Eltern machen sich zu Recht Sorgen, dass ihre Kinder zu leichtfertig mit dem weltweit verbreiteten Social Network Facebook verfahren. Viele persönliche Profile von Facebook Usern sind öffentlich zugänglich, und die Privatsphäre-Einstellungen machen es dem Nutzer wirklich nicht einfach, sich so gut wie möglich gegen unerwünschte Blicke von außen zu schützen. Doch selbst wenn Facebook bestmöglich auf „privat“ gestellt ist, können durch Funktionen wie „Teilen“, „Auf Fotos Markieren“, „Veranstaltungen erstellen“ und „Facebook Fanpage Fan werden“ ungewollte Informationen und Vorlieben nach außen dringen. Und auch die Facebook Spiele und Services auf Apps bergen Gefahren – Facebook ist nun mal ein kommerzielles Unternehmen, das nicht unbedingt das Wohl der Endverbraucher im Fokus hat…
Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?
Zunächst sollte man im ausgeloggten Zustand den Namen des Kindes googlen. So sieht man schon einmal, welche Informationen völlig offen zugänglich sind. Gerade bei Facebook Likes (Prominente, Musik, Filme, Bücher, Marken etc.) kann es einige Überraschungen geben, denn die gelikten Fanpages sind immer auch von außen sichtbar. Nutzt man gewisse Dienste wie Spotify kann eventuell öffentlich werden, welche Musik man gern hört oder welche Filme man guckt – auch das will man nicht wirklich immer Jedermann auf die Nase binden.
Außerdem behält sich Facebook das Recht vor, dass seine Werbekunden mit den Profilen der Fans ungefragt werben dürfen – sogar außerhalb von Facebook! Wenn man also Fan einer Singlebörse ist kann es sein, dass das eigene Foto mit Name und Link auf irgendwelchen externen Websites auftaucht.
Vielleicht sollte man seinem Kind den Rat geben, auf dem Profilfoto nicht zuuuu gut erkennbar zu sein, das ist schon mal ein ganz guter Schutz ;). Leider hat Facebook auch in den AGB festgeschrieben, dass man keinen Fakenamen benutzen darf, aber sehr viele Kinder halten sich nicht daran und sind durch den Nickname schon einmal nicht mit ihrem Facebook Profil so leicht zu googlen.
Als Nächstes überprüft man die Privatsphäre Einstellungen, Es gibt sehr gute Anleitungen im Internet – diese sollten aber immer aus den letzten Monaten sein, da Facebook häufiger die Einstellungen ändert.
Klicksafe.de ist wohl die beste Adresse für aktuelle Privatsphäre-Einstellungen. Die Initiative der Europäischen Union hat einen Leitfaden speziell für Minderjährige herausgebracht, auf 16 Seiten wird Schritt für Schritt erklärt, wie man das persönliche Facebook Profil bestmöglich schützt.
Kostenlos zum Download: Facebook für Minderjährige (pdf) von klicksafe.de
Am besten druckt man sich den Leitfaden aus und geht sorgfältig vor – auch erwachsene Facebook Mitglieder können da noch staunen, was sie vielleicht vergessen haben zu bedenken!
Neben der möglichst anonymen Nutzung, der vorsichtigen Fanpage-Likes und den bestmöglichen Privatsphäre Einstellungen sollte man immer davon ausgehen, dass auch Posts, Fotos und Videos, die man nun wirklich nur noch mit besten Freunden teilt, von diesen weitergetragen werden können. Da reicht schon eine kleine undichte Stelle (z.B. weil die beste Freundin gerade sauer ist oder weil man mit dem Liebsten gebrochen hat) um sich in Schwierigkeiten zu bringen. Also heißt der grundsätzliche Rat: Lade nichts bei Facebook hoch und poste nichts in diesem Netzwerk, was Du nicht auch auf eine Litfaßsäule kleben könntest.
Facebook ist dafür gemacht, um Menschen öffentlich zugänglich zu machen – wenn möglich mit ihrer ganzen Persönlichkeit – und „geheim“ ist dort nichts so wirklich… Und nie vergessen: Das Internet löscht auch Dinge nicht, die schon Jahre zurückliegen! Ist etwa ein peinliches Foto über Facebook Freunde irgendwie nach außen ins Netz gelangt, kann man es noch viele Jahre später über Google finden – das kann bei beruflichen Ambitionen ein wirkliches Problem werden – ob Partyfotos, Gamer-Vergangenheit, Jugendsünden oder sexy Körper – als aufstrebender BWL-Absolvent kann das alles auch mal eine Karriere frühzeitig zerstören im harten Kampf um die besten Stellen.
Chancen und Nutzen von Facebook
Neben all den Gefahren und Risiken sollte man nicht vergessen, dass soziale Netzwerke im Internet auch sehr wichtig und hilfreich für unsere Jugendlichen sind. Man kann sich rasch und unkompliziert verabreden, kann sich in Gruppen austauschen, wichtige Informationen weitergeben – und auch über Facebook täglich Zeitung lesen und Wissen erlangen! Es gibt einige gute Nachrichtenportale, die über ihre Fanpages täglich einen Newsüberblick geben. Fußball-Fans können ihren Lieblingsverein verfolgen und über Spieler und Spiele diskutieren. Schulklassen können in Facebook Gruppen Tipps für die nächste Klausur austauschen, sich über ausfallenden Unterricht informieren und sich gegenseitig helfen und organisieren.
Die privaten Nachrichten bei Facebook sind sehr praktisch und eine gute Alternative zu E-Mails, die Jugendliche meist sehr ungern nutzen (viel zu nüchtern und schwarz-weiß). Man kann gleich mit mehreren Freunden chatten, und auch mal auf Video umschalten. Besonders schön ist Facebook von unterwegs. Mit dem Smartphone ist man stets auf dem Laufenden – so kann man etwa auf einem Konzert sehr leicht die Freunde wiederfinden. Überhaupt kann bei Facebook Freunde finden und den Kontakt aufrecht erhalten – zum Beispiel zu alten Schulkameraden aus der Grundschulzeit. Sie alle sind ganz bestimmt bei Facebook, fast jeder Jugendliche ist bei Facebook.
Auch „Facebook Orte“ wird immer beliebter – so kann man unterwegs eine gute Pizzeria finden, die von Freunden empfohlen wurde – oder bei der es im Moment ein tolles Sonderangebot gibt. Facebook bietet viel Service, und sich davon fern zu halten, kann auf keinen Fall das Ziel sein. Eltern die ihren Kindern Angst vor Facebook machen, treiben diese womöglich in die Rolle des isolierten Außenseiters, und DAS ist wirklich schädlich.
Hier noch ein schönes Video, das gut geeignet ist, um eine Diskussion über Facebook anzuregen. Fünf Minuten, die nachdenklich machen und leider wirklich nicht an den Haaren herbeigezogen sind. Jede Zeit hat ihre Gefahren für Jugendliche – unbedarfter Facebook Gebrauch gehört leider definitiv mit dazu.