Lohnt sich die Weiterbildung zum Scrum Master?

Agiles Projektmanagement findet nicht nur in der Softwareentwicklung statt. Ob sich eine Weiterbildung zum Scrum Master lohnt, ist demnach nicht nur von der bisherigen beruflichen Laufbahn abhängig, sondern ganz wesentlich davon, wie die innere Einstellung zu den Prinzipien agiler Unternehmensorganisation ist. Im folgenden Beitrag wird leicht verständlich aufgezeichnet, was Agilität und Scrum in Projekt- und Prozessstrukturen bedeutet. Erfolgreich als Scrum-Master kann man auf jeden Fall nur dann werden, wenn man sich mit den Prinzipien von Agilität identifiziert und die Bedeutung des Scrum-Frameworks bejaht.

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Grundsätzliches zum Beruf des Scrum-Masters: Da immer mehr Organisationen auf agiles Management umsteigen wollen und müssen, sind sowohl festangestellte Mitarbeiter als auch attraktiv honorierte Scrum Master Freelancer sehr gefragt. Hierbei sind neben einer nachvollziehbaren beruflichen Erfahrung als „Projektmanager mit agilem Hintergrund“ entsprechende Softskills entscheidend für den beruflichen Erfolg.

Ein Scrum-Master hat keine klassische Führungsrolle – er ist Vermittler, Motivator, Coach, Unterstützer bei Problemlösungen, Mediator – und vieles mehr. Eine wunderbare Herausforderung für Menschen, die keinen Wert auf Machtbefugnisse legen, die aus Sicht der Teammitglieder denken und selbstgesteuerte Teams wertschätzen.

Deutschland – Schlusslicht in Agilität

Deutschland tut sich noch schwer mit Agilität, Scrum, Kanban, Design Thinking. Während 88 Prozent der chinesischen Unternehmen agile Methoden nutzen und 82 Prozent der indischen Unternehmen, ist Deutschland bei einer Befragung, die von der Hochschule Karlsruhe unter 655 Unternehmen in 16 Ländern durchgeführt wurde, Schlusslicht mit gerade einmal 46 Prozent.

Agiles Management

Agiles Organisationsmanagement wird bei ziel- und profitorientierten Gruppierungen zunehmend praktiziert, da wettbewerbsorientierte Organisationen sich im digitalen Zeitalter ständig mit unvorhersehbaren Entwicklungen auseinandersetzen müssen. Nicht nur der technologische Fortschritt kann geplante Projekte und Produktentwicklungen zum Einsturz bringen, sondern auch unvorhersehbare Kundenwünsche, Mitarbeiteransprüche, Wettbewerbsbedingungen, Stakeholdereinflüsse, Gesetzesänderungen, gesellschaftliche Konflikte.

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Unternehmen müssen für die erfolgreiche Produktentwicklung und -optimierung lernen, stets aus Kundensicht zu denken. „Design Thinking“ ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Welche Sehnsüchte und Barrieren begleiten unsere potenziellen Kunden – wie kann unser Produkt diese Gefühle berücksichtigen und zum Wunscherfüller werden? Wie können wir erfolgreich in Beziehung treten – vor, während und nach der Kaufentscheidung?

Klassische Organisationen sind hierarchisch strukturiert, agile Organisationsstrukturen sind auf Netzwerke ausgerichtet. Die teambasierte Ablauforganisation denkt stets aus Sicht des Kunden und ist in der Lage, ständige Kurskorrekturen vorzunehmen.

Eisenbahn- und Schiffsreise

Einfach ausgedrückt: Das klassische Projektmanagement funktionierte wie eine Eisenbahn: Man definiert verschiedene Zwischenstationen auf der Reise, bestimmt hierfür Zeit- und Budget-Fahrpläne – und berechnet, wann der Zug den Zielbahnhof erreicht haben soll.

Das agile Projektmanagement funktionierte wie eine Schiffsreise. Ständig müssen Kurskorrekturen vorgenommen werden. Die Fahrt wird bestimmt von unvorhersehbaren Ereignissen und Wetterlagen. Kleinste Abweichungen können dazu führen, dass der Zielhafen verfehlt wird. Ständige Aufmerksamkeit, wertschätzende Fehlerkultur und die Bereitschaft zu Änderungen sind Voraussetzungen für das digitale Agieren am Markt.

Scrum

Scrum ist ein Vorgehensmodell, das von rund 90 Prozent der agil arbeitenden Organisationen eingesetzt wird. Die klassischen, weisungsbefugten Projektleiter werden zu gleichberechtigten Teammitgliedern. Der Manager wird zum Moderator.

Das Modell wurde bei seiner Entstehung inspiriert von der Selbstorganisation in der Sportart Rugby, bei der sich die Teams ihre Taktik, wie sie ihr gemeinsames Ziel erreichen, selbst vorgeben. Scrum ist somit ein Gegenentwurf zu Befehl und Gehorsam. Statt genauer Arbeitsanweisungen erhalten die Produktentwicklungs-Teams einen Freiraum, in dem sie ihr Wissens- und Kreativitätspotenzial in Eigenregie zur Entfaltung bringen können.

Das Scrum Framework

Das Scrum-Framework besteht aus wenigen Regeln. Es gibt vier Ereignisse, drei Artefakte und drei Rollen. Da zu Beginn einer Projektentwicklung ein wesentlicher Teil der Anforderungen unklar sind, wird Wert auf tägliche Zwischenergebnisse gelegt – das Gesamtprojekt wird auf den jeweils nächsten Zyklus (Sprint) fokussiert – transparent und im Team.

Scrum ist auf eine Teamgröße von drei bis neun Entwickler/Innen ausgerichtet. Obwohl die Methodik aus der Softwareentwicklung kommt, wird Scrum zunehmend auch in anderen Unternehmensbereichen angewandt, wie im Marketing, in der Bildung, in der Finanzdienstleistung, im Gesundheitswesen, in der Telekommunikation.

Die drei Hauptrollen im Scrum

Im agilen Projektmanagement gibt es drei Hauptrollen: den Product Owner, den Scrum Master und das Scrum Team.

Der Product Owner ist derjenige, der die Interessen des Kunden vertritt – manchmal ist es direkt der Kunde selbst. Der Product Owner legt die Aufgaben und Punkte fest, die abgearbeitet werden müssen, um das anvisierte Produktziel zu erreichen. Im sogenannten Product Backlog trägt der Product Owner gemeinsam mit dem Team die Anforderungen an das Produkt ein.

Der Scrum Master unterstützt den Prozess und begleitet das Team bei der Entwicklung des Projektziels/ der erfolgreichen Produktentwicklung. Der Scrum Master organisiert die Meetings. Er ist Moderator, Coach, leitet den Veränderungsprozess, sorgt dafür, dass die notwendigen Schulungen im Team erfolgreich vorgenommen werden. Zusammengefasst ist der Scrum Master dafür verantwortlich, dass Scrum als Rahmenwerk gelingt.

Das Scrum-Team ist verantwortlich für die erfolgreiche Umsetzung der Backlog-Einträge des Product Owner. Es handelt eigenverantwortlich und selbstbestimmt. Ein gutes Entwicklungsteam ist im Scrum interdisziplinär besetzt. Gute und schlechte Ergebnisse werden nicht auf einzelne Teammitglieder, sondern stets auf das gesamte Scrum-Team zurückgeführt. Die Größe des Teams sollte zehn Mitglieder nicht übersteigen

Scrum Master: Hard Skills und Soft Skills

Bild von Dirk Wouters auf Pixabay

Der Scrum Master ist gegenüber dem Entwicklungsteam eine „dienende Führungskraft“. Es ist nicht seine Aufgabe, einzelnen Teammitgliedern Anweisungen zu geben. Der Scrum Master beurteilt nicht, er hat keine disziplinarischen Befugnisse. Die unterschiedlichen Situationen, agilen Kurskorrekturen und wechselnden Team-Zusammensetzungen erfordern ein situatives, aus dem Moment entstehendes Führen.

Der Scrum Master ist der Regel-Hüter des Scrum-Frameworks. Er sorgt dafür, dass alle Teammitglieder die Scrum-Richtlinien verstehen und befolgen. Er fördert die Selbstorganisation im Team und ist für die Kommunikation mit externen Beteiligten zuständig.

Für den Beruf Scrum Master muss man ein Mensch sein, der gern Hindernisse aus dem Weg räumt. Diese Eigenschaft ist wichtiger als die berufliche Vorgeschichte, die auch Journalisten oder Sozialarbeiter befähigen kann. In der Regel haben Scrum Master jedoch eine berufliche Entwicklung vollzogen, die mit den Aufgaben von Entwicklungsteams und den Interessen von Kunden, Management und der Gruppe externer Stakeholder zusammenhängt.

Gute Scrum Master haben Freude daran, Teams dabei zu unterstützen, sich selbst zu organisieren. Sie beschützen die Teams vor Störungen von außen, schulen sie darin, das Scrum-Framework Tag für Tag umzusetzen. Der Scrum Master coacht bei Zweifeln und Konflikten, er stärkt das Selbstvertrauen und ist ein einfühlsamer Mediator.

Ein Scrum Master hat vor allem ein Ziel: die ständige Verbesserung des Teams. Der Vergleich mit einem Rugby-Trainer im Sport ist vielleicht hilfreich, um herauszufinden, ob man selbst eine Weiterbildung zum Scrum Master absolvieren möchte. Die beruflichen Chancen sind hervorragend, da (wie bereits oben im Artikel erwähnt) Deutschland der digitalen Unternehmensführung noch weit hinterherhängt und auf viele gute Scrum-Trainer angewiesen ist, um den Anschluss an das digitale Wirtschaftswachstum nicht zu verlieren.

Wir Deutschen sind es gewohnt, aus dem Sicherheitsgedanken heraus zu arbeiten – Agilität hingegen erfordert die ständige Bereitschaft, sich zu verändern. Agilität erfordert Vertrauen. Der Scrum Master erhält den notwendigen Respekt des Teams nicht durch formale Befugnisse, sondern durch seine natürliche Autorität. Die Rolle bedeutet eine ganz besondere Herausforderung, die Kreativität, Empathie und strategisches Verständnis erfordert. Scrum Master ist ein Beruf für Berufene – ein Beruf, der immer wieder Neues bereithält und sowohl fachlich als auch menschlich erfüllt.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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