Wenn ich meine Marketing Vorlesungen halte, amüsieren sich die Studenten gern darüber wenn ich zeige, wie preiswert es doch ist, Facebook Fans zu kaufen, Twitter Follower und YouTube Clicks. Das Geschäfts mit den Fake Accounts boomt. Und wer macht sich schon die Mühe auf einer Facebook Fanpage nachzusehen, woher die Fans kommen – oder wer genau bei Twitter folgt? Die New York Times hat über eine Untersuchung der italienischen Sicherheits-Experten Andrea Stroppa und Carlo De Micheli berichtet, die die Geschäfte mit gefälschten Twitter Followern untersucht haben.
Demnach gibt es rund zwei Dutzend Anbieter von Twitter Accounts. Diese behaupten, pro angelegten Fake Account zwischen 2 und 30 Dollar zu verdienen. Ein Anbieter erläuterte, er könne innerhalb von fünf Tagen 100.000 neue Fake-Accounts anlegen. Die Twitter Sicherheitsvorkehrungen lassen sich leicht ausschalten, und einige der Follower Händler machen nach eigenen Angaben 1 Million US-Dollar Umsatz pro Woche. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 1.000 Follower wohl im Schnitt 18 Dollar kosten. Wenn man pro Tag fünf Retweets wünscht, erhält man diese für 9 Dollar monatlich.
Andrea Stroppa und Carlo De Micheli vermuten, dass es auf Twitter zurzeit etwa 20 Millionen Fake-Accounts gibt – das wären etwa 7 Prozent aller Twitter-Accounts. Es wird wohl auch immer schwieriger, die Fälschungen zu entlarven, da ihr Verhalten nicht mehr so entlarvend ist wie früher. Warum es überhaupt einen Markt gibt für Twitter Follower, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich erhoffen sich die Kunden darüber eine gute Reputation. Ob die Rechnung aufgeht ist eine andere Sache. Aber tatsächlich gibt es viele Menschen, die eher auf ein Video, eine Facebook Fanpage oder eine Twitter Präsenz klicken, wenn dort viel Volumen ist. Genau so wie man einem Produkt eher vertraut, wenn dort viele positive Bewertungen sind. Ich fürchte dass diese unseriöse Methode zum Ziel führt – aber das macht das Ganze nicht appetitlicher.