Messenger statt SMS, Social Media und E-Mail: Drei Viertel nutzen sie (fast) täglich

Die weltweite digitale Verknüpfung der Menschen in Echtzeit erfährt eine ständige Wandlung. Während man vor fünfzehn Jahren in Sparten-Netzwerken wie MySpace, Lokalisten und StudiVZ kommunizierte, sammelte Facebook in den folgenden Jahren alles ein und bereinigte gründlich den Social Network Marktplatz. Das hatte Folgen: Durch die grenzenlose Daten-Weitergabe an Kunden und durch die Ausweitung der Nutzer auf Verrückte und Zerstörer ließen sich immer mehr Menschen einschüchtern.

Heute sind es nur noch wenige, die sich offen und wehrlos bei Facebook, Instagram und Co ausdrücken. Stattdessen hat Facebook’s WhatsApp die Führung im Konzern übernommen. Drei Viertel der Smartphone-Nutzer in Deutschland nutzt fast täglich Messenger-Dienste. Doch was genau sind die Ursachen für den Rückzug ins Private?

Angst vor Verrückten und Zerstörern

Vor Kurzem berichtete mir eine junge Frau im Zug, dass sie nicht mehr aktiv bei Facebook ist, weil sie sich dort verfolgt fühlte von einem Studenten, der sie wohl attraktiv fand. Der Werbende war rechts gesinnt und kommentierte ausgiebig bei Posts, in denen sie für Mitgefühl gegenüber Geflüchteten warb. Als sie begann mit ihm über Menschlichkeit zu diskutieren, holte er gleich fünf Kollegen dazu und gemeinsam fielen sie in den Kommentaren über das Mädchen her. Kein Wunder, dass sie Panik bekam und Facebook deinstallierte!

Facebook

Es gibt Stalker, Extremisten, Besserwisser, Psychopathen, Verwandte, Kollegen und Ex-Partner, die einem bei Facebook das Leben zur Hölle machen können. Natürlich ist es möglich, in den Privateinstellungen das Profil nach außen abzuriegeln – doch wer einmal eine angsterzeugende Erfahrung gemacht hat, verbindet Facebook ein- für allemal mit belastenden Erinnerungen und liest höchstens noch passiv mit, was andere schreiben.

Instagram

Bei Instagram hat der Gründer Kevin Systrom zwar bis vor einiger Zeit akribisch darauf geachtet, dass im Bildernetzwerk keine ähnlichen Bedrohunge passieren können – doch dafür ist Instagram so von Bot-Accounts, Spy- und Spam-Programmen durchseucht, dass es ebenfalls seinen anfänglichen Community-Zauber verloren hat. Der Vorteil ist allerdings, dass man mit Pseudonym dort agieren darf und mit einem Klick alles auf privat stellen. Das schützt vor Blicken von außen und gibt Sicherheit beim Posten eigener Bilder.

Messenger

Zwar können die vielen Gruppen-Posts und Kettenbriefe bei WhatsApp und Co nerven, doch ansonsten ist sich jeder sicher, dass die Inhalte nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Der Vorteil gegenüber SMS und E-Mails ist, dass Messenger viel bedienerfreundlicher sind. Auch macht es mehr Spaß, wenn GIF’s, Videos und Bilder gesendet und empfangen werden. Nur Text ist eben dann doch etwas dröge. Viele nutzen natürlich auch gern die Sprachnachricht-Funktion. So kommen Gefühle und Authentizität in die Nachricht – und man kann in kürzester Zeit viel mehr ausdrücken als per Text.

Reddit und andere Foren

Immer mehr Menschen entdecken auch in Deutschland Reddit, um aktiv Inhalte zu teilen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Reddit ist zwar in erster Linie ein News-Aggregator für unzählige Interessen und Themen, doch auch Diskussionen, Projekte und Hilfe bei Fragen gibt es bei Reddit. Neben Reddit sind auch die guten alten Foren weiterhin sehr beliebt im Netz. In all diesen Portalen ist es normal und üblich, Nicknames zu verwenden. Der Fokus liegt auf den Themen und Beiträgen – nicht auf den Menschen. Das macht Vieles leichter.

Social Media für Creator

Schon in den Anfängen des interaktiven Webs war klar, dass nur rund zehn Prozent der User zu den „Creator’n“ gehören, die eigene Schöpfungen in die Welt geben. Ob bei Facebook, Instagram, Twitter, im Blog, bei Pinterest, YouTube oder LinkedIn… die Creator haben klare Anliegen für ihre Aktivitäten. Manche haben kommerzielle Motive, andere künstlerische. Viele haben Status-Interessen oder sozial/ ökologische Botschaften.

Je nach Zuspruch sammeln die Creator Fans und Follower um sich und wollen das auch. Si nehmen in Kauf, dass sie immer mal wieder in der Kritik stehen oder dass Verrückte und Hater ihnen auf den Leib rücken. Durch die erlangte digitale Souveränität werden unliebsame Kontakte schnell entfernt oder auch blockiert. Die Creator sind die Zukunft der öffentlichen Social Networks.

Alle anderen User werden zwar gern in sozialen Netzwerken lesen und auch ab und zu liken – doch ansonsten sieht der Mainstream zu, dass die Privatsphäre so gut wie möglich geschützt wird vor Blicken von außen. Eine logische Konsequenz aus den Kindergarten-Tagen des Webs. Dass die Digital-Konzerne weiterhin unser privates Web-Verhalten sammeln und verwerten wird eher hingenommen. Ob es da in ferner Zukunft einen Ausweg gibt und die wirkliche Privatsphäre zurückkehrt? Ich glaube nicht.

heise online vom 26.12.18: Drei Viertel der Smartphone-Nutzer nutzen (fast) täglich Messengerdienste

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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