Die meisten Menschen in Deutschland setzen ganz eindeutig ihren Fokus auf WhatsApp, wenn es um digitale Vernetzung geht. Bei Facebook ist zwar fast jeder – doch die meisten gehen kaum noch rein. Instagram wird immer mehr zum „Schaufenster-Bummel“ und „Hinter den Gardinen-Puppenhaus“. LinkedIn ist so verspamt, dass es vielen lästig geworden ist – und TikTok polarisiert. Entweder man liebt es oder man hasst es. Und wie halte ich es mit meinen sozialen Netzwerken?
Am Häufigsten bin auch ich bei WhatsApp – täglich sicher fünf- bis zehn Mal. Wobei WhatsApp eigentlich kein soziales Netzwerk ist sondern ein Messenger. Posts sind nicht öffentlich sichtbar, es gibt keinen Stream, von dem man sich inspirieren lassen kann. Doch vergleiche ich meine Messenger, steht WhatsApp unangefochten an der Spitze. E-Mails ersetzen in erster Linie den Briefkasten, sind beruflicher, vertraglicher oder unpersönlicher Natur. Der Facebook-Messenger ist eine gute Alternative zu WhatsApp, ist auf allen Desktops zugänglich, erlaubt aber nur Sprachnachrichten von 60 Sekunden. Telegram, Signal und Co sind nicht mein Ding.
Bei WhatsApp ist so gut wie jeder, darum muss WhatsApp sein. Allerdings bemühe ich mich, WhatsApp von Überflüssigkeiten frei zu halten. Ich mag keine Sprüche, Witze, Kettenbriefe – und auch die Kommunikation in Gruppen versuche ich so zielführend wie möglich zu halten. Niemand von uns leidet an Reiz-Unterflutung. Wir alle ertrinken an Entertainment und BlingBling. Darum bin ich sparsam bei WhatsApp. Aber Sprachnachrichten habe ich schätzen gelernt. Man muss sich daran gewöhnen, doch sie haben wirklich ihre guten Seiten. Schnell, emotional eindeutig, direkt und unverfälscht. Wenn man darauf achtet, sie am rechten Ort zur rechten Zeit abzuspielen, können sie eine echte Kommunikations-Bereicherung sein.
Ich gehe wirklich gern shoppen – aber bitte in der realen Welt. Dort sehe ich Menschen, kann Produkte anfassen, kann mich mit Essen und Trinken verwöhnen, kann mit Freundinnen den Trip genießen. Das heutige Instagram ist für mich keine Alternative. Brauche ich ein Produkt, das ich online bestelle, nehme ich Amazon oder einen anderen Online-Händler. Ich suche gezielt, vergleiche Preise, lese Rezensionen und Testberichte… Instagram als Shoppingkanal ist mir unsympathisch, da ich es nicht mag, wenn ich ohne eigene Willensbekundung verführt werden soll. Ich mag es auch nicht, wenn Verkäufer im Laden mich zu irgendeinem Kauf animieren wollen. Einfach nicht mein Ding.
Neben den ungeliebten Shopping-Inspirationen nerven mich die Instagram-Stories ungemein. Ich bin ein Mensch, der auch durch Holland laufen kann, ohne permanent in die gardinenlosen Fenster zu gucken. Mich interessiert nicht, was Prominente oder persönliche Bekannte gerade tun oder woran sie gerade denken. Ich stimme zwar absolut zu, dass kleine Videos hundert Mal interessanter sind als Fotos – doch die Instagram-Videoformate sprechen mich nicht an. Bei den Stories habe ich keinen Zugriff auf die Interaktionen der anderen Nutzer und fühle mich einsam, und mit IGTV, Reels etc. Bin ich nie warm geworden. Videos schaue ich bei YouTube oder TikTok. Instagram ist einfach nicht für mich gemacht.
TikTok
TikTok hat für mich eindeutigen Suchtcharakter. Ich öffne nur selten die App – aber wenn ich es mache, dauert es mindestens eine halbe Stunde, bis ich es schaffe, sie wieder zu schließen. TikToks Algorithmus ist dermaßen ausgefeilt, dass ich genau die Videos vorgeschlagen bekomme, die zu mir passen. Ich muss niemandem folgen, nichts steuern, kann mich einfach von den unzähligen Kurzvideos aus aller Welt überraschen lassen. Da wird getanzt, gesungen, es werden Sketche zum Besten gegeben. Anwälte, Polizisten, Pfleger und Omas versuchen sich an der Kunst der Unterhaltung. TikTok ist niedlich, imposant, albern, kraftvoll, mutig, erstaunlich, sexy, zu Herzen gehend. „Nur noch eins“ sagt mein Gehirn, und so scrolle ich mich stundenlang durch diesen Überraschungsdschungel bis es mir endlich irgendwann langweilig wird – aber das dauert. TikTok erlaube ich mir höchstens einmal monatlich, es ist mir einfach zu zeitraubend – und letztendlich geklaute Lebenszeit.
Heute früh war ich nach Wochen wieder bei LinkedIn. 58 neue Kontaktanfragen, ebenfalls über 50 Nachrichten. Die Kontaktanfragen waren wie immer zu über 90 Prozent von Verkäufern und automatisierten Programmen. Auch die Nachrichten waren bis auf drei (die ich Untreue wochenlang nicht gefunden und beantwortet habe) alles Akquise-Nachrichten von Verkäufern. Mal plump, Mal automatisiert massentauglich, Mal psychologisch geschickt – egal.
Auch in meinem LinkedIn-Newsstream sehe ich fast nur werbliche Botschaften und merkwürdige Selbstanpreisungen. Die E-Mail-Benachrichtigungen hatte ich irgendwann abbestellt, werde die Funktion aber doch wohl wieder aktivieren, weil ja ab und zu auch ein echter Kontakt dazwischen ist. Mein LinkedIn-Profil lasse ich auf jeden Fall stehen, da es schon klug ist, als Selbstständige sichtbar zu sein in den Business-Netzwerken.
Facebook ist seit Langem mein Lieblings-Portal, da ich dort meine Kontakte eingesammelt habe und wir häufig gute Gespräche über die Kommentarspalte führen. Facebook ist für mich wie ein Schlendern über den Marktplatz. Ab und zu treffe ich jemanden, den ich lange nicht gesehen habe. Ich erfahre über Facebook, wie es meinen engeren Kontakten geht – und ich bekomme Inspirationen für Veranstaltungen. Facebook ist unverbindlich, setzt mich nicht unter Druck – und zeigt mir häufig, wenn jemand Geburtstag hat. Dann kann ich gratulieren. In Facebook-Gruppen kommuniziere ich selten – aber gerade die Gruppen aus meiner Stadt sind mir wichtig, da ich dort mit den Menschen verbunden bin, die auch in Witten leben. Das ist schön.
YouTube
YouTube ist bei mir eine Alternative zu Podcasts. Ich schaue nur Videos bei YouTube, die auch gern im TV bzw. im Streaming sehen würde. Vorträge, Diskussionen zu Politik, Finanzwirtschaft, Philosophie… Anleitungen und ab und zu ein Hörbuch. Manchmal suche ich auch nach Videos zu Musik, die mir gefällt. Da ich gern Deutsch-Rap höre, interessieren mich auch die Künstler und deren Ansichten. Bei Künstlern, die mir gefallen, schaue ich mir gern Interviews an oder suche nach weiteren Werken, die sie vielleicht mit anderen Musikern publiziert haben. YouTube ist mein Kanal für Informationen, Hintergrundrecherche und vertiefenden Zugang. Meist schaue ich YouTube über FireTV, oder auf dem Tablet.
Fazit
Natürlich ist es möglich, ein Leben ohne Social Media zu führen – aber warum sollte man? Je nachdem wie die Lebensumstände sind, reguliert es sich von allein, wie viel Zeit man dort verbringt. Ich kenne Menschen mit Sozialphobie, für die der verstohlene Besuch in einem sozialen Netzwerk der einzige Außenkontakt ist, den sie in schlechten gesundheitlichen Phasen zulassen können. Selbstverständlich kann die digitale Scheinwelt auch bedrücken, kann neidisch machen und am Selbstwert nagen. Der Rückzug in die digitale Welt kann einsam machen, handysüchtig,
Doch man kann auch Gleichgesinnte kennen lernen, kann sich über Probleme, Herausforderungen und Interessen austauschen, man kann sich vernetzen, verabreden, gemeinsame Projekte starten, sich verlieben. Social Media ist, was Du daraus machst. Ich möchte es nicht missen,