Functional Freeze: Mit Vorstellungskraft aus der Lähmung zur Heilung finden

Kennen Sie das? Sie fühlen sich ständig wie gelähmt, schaffen es kaum, ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen, bemühen sich darum, „normal“ zu erscheinen, versuchen, sich selbst zu erziehen mit inneren Befehlen wie „Nun reiß Dich einfach mal zusammen…“ Wir leben in einer Welt, die sich so rasend schnell verändert, dass ständige Überforderung und der ungestillte Hunger nach Geborgenheit eigentlich fast jeden Menschen in den „Functional Freeze“ Zustand versetzen müsste.

Erstarren aus Überforderung und Stress

Wie kann es sein, dass Menschen unberührt bleiben von dem Stress durch Sinnesüberreizung, Anforderungsmaximierung, Anpassungsdruck und ständigem Lernzwang? Selbst Hochbetagte sind gezwungen, sich digital weiterzubilden, um auch nur ein Ticket für die Bahn zu ziehen oder einen Arzttermin zu vereinbaren! Im Folgenden die Auflistung typischer Symptome, die darauf hinweisen, dass Sie sich in einem Functional Freeze Modus befinden – sozusagen leben wie das gelähmte Kaninchen im Angesicht der Schlange:

Functional Freeze Symptome

1. Ein ständiges Gefühl von Lähmung, Taubheit und innerer Abspaltung begleitet Sie
2. Chronische Müdigkeit behindert Ihre Aktivitäten
3. Sie leiden an Konzentrationsschwierigkeiten und dem Gefühl, Ihr Gehirn läge im Nebel
4. Emotional sind Sie kaum erweckbar. Ob Freude, Angst oder Wut – Sie leben buchstäblich in einer flachen Gefühlswelt. So als wäre Ihnen alles egal
5. Sie ziehen sich so viel wie möglich sozial zurück. Nur wenn Sie allein sind, können Sie sich entspannen

Kämpfen, Flüchten, Anpassen, Erstarren

Erst einmal etwas Beruhigendes: Das, worunter Sie leiden, ist eine ganz natürliche Reaktion auf Überforderung in Gefahr. Auch wenn Sie das Kaninchen, das vor der Schlange erstarrt, als minderwertig und schwach abwerten mögen, es zeigt heroisch die angemessene Reaktion:

Bild von Esi Grünhagen auf Pixabay

„Hier gibt es nichts mehr zu gewinnen. Alles, was ich tun kann, ist, den zu erwartenden Schmerz und Todeskampf so flach wie möglich zu erleiden. Ich ergebe mich und schalte  um auf Einfrieren. Nichts kommt mehr wirklich an mich heran, kein Gefühl, kein Schmerz, keine Angst. Mein Herzschlag verlangsamt sich, meine Muskeln werden steif. Meine Körpertemperatur sinkt. Ich spalte mein Inneres ab und ziehe mich zurück in eine andere Welt – in eine Welt, die für das, was passiert, unerreichbar ist.“

Also, ich habe Hochachtung vor dem erstarrten Kaninchen, der erstarrten Maus, dem erstarrten Kind, das gleich wieder bestraft wird – und dem erstarrten Erwachsenen, der mit seinen Lebensumständen völlig überfordert ist und in ständiger unterschwelliger Panik lebt.

Freezing als angemessene Schutzmaßnahme

Leider schämen sich Erwachsene in der Regel für ihre völlig natürlichen und angemessenem Reaktionen. Sie bilden sich ein, sie könnten es besser. Sie bilden sich ein, andere hätten keine Probleme wegen Arbeit, Familie, Schlaflosigkeit, Grübeleien, Antriebslosigkeit.

Hallo?

Seid mal ein bisschen solidarisch mit dem Kaninchen, der Maus – und allen anderen Lebewesen, die im Angesicht des Zerfetzwerdens das einzig Richtige tun: Freezing. Dem Feind den Triumph nehmen durch die Yogi-Fähigkeit, den Geist aus dem Körper abzuspalten. Also ich finde es genial.

Was nun?

Trotz Alledem kann auch der erfahrenste Yogi, der seine Erstattungsstrategie so perfektioniert hat, dass er auf der Arbeit kaum noch eine Tasse Kaffee anheben kann, weil seine Muskeln wie gelähmt sind, nicht zufrieden sein mit seiner Fight-Flight-Freeze-Fawn Taktik des Abspaltens. (Fawn ist übrigens Anpassung: Manipulation des Feindes durch Gefallen, Gehorchen, Schmeicheln, Unterwerfung- auch irgendwie cool).

