Keine Büttenrede zu Opel

Das ist keine lustige Büttenrede, das ist eher eine melancholische Rosenmontagsrede. Ich widme sie meiner Familie, die hier im Ruhrgebiet von den Anfängen der industriellen Revolution an einwanderte, um zu arbeiten. Den Familienangehörigen, die im Bergbau arbeiteten, an Steinstaublunge starben, den SPD-Mitgliedern, die sich heimlich während der Nazi-Zeit in der Laube trafen, den Aufsteigern, die nach dem Krieg Karriere machten: als Meister, Ingenieur, sogar als Beamter… Wenn Opel stirbt, geht ein großer Teil dieser Familie mit drauf-und ich weiß nicht, was dann wird…

(K) eine Büttenrede für Opel

Wie herrlich war doch dieses Land,
als noch der Kapitalismus stand.
Die Arbeiter hier, die Bosse da –
Wozu man gehörte, war stets klar.

Die Arbeiter hassten Kapitalisten zwar laut,
doch so wie man Eltern hasst – und trotzdem braucht.
Die Bosse verdienten an der Arbeit nicht schlecht,
Es gab den einsichtigen Herrn und den organisierten Knecht.

Doch heute? Verpufft sind die klaren Parteien,
verpufft alte Werte, geschlossene Reihen.
Verpufft ist der Traum vom Ruhestand,
von Betriebsrenten, Demos und Ordnung im Land.

Die Arbeiter stehen mit schreckweitem Mund,
und starren in einen Globalisierungsschlund.
Da kann man ruhig schimpfen, diskutieren und fleh’n –
wer nicht mehr gebraucht wird, der muss eben gehen.

Die Kinder vergammeln mit Computer und Drogen,
was will man ihnen erzählen? Ist ja doch nur gelogen.
Die Eltern, die bangen um die Schulden für’s Haus –
„Wenn das alles wahr wird – dann müssen wir raus!“

Wahrlich, es kommen finstere Zeiten,
für alle, die dachten, es würde so bleiben,
für alle, die vertrauten auf Rechte und Stand,
auf Autos, auf Lohn, auf den Ottoversand.

Es tut mir so leid, ich möchte fast weinen,
doch Mitleid tut weh, es rettet ja keinen.
Ich kann Euch nur bitten: Verzweifelt jetzt nicht.
Vergeudet die Zeit nicht mit Jammer-Gericht.

Denkt nicht an Gewalt – es wird keine geben.
Hofft nicht auf Krieg – schöner ist es, zu leben.
Zeigt Euren Kindern, dass Ihr es schafft,
zieht Euch aus dem Sumpf mit eigener Kraft.

Vielleicht wird man in zwanzig Jahren dann sagen:
Wie gut war der Sturm in vergangenen Tagen.
Wo das Modell von Boss und Knecht zusammenbrach,
und seinen moralischen Schwächen erlag.

Wo die Menschen begannen, sich selbst zu vertrauen,
nicht mehr nur auf Zwang ihr Leben bauen,
nicht mehr dem gehorchten, was andre befahlen.
Nicht mehr nur strebten nach Besitz und nach Zahlen.

Das Leben ist kostbar, ist bunt und ist reich,
in unseren Möglichkeiten sind wir alle gleich.
Ob Kunst, Handwerk, Kochen, ob Philosophie,
jeder ist gut, braucht nur Mut und Phantasie.

Ihr Knechte, seid klug und nutzt diese Zeit,
schließt Euch zusammen, seid zum Freisein bereit.
Gründet was Neues, so Vieles ist offen –
Bringt die Kinder zum Staunen: besser TUN anstatt Hoffen!

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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