Es ist schon merkwürdig – eigentlich weiß so langsam Jeder, dass das Internet viel entscheidender ist für Kaufentscheidungen als Werbung über Fernsehen, Radio und Print – trotzdem fließen 82 Prozent aller Werbebudgets weiterhin in die klassischen Kanäle – warum? Wahrscheinlich weil alles Neue unheimlich ist und weil Konzerntanker viel viel langsamer sind beim Umlenken als die kleinen agilen KmU-Schnellboote…
Wohl jeder Selbstständige nutzt Facebook, Twitter, Xing und Co für das Eigenmarketing. Viele haben auch den (aktiv abonnierten) Newsletter für sich entdeckt – meiner Meinung nach immer noch das wirksamste Werbemittel überhaupt.
Doch allgemein sieht es in Deutschland weiterhin düster aus. Ein Forscherteam der Universität Münster und die Unternehmungsberatung Roland Berger haben nun einen aktuellen „Social Media Index“ ermittelt, der das Nutzerverhalten im Web 2.0 beschreibt – und ermittelt hat, wie häufig Social Media Kaufentscheidungen beeinflusst.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Die einzelnen Social Media Plattformen unterscheiden sich sehr nach demographischen Kriterien: Twitter und Xing werden von Deutschen mit dem höchsten Bildungsniveau geschätzt – bei Twitter sammeln sich zudem die aktivsten Web 2.0ler. Xing User verdienen mit durchschnittlich 2.000 bis 3.000 Euro netto monatlich am besten.
Facebook ist mehr ein „Volks-Netzwerk“ (ich nenne Facebook gern die „Bild-Zeitung“ unter den sozialen Netzwerken), trägt aber besonders zu Kaufentscheidungen bei. Die aktivsten Social Media User sind in NRW zu Hause, in Sachsen-Anhalt ist man am zurückhaltendsten. Norddeutsche nutzen Facebook und Co häufiger als Süddeutsche.
Der Studie nach beeinflussen die sozialen Web-Kanäle knapp ein Viertel aller Kaufentscheidungen (22 Prozent). TV und Radio hingegen sind nur mit 16 Prozent vertreten. Trotzdem fließen weiterhin 82 Prozent des Werbebudgets in diese klassischen Kanäle.
Professor Henning-Thurau von der Uni Münster meint, dass die Analyse wichtige Erkenntnisse bringt: Verbraucher, die Social Media verwenden, sind mündiger, vergleichen besser, gewichten aufgrund möglichst vieler Informationen. Empfehlungen aus dem Freundeskreis oder direkt vor Ort von Verkäufern gehen hingegen als Einflussfaktor zurück. Unternehmen sollten darauf Rücksicht nehmen und aktiv auf möglichst vielen Kanälen den Dialog mit dem Kunden suchen.
Quelle: Deutsche Handwerkszeitung