Meine Empfehlung für die Totstell-Yogis

Bild von Ondřej Vídenský auf Pixabay

Stellt Euch ein Kaninchen vor, das in einem Käfig lebt in ständiger Nähe zu einer gefährlichen Schlange, die im Nachbarkäfig mit lüsterner Gier versucht, sich durch die beiden Käfiggitter zu zwängen, um endlich ihr tödlich Werk zu genießen. Das Kaninchen wird ganz sicher chronisch krank, wenn es jahrelang nur die Erstarrungstaktik anwendet. Schlange zischt und versucht, den Kopf durch die Stäbe zu zwängen, Kaninchen (in der entferntesten Ecke des Käfigs) erstarrt. Die verlangsamten Körperfunktionen führen zu Schäden an Muskeln, Knochen, den Organen, dem Gehirn und dem Verdauungsapparat. Gar nicht gut.

Kaninchen lernt von den Zoowärtern Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken, Selbstsuggestion und feste Tagesroutinen. Mehr Möglichkeiten haben die Wärter nicht. An der Käfigsituation können sie zu ihrem eigenen Bedauern nichts ändern.

Hey! Todstell-Yogi! Bitte die Wärter um Papier und Stift! Also um viel Papier und gute Stifte! Oder um ein digitales Gerät, auf dem Du Buchstaben eintippen kannst. Oder um ein Gadget, das Deine Sprache in Text umwandelt!

Und nun geht’s los:

Du bist Batman und die Schlange ist der Joker. Lass Deine Phantasie aufblühen und rette Dein ganzes Sein mit Hilfe Deiner unbegrenzten Vorstellungskraft. Was auch immer Dir in den Sinn kommt, lass es raus! Töte die Schlange mit einem Flammenwerfer, den Du durch Manipulation den Wärtern entrungen hast (Erst Fawn, dann Fight).

Schleife in Deiner Phantasie Deine Zähne und Krallen mit Hilfe eines Wetzsteines und warte sehnsüchtig auf den Moment, wo die Schlange endlich ihr widerliches Haupt in Deinen Käfig zwängt – und zermalme sie mit der ganzen aufgestauten Wut aus Jahren Deiner Ohnmacht…

Ob Fight, Flight oder Fawn – in Deiner Phantasie steht Dir alles zur Verfügung, was eine gute Netflix-Serie ausmacht. Oder auch eine schlechte – egal! DU bist der Autor Deines Lebens, tobe Dich aus mit Papier und Stift.

Trau Dich was mit Papier und Stift!

Dein Chef demütigt Dich ständig? Oh, was wäre es herrlich, ihn die Treppe herunterzustoßen und zu verfolgen, wie er sich dreht und poltert und mit gebrochenen Knochen unten liegt. 

Nun mag man sagen: Solche Phantasien könnten in den Wahnsinn führen und Amoktäter züchten – stimmt! Du kannst ja auch ganz klein und harmlos anfangen: Chef kommt morgens rein und Du wirfst ihm einen Berg von Akten vor die Füße. „Das war’s“ sagst Du und knallst beim Verlassen des Büros die Tür zu – mit voller Wucht.

Du kannst die ständigen Meckereien Deiner Ehefrau nicht mehr ertragen? Keine Ahnung, wie weit Du gehst in Deiner Phantasie – probier es aus!

Ist frei ausgelebte Phantasie gefährlich?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Du tatsächlich zu verbrecherischen Mitteln greifst, ist vielleicht da – doch da gibt es genügend Möglichkeiten, frühzeitig einzugreifen.

So habe ich vor einiger Zeit damit begonnen, eingefrorenen Menschen die Möglichkeit zu geben, in einen Briefwechsel mit mir zu treten. Sie schreiben mir ihren Kummer, ihre Sehnsüchte, ihre Angst und ihre Erinnerungen, ich antworte darauf.

Eine wunderbare Ex-Klientin, die sich seit Jahren nicht mehr aus dem Haus traut, hatte mich um einen solchen Briefwechsel in Form eines wachsenden Buchs, das wir gemeinsam schreiben, gebeten – und es ist großartig! Sieben Wochen schon schreiben wir uns jede Woche im Dialog einen weiteren Teil des Buches, dabei wandeln sich die Themen, die Bewertungen, die Sichtweisen… Was für eine Inspirationsquelle!

Meine Klientin hatte zuvor noch nie in ihrem Leben etwas anderes geschrieben als das, was man so schreiben muss (Schule, Arbeit, Formulare, Glückwunschkarten…) doch jetzt wird sie immer aktiver und einfallsreicher!

Nutze Deine Phantasie und werde zum Schriftsteller Deines Lebens. Schau anspruchsvoll in die Zukunft und gönne Dir das, was Du am Allerliebsten willst. Höchst unwahrscheinlich, dass Du von Hass und Wahnsinn überwältigt wirst. Sollte es so kommen, ruf mich an. Im Dialog mit mir kannst Du Dich alles trauen. Die wildesten Kämpfe, die manipulativsten Taktiken und die geschicktesten Fluchtgeschichten. Schenk Dir alle Superkräfte, die Du gern hättest.

Na? Wäre das eine Möglichkeit für unser Kaninchen im Käfig? Ich glaube daran. Phantasie macht frei.

health.com: Alles über Functional Freeze (englisch)

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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