Skin Hunger: Die Bedeutung von Körperberührungen

Wenn ein Mensch keine körperliche Berührung bekommt, kann es sein, dass er regelrecht seelisch verhungert. Vor allem Menschen, die darum trauern, dass sie als Kind quälenden Mangel an Nähe und Schutz erfahren haben, sehnen sich nach körperlicher Nähe, nach Umarmungen, Hautkontakt und Wärme. Allein lebende Menschen erfahren in unserer Kultur wenig Gelegenheit, Menschen zu berühren. Umarmungen sind in Deutschland wenig verbreitet. Meist bleibt es – wenn überhaupt berührt wird – beim Händedruck.

Skin Hunger

Bild von Anil sharma auf Pixabay

In der Coronazeit sind viele Menschen seelisch und körperlich krank geworden, weil ihnen Berührungskontakt gefehlt hat. Qiio – Wenn Berührungsarmut krank macht Dauerhaft fehlender Hautkontakt kann zu dem Gefühl führen, dass man sich nicht mehr sicher ist, wirklich zu leben! Gibt es mich wirklich – oder bin ich nur ein Geist?

Die Corona-Einschränkungen haben sehr gut gezeigt, wie essenziell der Hunger nach Haut ist. Die empfohlenen Ellenbogen-Begrüßungen während der Corona-Jahre fühlten sich eher an wie eine körperliche Abwehr gegen das Gegenüber als wie eine verbindende Berührung.

Familie und Partnerschaft

In einer Partnerschaft ist Hautkontakt selbst bei Paaren, die ein distanziertes Zusammenleben praktizieren, gegeben. Solange man Eltern hat, die man häufiger sieht, sind Berührungen und Umarmungen ebenfalls üblich – und sei es nur ab und zu ein Schulterklopfen oder ein Händedruck. Auch werden bei den Berührungen von Mutter und Vater Erinnerungen an die geborgene Kindheit wach. Man spürt körperlich, geliebt zu werden.

Besonders intensiv ist der Kontakt zu Kindern, je jünger, je mehr. Ein Baby zu halten, zu wiegen und zu liebkosen erzeugt unverwechselbare Glücksgefühle. Wenn der Mensch selbst Schutz und Geborgenheit geben kann, ist das wie die Erfüllung eines Lebenstraums: Gebraucht zu werden und geliebt zu sein.

Habe ich Skin Hunger?

Zunächst ist es wichtig, zu erkennen, ob man Skin Hunger empfindet. Die Sehnsucht danach, gestreichelt und liebkost zu werden, ist eine wundervolle, menschliche Eigenschaft und keineswegs nebensächlich oder gar verachtenswert. Nur Mut!

Wenn wir uns darüber bewusst sind, dass wir körperliche Berührungen vermissen, können wir uns im nächsten Schritt eingestehen, welche Ersatzbefriedigung wir gewählt haben, um die körperliche Einsamkeit zu kompensieren. Schokolade ist ein häufig gewählter Ersatz für liebevollen Hautkontakt, aber auch andere Gaumengenüsse wie Berge von Nudeln können die Illusion von Liebkosungen erzeugen. Oder man nimmt One-Night-Stands als Ersatz für körperliche Liebe – in Zeiten von Tinder und anderen Dating-Apps kein Problem für Hautkontakt-Hungernde.

Beliebt sind außerdem jede Menge Abwehrstrategien, die den Entzug von Liebkosungen erträglich machen: Alkohol, Zigaretten, Sport, Menschenhass, Reinlichkeitszwang, Medienkonsum, langes, regelrecht autoerotisches Smartphone-Gedaddel…. Wird man sich des Hungers nach Haut erst einmal bewusst, kann auch die Kraft entstehen, dem Bedürfnis nachzugehen.

Was tun bei Skin-Hunger?

Menschen mit viel Zeit und wenig Allergieproblemen sollten ernsthaft überlegen, mit einer Katze zusammenzuleben. Katzen lieben in der Regel Liebkosungen – viele können gar nicht genug davon bekommen! Man kann seine geliebte Katze mit ins Bett nehmen, kann mit ihr spielen, kann ihr alles auf dem Herzen Liegende erzählen und kann sich daran erfreuen, dass sie einige Energie darauf verwendet,  Aufmerksamkeit einzufordern (zum Beispiel, indem sie sich bei der Computerarbeit auf die Tastatur legt). Und dann dieses behagliche Schnurren! Wundervoll…

Wer also keine Katzenallergie hat und sich nicht daran stört, täglich Haare und Ausscheidungen zu entsorgen, ist womöglich schon mit einer Katze sehr nah dran an der Single-Lösung für Skin-Hunger.

Selbstverständlich ist ein Hund ein ebenso großartiger Ersatz für einen menschlichen Partner. Mit einem Hund kann man nicht nur kuscheln – man kann sich in ihm auch selbst erkennen und verstehen, wie großartig und liebenswert man ist!

Hunde haben die Gabe, den Charakter ihres Herrchens oder Frauchens zu spiegeln. Ein vertrauensvoller Blick in die Augen des geliebten Hundes zeigt ganz viel von sich selbst, und das macht glücklich. Während Katzen eher eigenständig sind, sind Hunde nicht selten „der beste Freund des Menschen“. Sie erfordern allerdings sehr viel mehr Aufmerksamkeit, Anstrengung, Geld und pädagogisches Talent als eine Katze. Die Entscheidung für ein Haustier muss gut überlegt sein, schließlich trägt man die Verantwortung für das weitere Leben des Tieres.

Bild von Andrea Petra Fogas auf Pixabay

Nicht nur Haustiere helfen gegen die körperliche Einsamkeit. Vielleicht können wir etwas von jungen Leuten lernen! Teenager berühren sich viel häufiger als Erwachsene. Machen wir es doch den Jugendlichen nach! Nutzen wir jede Gelegenheit, um unsere Freunde, Nachbarn, Verwandten, Kollegen oder Zufallsbegegnungen kurz und unaufdringlich zu berühren.

Neben dem Händedruck gibt es auch das Arm-Tätscheln, Schulterklopfen, Anlehnen… Je nach Beziehungsgrad und der Intensität der Begegnung kann man auch mal eine Umarmung wagen. Werden wir Liebkosungs-Profis!

Eine wichtige Ergänzung sind therapeutische Körperkontakt-Angebote. Ob im Einzelcoaching oder in der Gruppe – Kuscheltherapien werden immer häufiger. Einfach mal „Kuschelpartys“ googeln. Diese haben allerdings häufig auch eine erotische Komponente, das muss man wollen und mögen.

Neben den therapeutischen Angeboten gibt es natürlich auch Massagen. Man sagt, Massagen sind ebenso beliebt wie Schokolade. Vielleicht könnte man auch sagen, wer Sehnsucht hat nach Schokolade und Massagen, hat womöglich Skin-Hunger. Ist es nicht wunderbar, Liebkosungen zu ersehnen?

Doch es gibt natürlich auch die Menschen und Katzen, die lieber allein umherstreifen – ohne lästige Hautberührungen. Die sind genauso OK. Eben nur anders….

wmn: Skin Hunger: Das passiert mit deiner Psyche, wenn dir körperliche Nähe fehlt

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert