Follower kaufen bei Instagram – ja oder nein?

Eigentlich ist ja das deutsche Gesetz gegen den „unlauteren Wettbewerb“ sehr streng. Viele Unternehmen haben schon teure Abmahnungen erhalten, weil sie unbeabsichtigt gegen Vorschriften verstoßen haben, die auf dem UWG beruhen. Und tatsächlich ist es wichtig, Verbraucher und Mitbewerber vor Täuschungen zu schützen und dafür Sorge zu tragen, dass diese sich auf Versprechen und Aussagen von Anbietern verlassen können. Leider ist es im Social Media Bereich nicht so. Massenhaft werden Follower, Likes, Kommentare und Klicks gekauft, um Reichweite, Einfluss und Zuspruch vorzutäuschen. Marken, Künstler, Influencer, StartUps, Händler… der Markt ist riesig und die Preise erschwinglich. Nun hat mich ein wunderbarer Ex-Student gefragt, wie ich persönlich dazu stehe – sollte man bei Instagram und Co Follower und Interaktionen kaufen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen?

Ist es riskant, Follower zu kaufen?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Ja, auf jeden Fall ist es riskant, Fakes zu kaufen. Zum Einen könnten soziale Netzwerke wie YouTube oder Instagram Accounts herabstufen oder sperren –  zum Anderen könnten die vielen „toten“ Fans, Abonnenten und Follower den Account zur schwergewichtigen Leiche umfunktionieren. Social Media Influencer unterliegen zusätzlich der Gefahr, dass potentielle Kooperationspartner auf die Zusammenarbeit verzichten, wenn sie über Tools feststellen, dass eine bedeutende Zahl der Follower und Interaktionen gefaked sind.

Von daher sollte man sich erst umfassend informieren und vielleicht in Facebook-Gruppen austauschen, bevor man sich in diese verführerischen Abenteuer stürzt.

Ist es unmoralisch, Follower zu kaufen?

Ich habe bis Mitte letzten Jahres selbst als Dozentin Social Media unterrichtet. Mehr als zehn Jahre war ich leidenschaftliche Vertreterin der digitalen „Graswurzelrevolution“, die Sender und Empfänger in eine gewisse Gleichberechtigung brachte.  Diese Zeit ist vorbei. Es gibt zwar noch viele Nischen und Communities, in denen der Geist des Respekts und der Gleichberechtigung weiter lebt – auch in den großen sozialen Netzwerken und auch bei StartUps und profitorientierten Unternehmen – doch im Allgemeinen hat der Vertrieb die Oberhand gewonnen.

Dank der hervorragenden Tracking-Technologie, der fortschreitenden Automatisierung und dem psychologischen Feintuning wird meisterlich gelenkt, verführt, manipuliert, getäuscht. Ich nehme das hin wie das Wetter, möchte mich jedoch nicht aktiv daran beteiligen.

Ob es unmoralisch ist, den Menschen unter rein profitorientierten Aspekten zu nutzen? Nun ja, früher waren Menschen in erster Linie Produktionsmittel, heute sind sie in erster Linie Konsumenten. Das Wachstumsrad der ökonomischen Geistesrichtung muss sich weiterdrehen. Lieber verführter Konsument sein als ausgelaugter Fabrikarbeiter, lieber im Luxus schwimmen als sich mit dem Lebensnotwendigen zurechtfinden. Ich bewerte das nicht, gehöre selbst zu den Konsumenten – freue mich allerdings an allen Menschen, die (aus welchen Gründen auch immer) diesen Planeten nur behutsam nutzen.

Warum dulden Google, Facebook, Twitter und Co die vielen Fake-Aktionen?

Die Digitalkonzerne stehen im Zwiespalt zwischen Nutzerzuspruch und Zuspruch ihrer Werbekunden. Würden sie konsequent gegen Fake-Follower, Bots und gekaufte Interaktionen vorgehen, würden sie auf einen Schlag einen Großteil ihrer Werbeeinnahmen verlieren. Denn die Anzeigen-Preise berechnen sich natürlich ebenfalls an den Nutzer-Statistiken. Was die User betrifft, ist es den Big-Playern wichtig, dass sich diese möglichst häufig und möglichst lange auf ihren Plattformen bewegen. Wohin sich das in Zukunft bewegt, weiß ich nicht. Sollten die Nutzer ihr Vertrauen in die Plattformen verlieren, wäre das eine Katastrophe. So gibt es bei Facebook weltweit Versuche, Likes bei Instagram vor den Nutzern zu verbergen – sicher auch, um diesen schwierigen Spagat zu schaffen. Wir werden sehen.

Für das einzelne Unternehmen bedeutet die Massen-Verfälschung, entweder damit zu leben, dass man nur eine begrenzte Reichweite realisieren kann – oder mitzumachen bei dem Spiel. Doch wenn Ihr diese Option wählt, seid bitte vorsichtig. Die Risiken sind enorm, und naiv spontan würde ich es auf keinen Fall tun. Gekaufte Fans, Follower, Kommentare, Views und Likes sind zwar günstig – können aber teure Konsequenzen nach sich ziehen.

Sehr guter Beitrag zum Massenmarkt Fake-Accounts und Fake-Interaktionen:
Onlinemarketing.de Interview mit CEO Alexander Frolov von HypeAuditor

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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