Stellen Sie sich vor, sie sitzen vor dem TV und sehen einen Werbespot. Als Facebook-Partner hat das werbende Unternehmen ein unhörbares Signal im Spot eingebaut. Dieses Signal aktiviert Ihr Handy-Mikrofon. So kann Facebook erfahren, ob (und wie) Sie über das beworbene Produkt sprechen, ob Sie die Werbung wegklicken oder vorspulen – und es können diese Daten mit anderen persönlichen Informationen (Adresse, Einkommen, Beziehungsstatus etc.) abgeglichen werden. Genau auf diese Methode hat Facebook in den USA einen Patentantrag eingereicht. Der Konzern beteuert allerdings, dass er diese Möglichkeit niemals praktisch einsetzen will – es geht nur darum, die Technik zu schützen, damit kein anderes Unternehmen sie kopieren und anwenden kann.
Während die EU versucht, die persönlichen Daten von Bürgern über die EU-DSGVO und andere Verordnungen zu schützen, ist es global nahezu unmöglich, wirkliche Transparenz in den Umgang mit digitalen Daten zu bringen. Wie die Süddeutsche in dem Artikel zu diesem Patentantrag schreibt, bleibt uns nicht anderes übrig, als den Beteuerungen des Unternehmens Facebook zu glauben – oder eben nicht.
Immer mehr Menschen fühlen sich von ihrem kleinen ständigen Begleiter verfolgt und versuchen, sich im Alltag davor zu schützen, indem sie die Smartphones in einem anderen Raum ablegen, ausschalten, sorgfältig auf Zugriffe untersuchen und/oder mit speziellen Schutzhüllen und Wanzenerkennungs-App absichern. Oder sie steigen um auf klassische Handys ohne Internetzugang. Verrückte Zeiten nicht wahr?
Süddeutsche Zeitung vom 28. Juni 2018: Facebook und der Patentantrag zum Mikrofon-Lauschangriff