Führt die umfassende Überwachung der Aktivitäten in einer Gesellschaft dazu, dass es weniger Kriminalität gibt? Diese Frage habe ich mir gestellt und im Web konkret danach gesucht, wie es in China aussieht – und siehe da, die umfassende digitale Überwachung trägt tatsächlich Früchte. „China gehört zu den Ländern mit den weltweit niedrigsten Raten an Tötungsdelikten, Straftaten und Vorfällen im Zusammenhang mit Waffen“ heißt es in dem Artikel aus China today von Mai 2024.
Auch in Deutschland gibt es die politische Forderung, die bereits bestehende digitale Überwachung zu intensivieren – zum Beispiel, um psychisch begründete und politisch motivierte Gewalttaten zu verhindern. Aber wollen wir wirklich die perfekte Überwachung? Sind wir bereit, den Preis für diese Form von Sicherheit zu zahlen?
Deutschland und Palantir
Eine der mächtigsten Firmen der Welt ist das US-Unternehmen Palantir, das sich auf die digitale Überwachung und deren Auswertung und Einsatzentscheidungen spezialisiert hat – sowohl in Zivilgesellschaften als auch im Krieg. Der Ukrainekrieg hat den Unternehmenswert in die Höhe schnellen lassen – ebenso wie der Wahlsieg der neuen US-Regierung.
Auch in Deutschland wird die Software von der Polizei eingesetzt – sogar für präventive Verbrechensbekämpfung. Hessen war das erste Bundesland, es folgte Bayern. Nun will auch Baden-Württemberg Kunde von Palantir werden. Der hessische Innenminister Roman Poseck ist begeistert von den Ermittlungserfolgen dank Palantir. (FR im September 2024)
Wollen wir diesen Preis von Sicherheit zahlen?
Wenn ich mich etwas gruseln will, schaue ich mir Videos an, die zeigen, wie perfekt die digitale Überwachung in China geworden ist. Sind wir auch hier im Westen auf dem Weg in eine kriminalitätsfreie Gesellschaft dank totaler Überwachung? Sicher hätte man die letzten schrecklichen Anschläge verhindern können, wenn die Polizei über die Software Palantir hätte erfahren können, wo in Deutschland sich psychisch kranke Menschen immer weiter in ihren Wunsch hineinsteigern, wahllos Menschen töten zu wollen.
Der Preis ist hoch
Doch so leben wie in China möchte ich nicht. Der Preis ist hoch. Menschen, die sich ständig fragen, ob sie sagen und tun dürfen, was sie gerade denken und fühlen, stumpfen in ihrer Menschlichkeit ab. Sie kontrollieren sich selbst und zensieren ihre Gedanken, bevor diese auch nur den Schimmer einer Chance hatten, gedacht zu werden. Sie beobachten ihre Mitmenschen – so wie wir es im Grauen des Nationalsozialismus erlebt haben.
Denunziantentum ist eine äußerst seelenzerstörende Fähigkeit. Sicher sein vor Gewalt und Betrug unter der Vorgabe, wie ein Sklave zu leben, ist für mich eine absolute Horrorvision. Wir rasen nun auch im Westen darauf zu. Lässt es sich überhaupt noch stoppen?
Hier ein ARD-Video von 2017. Aktuelles habe ich leider nicht gefunden. Die digitale Überwachung ist zwischenzeitlich so selbstverständlich geworden, dass sich Reportagen darüber nicht mehr lohnen.