Der Social Media Strategie Leitfaden in 5 Teilen. Letzter Teil: Google verstehen und nutzen

Google+, auch gern die Geisterstadt genannt, ist nur ein Teil des Google Kosmos, den Unternehmen und Selbstständige für sich nutzen können. Im Gegensatz zu Facebook ist es Google bisher nie gelungen, sich einen bedeutsamen Namen als Social Network zu machen, obwohl es schon mehrere Versuche gab. Auch Googles YouTube ist viel mehr eine Consumer-Plattform, als ein soziales Netzwerk – Google ist wohl als Suchmaschine und Technik-Gigant einfach anders als Facebook, Twitter, WhatsApp, Snapchat… diese viele Durcheinander vieler zwitschernder Menschen und unzähligen Wörtern, Bildern und Videos macht vielleicht die Kultur eines solchen Daten-Giganten nervös? Wie auch immer, im Business wollen wir uns auf die Stärken der jeweiligen Dienste konzentrieren – und da ist Google tatsächlich großartig und unersetzbar – wenn man den Kern der Angebote zu schätzen weiß.

Ist Google+ das Herz von Google?

Als Google+ im Jahr 2011 startete, vermuteten viele Web-Experten, dass Google diese interaktive Gesprächs-Plattform zum GoogleKern des ganzen Google-Universums ausbauen würde. Die Vision war, dass die Internet-Nutzer mehr oder weniger alle ein Google-Konto eröffnen – und von Google+ aus all ihre Aktivitäten steuern: Suchanfragen, Gespräche, Video-Telefonate, das Konsumieren von Web-Angeboten, Shoppen… Wäre das gelungen, hätte es für den Konzern zwei enorme Vorteile gehabt: Zum Einen hätte man noch besser lückenlose Daten der Internetnutzer sammeln und auswerten können – zum Anderen wären Anbieter kaum um die Buchung von Anzeigen bei Google Adwords, Shopping, Places, Maps, YouTube etc. herumgekommen. Damals tobte ein Kampf zwischen Facebook und Google, der wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde – allem Anschein nach hat Facebook im Kontinent „Social“ gewonnen.

Heute wird der Bereich „Gespräche“ bei Google nach und nach wieder zurückgefahren. Die Möglichkeit, über Google Hangout Videotelefonie zu nutzen, wird wenig genutzt (wahrscheinlich wegen der verwirrenden Usability), und Google+ als soziales Netzwerk hat sich anscheinend zurückgezogen in Nischen, in denen sich Experten zu bestimmten Themen in Google+-Gruppen intensiv austauschen. Ansonsten ist Google+ Standard für Blogger. Man synchronisiert die Blogartikel mit Google+, um die Reichweite über die Google-Ergebnisse zu erhöhen. Macht keine Arbeit, uns ist bequemes SEO.

Google Hangout on Air

Dann gibt es noch Google Hangout on Air, was ganz wunderbar ist, wenn man als Blogger gern Video-Interviews führt mit Menschen, die sich an anderen Orten der Welt befinden. Hier einige Video-Interviews von Eva Ihnenfeldt bei Google-Hangout-On-Air als Beispiel:

Man muss Google Hangout On Air bei sich am Desktop, Tablet und/ oder Smartphone installieren, und schon kann man starten. Wichtig ist nur, dass die Internet-Verbindung, und dass Mikrofon und Kamera ausreichen für eine gute Übertragung. Funktioniert sogar per Smartphone erstaunlich gut!

Was Google ansonsten noch bietet

Neben den komfortablen Diensten für Blogger (SEO über Google+ und Videoübertragungen über Google Hangout) gibt es noch weitere Vorteile im Business, die Google zur Verfügung stellt:

Google My Business: Der optimale „Branchenbuch-Eintrag“ im Web: Mit Bildern, Bewertungsmöglichkeiten, Navigationsanbindung, allen Kontaktmöglichkeiten und weiteren Informationen – und natürlich mit der Verlinkung zur Firmenwebsite. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Unternehmen gibt, die auf diesen tollen Service verzichten. Abgesehen davon, dass es dumm wäre, keinen eigenen Business-Eintrag zu erstellen, weil jeder Google-Nutzer selbstständig über eine Bewertung ein Google-Profil des Unternehmens veröffentlichen kann – und dann ist es mühevoll, dieses Profil zurückzuerhalten.

