Für diese aufwändige Studie zur Werbewirkung von Bewegtbild-Spots auf verschiedenen Plattformen wurde eine Smartphone-App entwickelt, die messen und manipulieren kann, welche Werbespots die Probanden auf ihren vertrauten Plattformen sehen. Für die TV-Überprüfung verknüpften die Studienteilnehmer ihr TV-Gerat mit dem Smartphone. Fragestellung der Studie, bei der 80 Prozent der Freiwilligen aus Deutschland kamen war: Welche Spots werden wie lange und wie vollständig gesehen? An welche Spots wird sich erinnert? Wie hoch ist die Kaufabsicht nach dem eingespielten Spot? Insgesamt wurden 12 Spots aus unterschiedlichen Produktgruppen verwendet.
Das Fachmagazin Horizont berichtet ausführlich über die spannende Werbewirkungs-Studie – absolute Leseempfehlung.
Interessant sind die Ergebnisse nicht nur für Werber. Tatsächlich hat sich bewahrheitet, dass TV-Werbung mit Abstand am Besten funktioniert. YouTube-Werbung führt viel seltener dazu, dass Konsumenten sich an den Spot erinnern – oder gar zum Kaufen animiert werden. Bei Facebook und Instagram sieht es noch schlechter aus. Zitat aus Horizont: „Das heiß überspitzt gesagt: Ein Werbekontakt bei Facebook hat die Käufe überhaupt nicht beeinflusst, und auch bei anderen Netzwerken passiert nicht viel“.
Ich frage mich, warum TV so viel ernster genommen wird von den Verbrauchern als Spots in sozialen Netzwerken. Könnte es sein, dass wir aus Tradition und Vertrauen in die Leitmedien heraus auch Werbeeinblendungen als seriöser empfinden? In den sozialen Netzwerken müssen wir so viel filtern und „entlarven“, dass wir die Werbeeinblendungen womöglich in erster Linie als Spam wahrnehmen und ähnlich behandeln wie „Fake-News“ und Agitation aller Sorten.
Auf jeden Fall eine Studie, die Google und Facebook in eine Auseinandersetzung zum Thema Werbewirkung treibt.
Aus methodischer Sicht taugt die Studie der Australierin wenig. Es konnten zwar einige Variablen kontrolliert werden, die entscheidenden aber nicht. Die Testpersonen wurden vorselektiert und ungewöhnlichen Situationen ausgesetzt („Vorselektiertes TV-Programm über Handy mit Spezialadapter…“). 0 mal 1 oder 0 mal 100 ergeben immer 0. Insofern dürfen die Schlüsse hier nicht als voll genommen oder gar verallgemeinert werden.
Die TV-Vermarkter betreiben Augenwischerei. Eine Studie die so angelegt ist, muss im Prinzip die Annahme stützen, dass TV-Spots wirksamer sind. Sie gehen davon aus, dass das Medium und der Kontext keine Rolle spielen. Das Medium spielt aber eine massive Rolle – nicht zuletzt ist das erkennbar an den Nutzergruppen. Und auch hier macht die Studie eine Vorselektion.
Um TV-Werbekunden zu gewinnen mag so ein „Experiment“ vielleicht etwas bringen. Aber über kurz oder lang werden die Verkaufszahlen sprechen – und dann dürfte es nicht mehr so gut aussehen für die TV-Werbung. Sie wird analog dem Zuschaueralter zurückgehen – und der Trend genauso wenig wie das Altern aufzuhalten sein.
Vielleicht werden die Konsumenten ja auch immun gegen diese „Koberer“-Art. Aber das glaube ich nicht wirklich. Irgendwie sind wir doch wie Kinder. Unfassbar, wie sich innerhalb von 24 Stunden der erhöhte Absatz messbar belegen lässt nach einer TV-Werbung am Abend. Und wenn zeitlich verknappte Angebote gezeigt werden wie vom Media-Markt – dann geht es richtig ab. Dann macht sich TV-Werbung nachweisbar sehr bezahlt. Aber stimmt natürlich „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Und Studien sind da sehr flexibel 😉