Am 4. März 2016 veranstaltet der erfolgreiche Gründungs- und Unternehmensberater Lambert Schuster aus Köln den 13. „Runden Tisch“ – exklusiv für seine Kooperationspartner, StartUps und Coaching-Klienten. Auch ich bin eingeladen, worüber ich mich sehr freue. Zur Vorbereitung sind alle Teilnehmer aufgefordert, sich darüber Gedanken zu machen, in welchen Bereichen sie sehr zufrieden sind mit sich als Unternehmer – und in welchen Bereichen sie mit sich selbst nicht so zufrieden sind. Ich werde diese Vorbereitung etwas allgemeiner halten, damit auch die Leser des Beitrags einen Gewinn davon haben: Was zeichnet Unternehmer aus – und wie geht Eva Ihnenfeldt persönlich vor, um sich ständig zu verbessern?
Nur ein unzufriedener Unternehmer ist ein guter Unternehmer
Ich beginne mit diesem provokanten Satz ganz bewusst. Was Unternehmern von Angestellten unterscheidet, ist in erster Linie
ein tief sitzender Veränderungswunsch. Wenn dieser Wunsch nach Veränderung nicht vorhanden ist, kann man die vielen Tiefen und Hindernisse nicht überwinden, mit denen Unternehmer konfrontiert werden – diese Barrieren und Herausforderungen begleiten den Unternehmer bis zum letzten Atemzug. Nach ruhigen Zeiten folgt stets ein neuer Sturm, und nach erfolgreichen Hochs kommen stets wieder Tiefs und Krisen. In Sicherheit leben Unternehmer nie. Das Wort „Unternehmer“ kommt vom Adverb „unternehmen“ – und unternehmen heißt, aktiv sein und etwas schaffen.
Wäre nun ein Unternehmer mit sich und seinem Unternehmen zufrieden, würde er sich wahrscheinlich aufs Verwalten des Erreichten beschränken. Die Maschine am Laufen halten, den größtmöglichen Profit aus dem System ziehen, möglichst keine Änderungen des „Running Systems“ provozieren. Nicht, dass man diese Manager-Typen nicht braucht im Unternehmen! Sie sind sehr wichtig, und natürlich sind Change-Prozesse auch immer eine Gefahr, doch das ist nicht die Aufgabe des Unternehmers! Während das Management das System bestmöglich verwaltet, sucht der Unternehmer nach Erweiterung, Wandlung, Innovation und Optimierung. Neues wagen, ist eine Kernkompetenz des Unternehmers.
Doch Veränderungen erfordern in erster Linie strenge Selbstprüfung und die Fähigkeit, sich selbst zu verändern. Ein Unternehmer, der sich selbst nicht hinterfragt, wird starr und unflexibel. Gerade bei erfolgreichen Unternehmern besteht die Gefahr, sich selbst zu überschätzen und es an Dankbarkeit und Bescheidenheit fehlen zu lassen. Doch ohne diese Dankbarkeit und Bescheidenheit verschließen sich die Türen zu innovativen Impulsen, zu Wahrhaftigkeit und Dialog auf Augenhöhe. Ein starrer Unternehmer ist ein schlechter Unternehmer.
Nur ein von sich selbst überzeugter Unternehmer ist ein guter Unternehmer
Auf der anderen Seite ist es unabdingbar, dass Unternehmertypen eine innere Sicherheit verspüren, die über alle Krisen und
Widerstände hinwegträgt. Unsicherheit ist im Marktgeschehen ebenso gefährlich wie im Dschungel. Ich muss all meine Sinne geschärft halten, um Gefahren und Risiken frühzeitig zu erkennen. Ich muss mir zutrauen, auch gegen übermächtige Gegner siegreich zu bestehen. Ich muss mir selbst so intensiv vertrauen, dass ich auch bei Schmähungen, bei Betrug und falschen Entscheidungen meine ganze Kraft verspüre, um handlungsfähig und kreativ zu bleiben. Unsichere Menschen würden von jedem Windhauch umgepustet und würden aufgeben.
Hier spielt das viel beschworene Wertesystem eine entscheidende Rolle. Unternehmen haben in der Regel ein stark ausgeprägtes Wertesystem, das sie motiviert. Sie wollen in irgendeiner Art und Weise die Welt verändern, das ist der Motor, der sie überhaupt zum Unternehmer werden ließ. Ich spreche nicht von Freelancern und Selbstständigen, die auf dem Markt der Freien ihre Fähigkeiten und ihr Können verkaufen. Ich spreche auch nicht von den Familien-Erben, die in ihre Rolle als Führung hineingewachsen sind – und vielleicht heimlich davon träumen, sie könnten etwas ganz Anderes tun. Ein Unternehmern will verändern, und sein Wertekanon gibt ihm die Phantasie und die Visionskraft, die er braucht, um die Zukunft in die Gegenwart zu holen – und damit in die konkrete Umsetzung.
Sind alle Unternehmer gleich?
In gewisser Weise sind sich Unternehmern schon ähnlich. Sie reden nicht gern über Freizeitvergnügen, Konsum und „die Unfähigkeit der Welt“. Sie konzentrieren sich auf das Machbare und suchen den Kontakt zu Menschen, mit denen gemeinsame Projekte zu realisieren sind. Sie umgeben sich lieber mit Experten, die besser sind als sie – als mit Fans, die ihnen nicht das Wasser reichen können. Sie haben keine Angst, vom Thron geschubst zu werden – sie haben Angst, auf ihrem Thron festzukleben.
Doch unterhalb dieser Ebene (gehen Sie mal auf eine Party mit lauter Unternehmern, Sie werden staunen, was diese Menschen in ihrer „Freizeit“ so schaffen, um Neues anzustoßen) gibt es natürlich unendlich viele Typen und Charaktere, Talente und Unbegabte, Charismatiker und Langeweiler, Gute und Böse….
Nun wird es konkret: Womit ist Eva Ihnenfeldt an sich zufrieden als Unternehmer?
Ich bin nun seit 2004 selbstständig. Alle meine Steps waren unternehmerische Steps, Freelancer war und bin ich nur zusätzlich, um Geld für meine Unternehmungen zu erarbeiten. Ich weiß nun, nach über 11 Jahren, das ich tatsächlich vom Typ her Unternehmer bin, kein Manager, kein Freelancer, kein Auftrags-Abarbeiter. Ich bin stets von Visionen geleitet und brauche diese Motivation, um Leistung zu bringen. Geld ist für mich kein Belohnungsanreiz, sondern nur Benzin für den Motor. Ich bin kein Konsument, ich bin Unternehmer.
Zufrieden bin ich mit mir darin, dass ich über die elf Jahre hinweg meinem Wertesystem, das mich im Grunde genommen seit frühester Kindheit begleitet, treu geblieben bin. Erfolg hat mich nicht so sehr korrumpiert, wie ich anfangs befürchtet habe, und Krisen haben mich nicht so geschwächt, dass ich mich unterkriegen ließ. Ich bin sehr zufrieden damit, wie sich mein Charakter im Laufe dieser Jahre immer weiter ausgeprägt hat. Ich bin mutiger als früher, von mir Selbst überzeugter als früher, ich trau mich, mich auch mal danebenzubenehmen und über die Stränge zu schlagen.
Meine Grundeigenschaften, die mich dabei unterstützen, sind mein stetiger Fleiß und meine Fähigkeit, erst dann aufzuhören mit Arbeiten, wenn alles erledigt ist. Ich schiebe nichts auf, und ich bleibe meinen Versprechen in der Regel treu. Ich bemühe mich jeden Tag, alles was ich tue anzusehen, als wäre es das „Erste, das Wichtigste und das Letzte“ in meinem Leben. Ich bemühe mich, nicht Unbedeutendes von Bedeutendem zu trennen und nicht „Erfolgsmenschen“ zu begünstigen gegenüber „Unbekannten“.
Für mich sind alle Menschen gleich wertvoll. Ich unterscheide nur nach meinem Wertekodex und suche mir anhand dieser Kriterien die Menschen aus, mit denen ich arbeite: Tüchtig müssen sie sein, mutig müssen sie sein, konstruktiv und optimistisch. Ihnen muss es um die Sache gehen und nicht um Firlefanz, und sie müssen Respekt haben vor jedem fühlenden Wesen. Die Menschen, mit denen ich arbeite, geben erst dann ein Urteil ab, wenn sie die notwendigen Fakten dafür kennen. Sie sind keine Dummschwätzer, keine Diener und keine Despoten. Sie sind eben Unternehmer – und Unternehmer wollen immer am liebsten weiter unternehmen 😉
Weiter konkret: Womit ist Eva Ihnenfeldt an sich unzufrieden als Unternehmer?