Google YouTube: Videos werden immer selbstverständlicher im Marketing. Ob es Anleitungen, Einblicke ins Unternehmen, Interviews oder Werbevideos sind – der Kunde und Interessierte wünscht sich lebendige Einblicke ins Unternehmen. YouTube Videos sind schnell erstellt und suchmaschinenrelevant. Dank Smartphone gibt es viele Möglichkeiten, sich in „Bewegtbildern“ auszudrücken. Zwar ist es heute noch so, dass die meisten Unternehmen Scheu davor haben, sich abseits von Werbe-Hochglanz-Video-Spots zu präsentieren, doch da auch bei Facebook die spontanen Live-Videos zur Normalität werden, sinken die Barrieren. Zumindest sollte man einen YouTube-Kanal registrieren, so wie man auch ein Unternehmensprofil bei Facebook, Google MyBusiness und Twitter hat. Es gehört zur digitalen Ausrüstung jedes Unternehmens – selbst wenn man keine Video-Strategie betreibt.

Google Alerts: In der Zwischenzeit ist es möglich, auch ohne Google-Konto den Markt über Google Alerts zu überwachen. Google Alerts funktioniert sehr einfach. Ich gehe auf die Seite, gebe Keywords ein, zu denen ich gern informiert werden möchte, wenn im Web darüber gesprochen wird, und entscheide, wie oft, aus welchen Quellen und an welche Adresse ich die Ergebnisse geliefert bekommen möchte. So kann ich den guten Ruf meines Unternehmens überwachen und Marktanalyse betreiben – zu bestimmten Themen, zu Benchmarkpartnern und/ oder Wettbewerbern. Extrem wichtig für alle, die geschäftlich tätig sind im digitalen Bereich, da man sonst womöglich lange nicht erfährt, wenn negative Bewertungen abgegeben wurden – oder wenn öffentlich Kritik geübt wird.

Google Analytics: Viele Unternehmen haben mit ihrer Website nur eine „elektronische Visitenkarte“ im Internet. Es gibt keine Bewegung, keine Neuigkeiten, keinen Blog, keine Verbindung zu sozialen Netzwerken, keine Möglichkeit zu kommentieren. Doch selbst diese Website-Betreiber sollten Google-Analytics in ihren Quelltext einbauen, um die bittere Wahrheit zumindest zu akzeptieren: Besucht wird die Website nur dann, wenn jemand konkret nach dem Unternehmen googlet. Ansonsten kann auch das perfekteste und teuerste SEO kaum etwas ausrichten, um die Findbarkeit und Reichweite zu erhöhen. Ohne Bewegung gibt es eben keine Bewegung!

Für alle, die digitales Marketing ernst nehmen, ist Google Analytics (oder ein alternatives Analyse-Tool wie piwik) die Grundlage, um gezielt und effektiv Content-Marketing betreiben zu können. SEO basiert heute vor allem auf Content-Marketing, und ohne die Analyse, welche Besucher über welches Verhalten mit welcher Motivation auf meine Website gekommen sind, kann ich mich nicht entwickeln. Ich sehe ihr Interesse, ich sehe, ob sie zufrieden mit den Ergebnissen waren, ich sehe, wie wichtig soziale Netzwerke für meinen Besucherstrom sind… Google Analytics ist die Buchhaltung unseres digitalen unternehmerischen Verhaltens. Aber wie gesagt: Es gibt Alternativen wie Piwik und Etracker – zu der „Datenkrake“ von Google kommen wir später.

Das Google Konto: Google Konto und Googlemail sind im Grunde genommen identisch. Eine Googlemail-Adresse bietet viele Vorteile. Jeder Provider und jeder Mail-Dienstleister hat die wichtige Aufgabe, Spam herauszufiltern. Doch die Qualität dieser Spamfilter ist sehr unterschiedlich. So stellen wir immer wieder fest, dass unser Provider wichtige Benachrichtigung in den Spamfilter oder sogar ins „Nirwana“ verschiebt, da die Filter nicht perfekt funktionieren. Da Google so viele Daten über uns sammelt und auswertet, ist der Filter extrem gut bei Googlemail. Sollte sich doch einmal ein Absender im Spam-Filter verirrt haben, können wir direkt und komfortabel mitteilen, dass wir das nicht wollen – und Google lernt. Natürlich gibt es auch andere Mail-Anbieter, die einen sehr guten Spam-Filter haben – doch Googlemail ist auch ansonsten sehr komplex und bietet viele Vernetzungen und Vorteile, die praktisch sein können.

Neben den Googlemail-Vorteilen bietet das Google-Konto den Vorteil, auf viele Google-Produkte direkt zugreifen zu können, die ich mit den verschiedenen webfähigen Endgeräten nutze. Google Kalender, Google Drive, Google Notizen, Google Maps, Google Fotos, Google Now… Diese cloudbasierten Dienste sind nicht nur sehr hochwertig und komfortabel, die Daten sind auch dann noch vorhanden, wenn etwas mit den Endgeräten passieren sollte. Wobei wir nun direkt beim letzten Thema sind: Google und die Datensicherheit.

Google und die Datenmacht: Vorteil oder Risiko im Business?

Es ist verständlich, wenn viele Menschen Google misstrauen, weil das Business-Modell von Google unzweifelhaft auf der Qualität und Masse von Daten beruht. Die Auswertung und der Einsatz dieser Daten dient nicht nur dazu, gezielt Werbung einzuspielen und zahlenden Kunden Informationen zu übermitteln – die Daten dienen auch dazu, die Dienste von Google permanent zu verbessern. Vergleicht man Apple, Amazon und Google, die ja zurzeit alle Drei mit sprachgesteuertern Services auf dem Markt sind, ist Google definitiv mit Abstand die intelligenteste Lösung. Vor Allem, wenn man Google Now auf dem Smartphone verwendet, stellt man staunend fest, wie sicher Google bei der Interpretation der persönlichen Suchanfragen ist – oder wie perfekt die „Sekretärin“ Google funktioniert, wenn man per Sprache einen Text eingibt und sieht, wie Google sich sogar häufig in Windeseile selbst verbessert, weil sie zunächst ein Wort falsch interpretiert hat. Das ist Business Intelligence – faszinierend!

Natürlich wird niemand schützenswerte Business-Interna an Google oder Facebook oder Amazon weitergeben wollen – obwohl es nicht so leicht ist, die Weitergabe persönlicher Daten zu vermeiden. Es gibt viele Big Player in der Datenindustrie, sich davor zu schützen, ist nicht leicht. Meines Erachtens ist jedoch der Mehrwert dieser auf Daten basierenden Qualität bei den verschiedenen Google Produkten dermaßen hilfreich im Business, dass es sich lohnt, genau zu analysieren, welche Daten und welche Korrespondenz tatsächlich auf deutschen Servern geschützt werden muss – und sich dafür eine praktikable Lösung zu suchen, die auch Hackerangriffe vermeidet. Geschäftsgeheimnisse sind natürlich zu schützen vor der Konkurrenz und Angriffen von Hackern – keine Frage.

Doch die Datenkompetenz von Google geht viel konform mit unserem Wunsch im Business, öffentlich sichtbar zu sein und öffentlich gefunden zu werden. Wir wünschen uns im Normalfall als Anbieter eine möglichst große Öffentlichkeit, gerade deshalb wird ja auch Geld in Werbung, Verkaufsförderung und PR investiert! Sicher kann ich für meine Business-Bedürfnisse viele verschiedene Lösungen finden – oder auf kostenpflichtige Angebote zurückgreifen, doch die Qualität der Ergebnisse bei den verschiedenen Google-Diensten kann niemand erreichen. Bei Google Maps merkt sich sich meine Android-App sogar auf der „Zeitachse“ alle Stationen, bei denen ich war – mit Uhrzeit und Kilometerangabe, sogar meine Fußgänger-Standorte! Im Grunde genommen ein perfekter Ersatz für das Fahrtenbuch, eigentlich müssten Finanzämter die Zeitachse von Google lieben.

Privatsphäre schützen im Google Konto

Google legt viel Wert darauf, dass alle Vorteile, die durch die Datensammelwut entstehen, freiwillig sind. Im Google Konto lässt sich sehr genau einstellen, wie die eigenen Privatsphäre geschützt werden soll. Und selbstverständlich könnte ich in meinem Smartphone einstellen, dass ich eine Ortung und die „Zeitachse“ (die natürlich nur ich sehen kann) nicht wünsche. Doch da ich im Business tätig bin, habe ich andere Interessen und andere Prioritäten als Privatverbraucher. Ich arbeite strategisch mit dem Internet und bin dankbar für alle Vorteile, die mir Daten bieten.

Fazit

Jeder sollte für sich überlegen, welche Vor- und Nachteile die Datenqualität von Google für sich und das eigene Business bedeutet. Man kann Webbrowser im privaten Modus nutzen, man kann Tracking so weit wie möglich vermeiden, man kann Dienste bewusst so auswählen, dass man auf deutschen Servern bleibt. Hinzu kommt die unsichere Rechtslage, die Unternehmen bei der Nutzung amerikanischer Digital-Anbieter unter Druck setzt. Für mich wäre es ein schwerer Eingriff, wenn ich auf die Datenqualität von Google verzichten müsste (gerade für die personalisierte Google-Suche, für E-Mails, Webanalyse, Ortung und Spracheingabe). Hier hilft nur Bewusstheit, um für sich und das eigene Unternehmen die passgenaue Lösung zu finden.

Social Media Leitfaden in 5 Teilen

Eva Ihnenfeldt hat diesen Leitfaden geschrieben und in 5 Teilen hier in den SteadyNews veröffentlicht. Wenn Sie diesen Leitfaden gesammelt als ein PDF Dokument erhalten möchten, dann registrieren Sie sich einfach hier für unseren Newsletter!

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Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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