Weihnachten 2006 trafen der Langzeitarbeitslose Henrico Frank und SPD-Chef Kurt Beck auf dem Weihnachtsmarkt zusammen. Damals gab Beck dem angetrunkenen Mann, der durch Zottelhaare, Piercings und Stoppelbart auffiel und über Hartz IV schimpfte, aufgebracht den Rat: „Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job.“ Der Ruhm, der nach dem öffentlichen Spektakel folgte, war eher unangenehm -doch seit dreieinhalb Jahren hat Henrico Frank einen festen Job: beim Frankfurter Musiksender iMusic TV.
In diesen dreieinhalb Jahren hat Frank erst zwei Tage gefehlt. Jeden Morgen steht er um 6 Uhr auf, fährt er mit der S-Bahn zur Arbeit -nimmt drei Stunden Pendelei in Kauf für einen Job, der ihm viel Freude macht. Auch mit dem Trinken ist Schluss-Henrico Frank ist nun Ex-Alkoholiker und sein Chef Quirini ist sehr zufrieden mit seinen Leistungen.
„Er ist sehr diszipliniert, immer pünktlich und möchte sich stets weiterentwickeln“, sagt Quirini. Frank übernimmt beim Radiosender die Koordination der Post-Production, er ist die Schnittstelle zwischen den Cuttern und der Werbeabteilung. Außerdem schneidet er selbst, archiviert oder ist als Kameramann unterwegs. Er ist für die Musiksparte Rock- und Metal zuständig, sucht Musik und Videos heraus und sichtet Bands.
Sein Aussehen musste der überzeugte Hardrocker übrigens nicht für den Job verändern. Rasieren und Outfit anpassen war überhaupt nicht nötig. Doch der damalige Tumult um den „frechsten Arbeitslosen“ Deutschlands hat sich gelohnt -ohne den Medienrummel und die wochenlangen Beschimpfungen hätte er sicher nie die Anstellung erhalten. Die Wunden über die öffentlichen Hasstiraden sitzen zwar tief, doch das Leben eines unglücklichen Outsiders hat sich am Ende doch zum Guten gewendet und zeigt: hinter so manchem Vorurteil steckt Neid und Unwissenheit -und Stromlinienförmigkeit führt nicht unbedingt an das berufliche Ziel und den Job, der glücklich macht.