen Zeiten. Damals wurden sie per Post verschickt und kosteten Porto. Über soziale Medien ist es kinderleicht geworden, Kettenbriefe in den Umlauf zu bringen. Man erkennt sie an dem Aufruf, die Nachricht an eine genau definierte Anzahl von Kontakten weiterzuleiten. Kettenbriefe mit guten Wünschen oder witzigen Inhalten, die keine Links enthalten, sind harmlos. Gefährlich sind Kettenbriefe mit Drohungen („wenn Du diese Nachricht nicht an x Kontakte verschickst, dann…“), Falsch-Behauptungen, sozialen Erpressungen, Aufrufen zu Gewalt und übler Nachrede… kurz, Nachrichten mit Verbreitungsaufforderung, die Menschen schaden können. Außerdem gibt es digitale Kettenbriefe, die über angeklickte Links Daten des Angeschriebenen ausspionieren und beispielsweise Trojaner im Nutzergerät installieren (Smartphone, Laptop etc.) Verbraucherzentrale – Das sollten Sie bei Kettenbriefen beachten Doch warum sind Menschen für Kettenbriefe empfänglich?
Kettenbriefe und Schneeball-Geschäftskonzepte

Das System von Kettenbriefen ist in gewisser Weise vergleichbar mit dem Konzept von Network-Marketing-Unternehmen: Über die Verbreitung von Weiterempfehlungen baut sich in wenigen Schritten eine Pyramide auf, die bei je zehn erfolgreichen Kontaktempfehlungen in nur fünf Schritten rund 100.000 Kontakte erreicht.
Was sind die Motive, einen Kettenbrief zu starten?
Würden Sie selbst gern einen erfolgreichen Kettenbrief starten bei WhatsApp? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Die allermeisten Kettenbrief-Creator haben soziale Bedürfnisse, die sich in ihrem Verbreitungswunsch äußern:
1. Ich habe die Einflussfähigkeit, mit meiner Botschaft viele Menschen zu inspirieren/ sie zu einer Weiterleitung zu bringen
2. Ich habe die Fähigkeit, eine wachsende Gruppe von Menschen emotional durch meine Botschaft und meine Aufforderung zur Weiterleitung mental zu beeinflussen
3. Ich bin mit geistigen Welten in Verbindung, da ich etwas ganz Besonderes bin. Diese nutzen mich als Boten, um mit magischen Inhalten Gutes oder Böses weiterzuverbreiten. Ich bin wichtig und kann Heilung (oder Zerstörung) an Menschen vollbringen. Ich bin „von oben“ gelenkter Mitarbeiter für die Rettung (oder den Untergang) der Erde.
Weitere Motive für den Start eines Kettenbriefs sind schlichter Hass, sadistische Freude an der Verbreitung von Drohungen oder Erpressungen, pure Langeweile, Freude/ Lust an der Fantasie, wie sich die Message womöglich in Windeseile verbreitet und Menschen „steuert“.
Empfindsame Adressaten
Schlimm ist, dass viele Menschen berührbar sind dafür, dass sie womöglich vom Schicksal bestraft werden, wenn sie einer Kettenbrief-Aufforderung gehorchen. Besonders Kinder, Jugendliche und Frauen sind empfänglich für solche Impulse. Sie möchten Gutes weitergeben und Schlimmes verhüten, indem sie die Aufforderung an x Kontakte weiterleiten und darauf vertrauen, dass der Sender des Ganzen eine ernstzunehmende Autorität ist.
Wie sollte man sich als Angeschriebener verhalten?
Verwerflich daran ist, dass Kettenbrief-Weiterleiter die Menschen, die sie, wie befohlen, anschreiben, unter Druck setzen. Ich selbst schreibe stets zurück, dass ich grundsätzlich keine Kettenbrief-Aufforderungen befolge, wodurch ich nach Empfinden des Senders jedoch den „Fluss der Botschaft“ durchbreche, was als verheerend wahrgenommen werden kann. Je nach Inhalt kann dadurch jemand sterben oder schlimmstenfalls der Untergang der Welt bevorstehen.
Schutz vor weiteren Kettenbriefen
Ich empfehle denen, die wie ich Kettenbriefe als versuchte Gehirnmanipulation einstufen, sich trotzdem die Mühe zu machen, dem Sender zurückzumelden, dass man die Botschaft nicht weiterleiten wird. Das schützt davor, dass dieser Kontakt noch ein zweites Mal einen solchen Versuch unternimmt. Leitet man die Message einfach nicht weiter und löscht die Nachricht, erhält man womöglich schon nach kurzer Zeit die nächste Kettenbrief-Aufforderung. Hier ein Text, den man bei Bedarf gern übernehmen kann oder etwas Ähnliches formulieren.
„Ich leite grundsätzlich nie Kettenbriefe weiter. Tut mir leid. Bitte schicke mir nie wieder einen Kettenbrief, ich würde ihn einfach unkommentiert löschen. Danke schön!“
Ansonsten bleibt im Extremfall nur der Weg, den Absender als Kontakt zu blockieren. Auch das ist überlegenswert. Gerade empfindsame Kinder und Jugendliche sind nicht selten in Gefahr, in Panik zu geraten bei Kettenbriefen mit bedrohlichen Inhalten – Kontakt blockieren, fertig.
Sind Kettenbriefe unethisch und gefährlich? Ja!
Stuttgarter Nachrichten von 2028: Nach Lynchmorden in Indien – WhatsApp will verstärkt gegen Kettenbriefe vorgehen