Papst – katholisch – was tun?

Tja, was tun? Seit fast 50 Jahren bin ich katholisch, hatte als Kind Zeiten, in denen ich „katholischer war als der Papst“, und Zeiten, in denen ich mich – als junge Frau – von der Kirche abwandte. Fing mit Anfang 40 wieder an, regelmäßig zur Messe zu gehen, und war glücklich darüber, eine spirituelle Heimat zu besitzen: Sinn und Orientierung. Vor zwei Jahren begann das alles zu bröckeln:

erst musste ich die Kirche wechseln, da in meiner Heimatgemeinde immer häufiger Hetzpredigten gegen den Islam zu hören waren -und eine, die indirekt zur Lynchjustiz gegen einen Vergwaltiger aufrief; musste aus dem Kirchenchor, da dort die Hymne ertönte: „Führ uns zum Sieg zum ewigen Vaterland…“ – und jetzt das. OK, ich habe verstanden, es reicht.

Ich habe alles geduldet: dass die Priester zum großenTeil heimlich Freundinnen haben und tagtäglich zum Heucheln gezwungen werden; dass Homosexuelle als krank bezeichnet werden -und ebenfalls heucheln müssen; dass alle Katholikinnen, die noch fruchtbar sind, gegen die kirchliche Doktrin empfängnisverhüten; dass Geschiedene nicht wieder heiraten dürfen.

Aber alles hat Grenzen – und diese Grenzen hat der Papst nun überschritten. Ich habe früher hebräische Freunde gehabt – soll ich denen ins Gesicht sehen und sagen: „Naja, müsst Ihr nicht so ernst nehmen. Am besten weghören. Was soll ich machen, ich mag nun mal diesen Verein, haha“. Es geht ja nicht nur um diesen womöglich geistesgestörten Engländer! Es geht um die Erlaubnis der alten Karfreitagsfürbitte „Herr, reiße den Juden den Schleier vom Gesicht, auf dass sie erkennen mögen, und nicht gerichtet werden“. (oder so ähnlich). Wie unglaublich, wie menschen- und geschichtsverachtend!

Es geht um die Aufnahme der Piusbruderschaft mit lächerlich 600.000 Anhängern, einer reaktionären Abspaltung, der ich durchaus rechtsradikales Gedankengut zutraue (und die nun Rom „bekehren“ will). Es geht um die Berufung eines Bischofs in Österreich, der Naturkatastrophen, die ihm geografisch in den Kram passen, als „Gottestrafen“ bezeichnet. Ob er auch das Erdbeben in Italien, das katholische Kirchen zerstört hat, als gerechte „Gottestrafe“ erkennt? Ja, wahrscheinlich, weil die katholische Kirche viel zu nachgiebig ist mit Nichtkatholiken, Abtreiberinnen, Homosexuellen, Emanzen, Juden…

Ich kann nicht mehr. Es fällt schwer, aber gut daran ist, dass ich nun Sonntags ausschlafen kann. Ich habe mich getrennt. Der Papst, der (nach Aussagen Kardinal Meißners) so aussieht „wie Jesus, wenn er so alt geworden wäre“, der also dem christlichen Messias wie aus dem Gesicht geschnitten ist, hat es geschafft: ich bin dann mal weg. Danke.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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