Man könnte meinen, dass ich unzufrieden damit bin, dass ich alle drei, vier Jahre mein Geschäftsfeld komplett ändere. Doch das ist nicht so. Ich bin ein typischer Initiator – und dafür bin ich sehr gut – aber ich bin nicht gut in Phase zwei beim Aufbau eines Unternehmens: Operative Strukturen und Prozesse aufbauen liegt mir nicht – und Mitarbeiter führen liegt mir auch nicht. Das sind zwar fehlende Kompetenzen, doch ich bin sehr zufrieden damit, ein Initiator zu bleiben. Ich habe keinen Ehrgeiz, sesshaft zu werden und Menschen zu führen, die finanziell von mir abhängig sind.
Womit ich unzufrieden bin, ist mein Verhältnis zu Geld und Besitz. Ich habe eine eingetragene Genossenschaft aufgebaut, die heute noch besteht – und eine gut laufende Akademie, die ich ebenfalls verlassen habe und die weiter besteht. Doch ich selbst habe von diesem Aufbau nie finanziell profitiert. Ich pflege stets zu gehen, wie ich gekommen bin – ohne Profit. Das möchte ich ändern, da ich nun, mit 57 Jahren, an mein Alter denken muss und eine Absicherung brauche.
Ich bin sicher, dass der Grund für diese „Besitz- und Profitverweigerung“ in meinem Wertesystem liegt. Ich möchte gern sehr bald die Ursache für diese Werteinstellung finden, und dann möchte ich überprüfen, ob ich tatsächlich in Echtzeit weiterleben will, ohne Sicherheitsvorkehrungen für die Zukunft zu treffen, oder ob ich eine Strategie entwickeln kann, wie ich auch in weiteren Zeiträumen von dem profitieren will, was ich anstoße und erfolgreich aufbaue.
Im kurzfristig zu veränderndem Bereich bin ich sehr unzufrieden mit meinen sportlichen Aktivitäten. Bis vor einem Jahr war ich jede Woche zweimal im Fitnessstudio – sicher fünf Jahre lang. Dann verließ mich plötzlich die Lust – und mit steigender Pause ging mir auch der Sinn verloren. Ich habe plötzlich ein Bild im Kopf von: laut, ungemütlich, kalt, langweilig, viele Menschen, uneffektiv.
Ich kann mich zwar noch dunkel erinnern, dass ich die Stunden dort geliebt habe, vor Allem abends nach 22 Uhr, wenn es so still war und ich ganz in Ruhe meine Hörbücher und Musik genießen konnte während der ca anderthalb Stunden im Studio. Und wie schön es ist, wenn ich erschöpft abends schlafen ging – mit dem guten Gefühl, Muskeln und Knochen und Blutkreislauf gestärkt zu haben. Hier muss ich meinen inneren Schweinehund erneut überwinden, und ich habe schon einen Termin und eine Strategie umgesetzt, damit das passiert. (Siehe Video von gestern)
Ansonsten bin ich zurzeit ganz zufrieden mit dem, was passiert. Aber nach der Engpassstrategie soll man sich ja sowieso immer nur ein Thema vornehmen – ich denke, das reicht auch erst einmal. Bin gespannt, ob ich beim Runden Tisch von Lambert Schuster Impulse bekomme, um dieser Fragestellung auf die Spur zu kommen:
„Wie stehe ich zu Ansammlung von finanziellen Sicherheiten und Profit, der sich aus dem ergibt, was ich aufgebaut habe – auch wenn ich dort nicht mehr tätig bin. Wie stehe ich zu einem „passiven Einkommen“?
Ojeoje, mein #winzvlog Nr. 6 wird mir noch oft leid tun – oder auch nicht!
Posted by Eva Ihnenfeldt on Donnerstag, 25. Februar 2016