Ukraine: Setzt sich die Regierungs-App Diia weltweit in kooperierenden Ländern durch?

Heute habe ich einen interessanten Artikel im Handelsblatt gefunden, der sich mit der ukrainischen Regierungs-App Diia beschäftigt. 70 Prozent der vom Krieg geplagten Ukrainerinnen und Ukrainer nutzen die App, mit der man viele behördliche Angelegenheiten erledigt, sich ausweisen kann, mit Behörden kommunizieren und sogar Unternehmen gründen kann – auch aus dem Ausland.

Mich erinnert die App an das chinesische WeChat, das als Universal-App auf dem Smartphone zur digitalen Kontrolle aller Bürger einen wichtigen Anteil leistet. Auch im Bildungsbereich hat die ukrainische Regierung im September 2023 eine App eingeführt, die Mriia-Bildungsapp. Diese soll im Jahr 2024 nicht nur Schulen, sondern auch anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehen.
Regierungswebseite der Ukraine zur Mriia-App

Estland ist wohl das Land, das am weitesten ist mit der digitalen Anbindung ihrer Bürger – allerdings bisher noch nicht mit mobiler App für das Smartphone. Laut Handelsblatt wollen nicht nur Estland, sondern auch Äthiopien, Sambia, Sansibar und Kolumbien die ukrainische Regierungs-App für ihre Bevölkerung einführen. Diese Kooperationen sollen für die Partnerländer kostenfrei zur Verfügung stehen.
Handelsblatt vom 26.09.23: Ukraine treibt die digitale Verwaltung auch im Krieg voran

Ich habe ich mir einmal vorgestellt, was es für Konsequenzen haben könnte, wenn wir ebenfalls eine solche „UniversalApp“ eingeführt bekämen wie die Chinesen. Eine App, die unsere Finanzen genau kennt, unser Bewegungsprofil, unsere Kontakte und unsere Interessen…

Willkommen in der Everything-App-Welt!

März 2024

Plötzlich ging alles ganz schnell. Mit Erstaunen verfolgte Martha in den Nachrichten, dass ein Land nach dem anderen eine universelle App einführte, die große Erleichterung für die Bevölkerung mit sich brachte. Durch den digitalen Personalausweis, den digitalen Impfnachweis, die elektronische Patientenakte, durch den raschen Zugriff auf Zahlungsmöglichkeiten und die unkomplizierte Identifikation mittels Fingerabdrucks und Iriserkennung waren die Bürger geschützt vor Betrug und Missbrauch.

In medizinischen Notfällen konnten Rettungskräfte anhand der Patientendaten Fehlbehandlungen vermeiden und die richtigen Maßnahmen ergreifen – zum Beispiel bei Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes.

Wenn es nur nicht so schnell gehen würde! Martha fragte sich, ob es nicht demokratisch vernünftig wäre, eine gesellschaftliche Diskussion mit Mehrheitsbeschluss der Bürger über die eingreifende Änderung zu führen, bevor diese verpflichtend wird. Schließlich hatten über die App die Behörden Zugriffsrecht über ihr ganzes Leben!

Der deutsche Staat hatte schon begonnen, über die Stadt- und Kreisverwaltungen Handys an Senioren auszugeben, wenn diese eine einführende App-Schulung nachweisen konnten. VHS, Caritas, Diakonie und andere Organisationen boten überall diese Schulungen kostenfrei an – sowohl für Senioren als auch für Eltern von minderjährigen Kindern, für Migranten mit geringen Deutschkenntnissen, und für digital Unerfahrene. Kinder lernten ab dem 10. Lebensjahr in der Schule, wie sie ihr Handy sicher und souverän einsetzten. Selbst Hausaufgaben konnten über das Smartphone verwaltet werden.

Im Grunde genommen brauchte jeder Bürger nichts Weiteres mehr als das Handy. Wie praktisch!

September 2025

Die deutsche Superappversion wurde 2025 endlich auch in Deutschland verbindlich eingeführt. Die Superapp heißt „Everything“. Seit einem Jahr ist sie verfügbar, seit Januar 2025 Pflicht. Martha findet sie sehr praktisch. In der Corona-Epidemie hatte sie ja schon erfahren, wie komfortabel es war, über die Corona-Warn-App Einlass in Geschäften, Restaurants, Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen zu erhalten. Nun war ihr digitaler Impfausweis immer griffbereit, genauso wie ihr digitaler Führerschein, ihr Personalausweis, ihre Identitätsmerkmale und ihre Zahlungsmittel.

Martha fährt gern mit dem Bus in die Stadt. Sie braucht inzwischen keine Fahrkarte mehr zu kaufen. Sie steigt in den Bus ein, registriert sich dabei automatisch mit ihrem Handy, und alles ist erledigt. Fahrkarte ist gebucht, Identität geprüft – und wenn sie aussteigt, wird der Fahrpreis automatisch von einem Finanzdienstleister ihrer Wahl eingezogen.

Martha fällt auf, dass an immer mehr Orten automatisch ihre Identität überprüft wird. Sie muss nicht einmal mehr ihre App aktivieren – per RFID-Übertragung wird ihre Identität automatisch übermittelt. Ob bei Behörden, beim Arzt, im Straßenverkehr, in medizinischen Einrichtungen, in der Gastronomie – eigentlich weiß Martha nicht einmal genau, wann sie registriert wird und von wem.

Auch in der Kita wird Martha automatisch identifiziert, wenn sie ihre Enkelin abholt – so bleibt das Kind geschützt vor Entführungen und einem möglichen Eingriff nicht autorisierter Familienangehöriger oder Bekannter.

Man hat sich schnell daran gewöhnt. Immerhin betrifft die Neuerung alle Bürger und wurde so rasch zur Selbstverständlichkeit. Und schließlich hat Martha nichts zu verbergen. Was sollte sie also schrecken? Sicherheit ist ein hohes Gut im digitalen Zeitalter.

Schon wenige Wochen nach Einführung von „Everything“ hatte sich die Zahl der illegalen Delikte deutlich gesenkt, wie die Polizei in den Medien bekannt gab. Überfälle, Diebstahl, Drogenmissbrauch, Gewaltdelikte, Betrug, Steuerschulden – es wurde sehr einfach, Straftäter aufzuspüren und verhaften. Und es wurde sehr schnell eingegriffen, wenn ein Bürger sein Handy nicht bei sich trug – was seit Januar 2025 einen Verstoß gegen die Ausweispflicht bedeutet.

Zum ersten Mal erhielt Martha wenige Wochen nach der Einführung der „Everything-App“ eine persönliche Nachricht von öffentlicher Seite. Darin wurde sie freundlich gebeten, als ergänzende Betreuungsperson ihrer Enkelin an einem pädagogischen Kurs teilzunehmen, der Eltern, Großeltern und andere private Bezugspersonen darin schulte, die Kinder erzieherisch bei den gesetzlich vorgegebenen Wertevorgaben zu begleiten.

Erziehung zum friedlichen Miteinander, zum klimafreundlichen Verhalten, Schutz vor schädlichen Agitationen wie Rassismus, Fakenews, Hassrede, Abwertung von Minderheiten – sowie das angemessene Verhalten gegenüber Menschen, deren Geschlechtsidentitäten nicht traditionell einzuordnen sind. Martha ist schon gespannt auf die Schulung. Sicher wird sie viel dabei lernen…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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