Kann man es lernen, glücklich zu sein? Kann man sein Schicksal positiv beeinflussen, indem man eine einfache Technik anwendet, die auch noch Spaß macht? Die amerikanische Psychologie-Professorin Sonja Lyubomirsky hat sich viele Jahre lang sehr intensiv mit Glücksforschung beschäftigt und das Thema wissenschaftlich beleuchtet (hier ihr Buch). In einem sehr interessanten Experiment hat sie Probanden elf Fragen zu ihrem persönlichen „idealen Leben“ beantworten lassen – immer wieder – und siehe da, viele dieser Träume wurden von den Versuchsteilnehmern verwirklicht. Und das ganz spielerisch, ohne wirklich darüber nachzudenken…
Seit vielen Jahren ist Marketing meine Leidenschaft. Ich bin begeistert davon, wenn Menschen einen Traum haben und Strategien und Taktiken entwickeln, wie sie diesen Traum verwirklichen können. Doch bleibt die Kunst der gewinnbringenden Ziele wirklich nur Gründern und Unternehmern überlassen? Können nicht auch alle anderen Menschen Ziele für sich definieren und Strategien entwickeln, um diese Ziele zu erreichen?
Ich selbst arbeite seit über zwanzig Jahren an meinem höchstpersönlichen Glück. Sobald ich feststelle, dass etwas nicht mehr rund läuft, setze ich mich hin und führe eine Art Eigentherapie durch, um mich neu zu definieren. Es geht immer darum, herauszufinden, was ich will – und was ich nicht mehr will.
Gar nicht so einfach im privaten Leben! Und vielleicht auch moralisch heikel, da privat schließlich die Familie, die Freunde und das komplette Umfeld mit betroffen sind. Kann man es da überhaupt wagen, egoistisch Ansprüche ans Glück zu stellen? Kann man sich eingestehen, wenn man mit gewissen Menschen und Aufgaben nichts mehr zu tun haben möchte – oder wenn man überhaupt keine Lust mehr hat auf den irgendwann eingeschlagenen Weg?
Das Glücksexperiment: Wenn Probanden immer wieder 11 Fragen zum idealen Leben beantworten
Prof. Sonja Lyubomirski hat für ein Experiment Probanden gebeten, mehrere Wochen lang täglich elf Fragen zu beantworten, die sich auf ihr zukünftiges Leben beziehen: Wie möchten sie in zwei bis drei Jahren leben? Was müsste passieren, damit sich alles perfekt entwickelt und alles wunschgemäß verläuft? Ohne die Antworten des Vortages zu lesen, gingen die Probanden immer wieder in diese Übung hinein – und siehe da, sie wurden immer kühner und besser bei der Beantwortung!
Viele der Versuchsteilnehmer berichteten, dass sie sich schon während dieser Experimentierphase glücklicher und optimistischer fühlten als zuvor. Das eigentliche Wunder war jedoch, dass bei der Langzeitbeobachtung festgestellt wurde, dass sich für viele Probanden in den nächsten zwei bis drei Jahren ihre Wünsche tatsächlich teilweise oder sogar komplett verwirklicht hatten!
Diese elf Fragen begleiten mich – seit ich sie vor fünf Jahren fand – durch mein eigenes Leben. Stehe ich vor einer Sinnkrise, nehme ich mir wieder man Zeit für das Glücks-Fitnesstraining: Beantworte regelmäßig und diszipliniert immer wieder diese elf Fragen und lass dann wieder los. Sieh es einfach wie ein Spiel – und erwarte keine Ergebnisse. Hauptsache, Du bist bei der Beantwortung so ehrlich und kreativ wie möglich (und rasselst nicht auswendig herunter, was Deine gelernten Glaubenssätze Dir befehlen). Hauptsache, die Antworten machen Spaß und lassen Dich träumen und lächeln. Denn Rest erledigt das Schicksal, der liebe Gott oder wer auch immer 😉
Hier sind sie: Meine elf Fragen, wenn ich mal wieder ein neues Ziel für mein Leben finden will und muss. Ich nehme mir einmal wöchentlich eine Stunde Zeit für die Beantwortung, schreibe es sorgfältig auf – lese aber nicht nach. Wenn es wirklich dringend ist, mich umzuprogrammieren, mache ich es auch täglich wie die Probanden im Experiment. Auf jeden Fall brauche ich mindestens sieben Wiederholungen, um mich zu erforschen und an meine Ziele zu glauben. Also sieben Stunden – ein gutes Einsatz-Ertrags-Verhältnis, nicht wahr?
Tipps zum Glücklich werden: Mindestens sieben Mal folgende 11 Fragen beantworten
- Wie sieht mein Leben in zwei bis drei Jahren aus, wenn sich bis dahin alles perfekt entwickelt, wenn ich Glück habe und wenn alles klappt, was ich anfasse?
- Was würde ich dann in zwei bis drei Jahren tun? Womit werde ich mich beschäftigen?
- Was würde ich nicht mehr tun?
- Woran genau werde ich merken, dass ich mit Menschen zusammen bin, die ideal für mich sind?
- Woran werde ich merken, dass mein Leben wirklich Sinn macht und mich erfüllt?
- Woran werde ich merken, dass ich die idealen Bedingungen um mich habe?
- Wie viel Geld werde ich monatlich zur Verfügung haben?
- Wie viel Besitz und Vermögen werde ich haben?
- An welchen Kleinigkeiten werde ich merken, dass ich ein ideales Leben in einer idealen Umgebung führe?
- Wie werde ich mich an einem idealen Tag fühlen – was genau tu ich an einem idealen Tag?
- Was wäre außerdem noch anders, wenn sich in den nächsten zwei bis drei Jahren alles perfekt entwickelt?
Schon ein einmaliges Beantworten dieser Fragen ist sicher klärend und nützlich – doch wenn man sich über einen genau festgelegten Zeitraum diszipliniert eine Stunde Zeit einräumt, um seine Visionen für ein ideales Leben zu überarbeiten, wird sich das ganz bestimmt in der Realität über kurz oder lang abbilden.
Übrigens: Nur 10 Prozent unseres Glücksgefühls sind abhängig von äußeren Umständen (Geld, Attraktivität etc.) – 50 Prozent sind genetisch veranlagt – 40 Prozent lassen sich trainieren. Aber das soll Sonja Lyubomirsky hier mal selbst in viereinhalb Minuten erklären: