Sind Sportler eigentlich die geborenen Influencer? Lieben sie es, ständig ihr Leben zu inszenieren und ihren Fans ihr Glück zu dokumentieren wie eine Daniela Katzenberger, die damit wirklich hervorragende Geschäfte macht? Macht es Spaß, eine „Markenidentität“ aufzubauen und zu pflegen, um sich in Krisen nicht ausgeliefert zu fühlen durch Presse und anderen Medien? Jetzt, wo die WM der deutschen Mannschaft das Aus gebracht hat, wird sicher Social Media für die einzelnen Spieler wieder einmal sehr wichtig sein.
Neben den Vorteilen bedeuten Instagram und Co auch diplomatische Herausforderungen für die jungen Männer: Wie kann man Authentizität, Motive, Privatleben und Business in Übereinstimmung bringen? Wie kann man die Karriere fördern und gemeinsam mit Beratern und Agenturen ein sympathisches Bild vermitteln – ohne unauthentisch zu wirken, in Shitstorms zu geraten oder des Fan-Verrats bezichtigt zu werden?
Markenmanagement und Kommunikation von Sportlern
Unsere Profi-Fußballer scheinen ständig dazuzulernen. Social Media in der Fußballwelt hat sich immer weiterentwickelt. Für die Sportler bringen die Selbstinszenierungen Vorteile in Bezug auf ihren Marktwert und bei der Verhandlungen mit Marken. Phrasen und blütenreine Imagekampagnen sind allerdings nicht mehr erwünscht bei den Fans – der Ruf nach Ehrlichkeit, klarer Kante und emotionaler Berührung fordert viel von den Sportlern.
Inszenierung oder Positionierung?
Dieses interessante Interview aus ovb-online mit Nicolas Fink, Experte für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit an der SRH Fernhochschule, hat mich nachdenklich gemacht. Dieser geht sehr differenziert auf die Vor- und Nachteile ein, die mit der transparenten Kommunikationskultur verbunden sind. Sind die Profi-Fußballer „Täter“ oder „Opfer“? Sind sie Spielball der Sponsoren oder selbstbewusste Unternehmer, die das Recht auf eine eigene Stimme strategisch geschickt einsetzen können und sich so für Krisen wappnen?
Schwächen zeigen – Fehler machen – klare Kante
Früher sagte man gern: „Menschen sind keine Götter“ – heute in der digitalen Welt passt wohl besser „Menschen sind keine Roboter“. Sportler, die Schwächen zeigen, Fehler machen und ehrlich ihre Meinung sagen, sind auf jeden Fall beliebter als Phrasendrescher, die unangreifbar bleiben. Ich wünsche den Heimkehrenden, die nun kommunikativ Schweres zu bewältigen haben, dass sie selbstbewusst ihre eigene Kommunikationskultur leben – ob offen oder zurückhaltend – und dass sie unsere Social Media Welt nicht als Fluch empfinden, der unglücklich macht und Ängste schürt.