Auch wenn im Ruhrgebiet insgesamt die Zahl der Existenzgründungen im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr nicht ganz so stark eingebrochen ist wie auf Landes- und Bundesebene: Die Region liegt bei Gründungen mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung und Nachfolgegründungen hinter den Zahlen für Nordrhein-Westfalen und Deutschland zurück – und das schon länger. Zu diesen Ergebnissen kommt der Gründerreport Ruhr 2012 der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Ruhrgebiet, der unter Federführung der IHK Mittleres Ruhrgebiet erstellt wurde.
Der Gründerreport der Ruhr-IHKs erscheint seit 2007, zuletzt in Abständen von zwei Jahren. Der aktuelle Report nimmt das regionale Gründungsgeschehen von 2008 bis 2012 unter die Lupe. Erstmals wurden dafür nur diejenigen Gewerbeanmeldungen als Existenzgründungen gewertet, bei denen ein Unternehmen zum Vollerwerb gegründet oder übernommen wurde.
23.960 Existenzgründungen weist der Gründerreport für das Jahr 2012 aus, 11,5 Prozent weniger als 2011. In Nordrhein-Westfalen beträgt der Rückgang 12,9 Prozent, im Bundesgebiet 13,7 Prozent.
In der Emscher-Lippe-Region lag der Rückgang mit 14,2 Prozent im gleichen Zeitraum über den entsprechenden Werten im Ruhrgebiet und auch im Bundesgebiet. Gelsenkirchen hatte mit 11,5 Prozent den geringsten Rückgang zu verzeichnen.
Besondere „Hoffnungsträger“
Wer mangels anderer Erwerbschancen den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, startet typischerweise als kleingewerblicher Einzelunternehmer ohne Mitarbeiter. Diese Gründungen „aus der Not heraus“ sind besonders stark zurückgegangen. Hier macht sich die gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung bemerkbar.
Ein höheres wirtschaftliches Potenzial haben dagegen Gründungen mit Handelsregistereintragung oder mit Beschäftigten. Weil sie weniger abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sind, fällt der Rückgang mit bundesweit 8,2 Prozent und ruhrgebietsweit mit nur 4,8 Prozent weniger dramatisch aus. Allerdings zählt deutschlandweit nur jede vierte und im Ruhrgebiet sogar nur jede fünfte Gründung zu diesen besonderen „Hoffnungsträgern“. Auch bei dieser Gründungsart liegt der entsprechende Wert für die Emscher-Lippe-Region mit einem Rückgang von 9,2 Prozent über dem bundesweiten Trend und über der Entwicklung im Ruhrgebiet.
Nachholbedarf bei Unternehmensnachfolgen
Auch bei den Gründungen in Form von Unternehmensnachfolgen, die sowohl unternehmerisches Potenzial als auch Know-how und oftmals Arbeitsplätze sichern, hat das Ruhrgebiet Nachholbedarf: Ihr Anteil an den Existenzgründungen lag in den Jahren 2008 bis 2012 durchschnittlich drei Prozent unterhalb der Bundesquote. Und das, obwohl das Institut für Mittelstandsforschung Bonn die Zahl der in NRW zu regelnden Unternehmensnachfolgen für die Jahre 2010 bis 2014 mit 24.100 beziffert hat. Die Emscher-Lippe-Region bewegt sich bei dieser Betrachtung im Jahr 2012 auf dem Niveau des Ruhrgebiets (7,2 Prozent).
Insgesamt haben die Nachfolgegründungen im Vest insgesamt um 15,9 Prozent zugelegt. Dabei legten der Kreis Recklinghausen und Bottrop zu, Gelsenkirchen verzeichnet einen Rückgang.
Gründungsaktivitäten sind die Keimzelle des Mittelstandes, des Rückgrats der Wirtschaft. Als Impulsgeber für Wettbewerb, Innovation und Strukturwandel sorgen sie für die Sicherung eines leistungsstarken Wirtschaftsstandortes. Der Gründerreport Ruhr 2012 zeigt: Gerade in dieser Region schlummern noch wichtige Potenziale.
Quelle: IHK Nord Westfalen
Gründerreport Ruhr 2012 als PDF-Datei
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