Warum gehe ich arbeiten? Weil ich muss oder weil ich will?

Warum gehen wir arbeiten? Was würden wir tun, wenn wir keine finanziellen Sorgen hätten – oder wenn wir völlig frei wären von Status-Verpflichtungen gegenüber Familie und sozialer Umgebung? Würden wir dann noch arbeiten wie bisher? Lieben wir unseren Job so sehr, dass wir ihn unter keinen Umständen aufgeben würden? Und nicht zuletzt: Was bedeutet „Geld“ für uns? Fühlen wir uns als Abhängige oder als Gestaltende unseres Lebens?

Eva erzählt ihre Geschichte…

Ich erzähle einfach mal von mir (jaja, ist ja auch wieder mal Sonntag 😉 ). Ich habe einen sehr anspruchsvollen Körper. Passt ihm nicht, wie ich lebe, wird er einfach krank. Das fing schon im Kleinkindalter an. Ob ständige Mandelentzündungen (ich darf nicht sagen, was wich will), oder Bauchschmerzen (mein Sonnengeflecht wird angegriffen und muss gerettet werden wie die Kaiserin in der „Unendlichen Geschichte“) – alle Fremdbestimmungen und Bedrohungen aus dem Kindergarten und der Grundschule schlugen sich in meinem Körperchen nieder.

Mit der Zeit lernte ich, meinen Körper zu behandeln wie mein Haustier: Nur nicht zu sehr verwöhnen – aber immer dafür sorgen, dass sie sich wohl fühlt und alles hat, was sie braucht. Bewegung, Nahrung, Sonne, Geborgenheit, Freiheit, Anerkennung – uuuund Arbeit! Mein Körper braucht Aufgaben, sonst verkommt sie und vergammelt regelrecht.

Seit 2004 arbeite ich so, wie ich will

Heute (mit fast 60 Jahren) bin ich sehr zufrieden mit meiner ausgeglichen Work-Life-Balance. Ich liebe meine Arbeit über alles, da ich ständig neue Leute kennen lernen darf, ohne dauerhafte Beziehungen eingehen zu müssen. Ständig bin ich in neue Abenteuer und Herausforderungen verwickelt, die mich auf die Probe stellen. Gebe ich wirklich mein Allerbestes? Bin ich gut vorbereiten und voll konzentriert in jeder Minute? Bin ich in der Lage, empathisch in die verschiedensten Menschen „hineinzukriechen“ und aus ihrer Position heraus ihre Bedürfnisse zu erfassen?

Einige Berufe fallen mir dazu ein, die solche Bedingungen mit sich bringen: Gastronomie, Verkauf, Prostitution…. Ich hingegen bin nun Lehrerin. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass ich genau das tun muss, was mich jung erhält und was ich besonders liebe: Ständig weiterlernen und mich ständig weiter verbessern MÜSSEN!

Natürlich bleiben die allermeisten Lehrer sehr lange mit den selben Lernenwollenden (oder gar Lernenmüssenden) zusammen. Natürlich sind die allermeisten Lehrenden Angestellte oder Beamte – ich hingegen bin in der Erwachsenenbildung und erlebe als selbstständige Honorar-Dozentin intensivste Vollzeit-Unterrichtszeiten in Gruppen von rund 20 Menschen über maximal vier Wochen.

Hurra! Lauter hungrige Persönlichkeiten mit hohen Ansprüchen an Inhalt, Sinn und Wertschätzung. Sie fordern mich oft genug über alle Maßen und stellen mich immer wieder vor Rätsel, die mich zur Verzweiflung treiben. Manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich Lehrerin ist und wer Schülerin. Es geht hin und her – und langweilig ist es nie.

Meine Beziehung zum Unternehmertum

Wer mich kennt weiß, dass ich leidenschaftlich selbstständig bin: „Niemandes Herr und Niemandes Knecht“. Ein gefährliches Leben, da ich mich nie in Sicherheit wiegen kann. Dreimal habe ich Unternehmen gegründet mit Menschen – und dreimal habe ich diese Unternehmen aus den unterschiedlichsten Gründen wieder verlassen. Immer ging es dabei um „Sinn“. Sobald ich den Sinn meines Tuns nicht mehr erkenne, werde ich unruhig, mein Körper wird krank, ich reiße an meinen Ketten und ich gehe, wie ich gekommen bin. Scheitern ist sozusagen mein dritter Vorname.

Seit 2014 ernähre ich mich hauptsächlich als Honorar-Dozentin und Trainerin im Bereich Marketing, Lernkompetenz, Kommunikation und Social Media. Was für ein Privileg! Nicht nur, dass (wie oben beschrieben) die Aufträge perfekt sind für mich und meine dauerhafte Gesundheit – auch meine Beziehung zu Geld ist genau so, wie ich es mir wünsche.

Ist Geld für mich so was wie sich verlieben?

Es gibt gute Zeiten und schlechte Zeiten. Manchmal weiß ich kaum, wohin mit dem schönen Geld – manchmal muss ich auf meine eisernen Reserven zurückgreifen und gerate in Aufregung. Das sind die Zeiten, in den ich zum „Jäger“ werde und neue Geschäftsfelder für mich erobern muss. Geld ist immer wieder wie eine neue Liebe – aber mit Sicherheit und Langeweile verbunden ist diese Verbindung nie. So wie ich früher in meinen Zweierbeziehungen lebte, so lebe ich heute in meiner Beziehung zum Geld: Voller Leidenschaft und Genuss, aber auch mit der ewigen Unsicherheit, wie lange das wohl so bleiben wird…

Und was ist mit Liebe?

Ich erfahre Liebe als einen Schatz in mir, der eine gewisse Fülle hat und ein gewisses Bedürfnis, sich ausleben zu können. So wie auch „Kümmern“, „Entspannung“, „Egoismus“, „Genuss“… Liebe fühlt sich bei mir an wie Dankbarkeit, Staunen, Ergriffenheit, Demut, Allumfasstsein. Liebe ist das, was meinem Tun „Sinn“ verschafft. Würde ich „Liebe“ verlieren, wäre mein ganzes Leben tot. Ich vermute, das ist Depression – wenn man diese unersetzbar wundervollen Gefühle von Geborgenheit und Freiheit verliert. Aber auch durch solche Krisen muss ich vielleicht durch – dann ist es so, dann gehört es dazu. Dann will ich es annehmen, ohne zu hadern.

Liebe kann ich ausleben in meinem Beruf, meiner Familie, meiner Nachbarschaft und den unzähligen Begegnungen, die ich so erfahre. Ich bin die, die schon mal ihre verwirrte Nachbarin überschwänglich in den Arm nimmt, weil diese immer so lieb meine Pakete annimmt. Ich bin die, die nicht nach Liebesobjekten sucht und diese horten will – sondern die sie am liebsten überraschend erhält. Ich bin die, die Liebe am liebsten fließen lässt, ohne sich zu binden. Denn Bindung würde ja wieder so vieles ausschließen, was mir begegnen könnte – ne, das ist nicht meins. Ich bin eine Wandererin.

Und was ist mit Dir?

Und was ist mit Dir? Hast Du schon die Aufgabe gefunden, die Dich glücklich macht? Wie ist Deine liebste Beziehung zu Geld? Würdest Du gern unermesslich reich sein? Hast Du gern Sicherheit für schlechte Zeiten? Oder magst Du die Gefahr und Herausforderung? Übernimmst Du gern dauerhaft Verantwortung? Oder sind Dir Freiheit und Autonomie wichtiger als Geborgenheit?

Trau Dich zu träumen – und Du holst die Zukunft in die Gegenwart. Ich weiß es, weil ich es genau so erlebe. „Sinn“ ist das, was uns erfüllt. Wo auch immer dieser „Sinn“ liegt… Ich kenne Männer, die mir glaubhaft versichert haben, ihr Lebenssinn läge im Essen. Ist doch ok! Finde ich total sympathisch! Ich kenne Frauen, die vor Allem einen attraktiven, erfolgreichen Ehemann wollen. Nur zu! Traut Euch, es moralfrei zu leben!

Nur keine Hemmungen. Wer seinen Sinn sucht und sich nicht mit weniger als dem zufrieden gibt, der wird belohnt. Davon bin ich überzeugt. Oder sie wird bestraft und sucht sich einen anderen Sinn. Auch das ist großartig. Denn das ist Liebe. Uns nicht so sein zu lassen, wie wir sind. Liebe ist mächtig. Liebe ist Leben. Und Leben ist Veränderung…

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Warum gehe ich arbeiten? Weil ich muss oder weil ich will?

  • Reply Stephan Mayer 5. August 2018 at 11:29

    Nach langer Zeit des Ausprobierens habe ich für mich mit meinem Unternehmen Sinophilia Consulting endlich das gefunden, für das ich Feuer und Flamme bin. Klar, es gibt mal schlechte Tage, z. B. wenn meine Kollegen und ich z. B. Missverständnisse aufgrund der Sprache und unterschiedlichen Sozialisation haben, aber insgesamt wollte ich die Erfahrung, selbst Projekte von Anfang bis Ende zu betreuen und Unternehmen tatsächlich einen großen Mehrwert zu bieten, niemals vermissen.

    Herzliche Grüße (mal aus China, mal aus Deutschland),
    Stephan

    • Reply Eva Ihnenfeldt 5. August 2018 at 12:30

      Huhu lieber Stephan – Yippiheyoh! Unser Vermittler zwischen Unternehmen und StartUps aus Deutschland und China – wenn wir Dich und Euch nicht hätten! Ich weiß ja von Dir, wie sehr Du Deine Berufung lebst, und ich bin sehr beeindruckt davon. Ja, wenn der „Sinn“ lebt, übersteht man auch alle Krisen. Wünschte, Du würdest mal auf einer FuckUp-Night erzählen in Deutschland, welche Widrigkeiten Du immer wieder überwinden musstest – und sicher weiter überwinden wirst. Gut dass es Dich gibt. Bis bald – und auf gute Kunden und gute Partnerschaften!

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