Was passiert, wenn Metaverse das Homeoffice erobert?

Was passiert, wenn wir nach und nach in das sogenannte Metaverse eintreten in Ausbildung, Beruf und Business? Ich selbst hatte einige Jahre lang die Gelegenheit, beim Bildungsträger WBS-Training mit meinem Avatar unterrichten zu können in einem virtuellen Firmengebäude. Auch meine Studierenden waren Avatare – nur ihre Stimmen waren authentisch. Und wer mochte, konnte sich per Video von seinem Schreibtisch aus zuschalten. Ich habe diese Art der Begegnung und Kommunikation geliebt. Was mir besonders gefiel war, dass wir alle gleich waren. Ob Lehrer oder Schüler – jeder konnte die Medienwände übernehmen von seinem Platz aus. Jeder konnte seinen Avatar so gestalten, wie es beliebte. Kultur, Gestalt, Kleidung, Geschlecht, Alter… es blieb unserer Fantasie überlassen (ich wählte eine junge Puerto-Ricanerin in rotem Kleid und Stiefeln). Spielend leicht bildeten sich Projektgruppen, in Sekundenschnelle konnte ich zu den Gruppenräumen hinzugeschaltet werden, wenn Fragen aufkamen. Doch wie wird es sein, wenn so ein Metaverse in die Arbeitswelt eingeht?

Vor wenigen Tagen erhielt ich eine Mail zweier Studentinnen mit folgender Bitte: „Ich und meine Studienkollegin schreiben im Zuge unseres Journalismus und Public Relations Studiums an der FH Joanneum eine Seminararbeit über die Zukunftsentwicklung des Homeoffice in Bezug auf das Metaverse. Es würde uns sehr freuen (und auch helfen), wenn Sie sich die Zeit nehmen könnten, unsere Fragen zu beantworten“

Das werde ich in diesem Beitrag gern tun.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

1. Was macht Ihrer Meinung nach das Metaverse Homeoffice anders/besser als andere bis jetzige Modelle des Homeoffice?

Ob es besser oder schlechter wird, hängt von vielen Faktoren ab, die ich nicht einschätzen kann. Fakt ist, dass der Alltag der Computerarbeiter („Wissensarbeiter“) immer entfremdeter wird, Stress erzeugt und an Sinn einbüßt. Drei von fünf Millennials haben Burnout-Symptome, wie eine jüngst ausgestrahlte Arte-Dokumentation zeigt. (Arbeit ohne Sinn).

Ich sehe, dass Homeoffice diese Sinnlosigkeit und Entfremdung weiter unterstützt. Ob durch das Metaverse wieder mehr Freundschaft und echte Beziehung zwischen den Mitarbeitern einer Firma entsteht? Das wage ich zu bezweifeln. Die ewigen Video-Konferenzen sind sicher keine dauerhafte Lösung für die virtuelle Arbeitswelt. Es kann also sein, dass das Metaverse mit seinem spielerischen Charakter etwas mehr Freude und Ungezwungenheit in den Homeoffice-Alltag bringt als das bisherige System. Gamer bauen schließlich auch Communities auf und finden zu sozialen Systemen.

Wer weiß, vielleicht wendet sich einiges zum Guten, wenn wir über Avatare leben und arbeiten. Doch die Unsicherheit, von einem Tag zum Anderen nicht mehr dazuzugehören, steigt. So ein Püppchen mal eben vom Spielfeld zu löschen, wird sicher vom Team noch weniger als menschliche Tragödie oder ungerechte Unternehmensentscheidung erfahren, als es jetzt schon ist. Arbeit ist dann eben wie im Roman und Film „Player Ready One“. Menschen werden zu Püppchen.

2. Glauben Sie, dass das Metaverse Homeoffice irgendwann eine Mainstream Option für Firmen darstellen wird?

Ja, ich sehe, dass Umstrukturierungen und Zusammenschlüsse in der Wirtschaft so selbstverständlich werden, dass der Mittelstand an Bedeutung verliert. Konzerne werden viel mit virtuellen Arbeitswelten arbeiten. Die Mitarbeiter werden über die ganze Welt verteilt an ihren Computern sitzen. Man wird in englischer Sprache an den Projekten arbeiten. Private Gespräche werden immer seltener werden bzw. immer unverbindlicher als Small Talk geführt werden. Es wird kaum noch Möglichkeiten geben, auf Führung und Unternehmenspolitik Einfluss zu nehmen. Wie zum Beispiel soll unter diesen Bedingungen gewerkschaftlich gerungen werden?

3. Welche Probleme könnte das VR-Homeoffice des Metaverse für persönliche, zwischenmenschliche Beziehungen mit sich bringen? Gibt es vielleicht auch Vorteile?

Beruflich habe ich immer mal wieder mit Gamern zu tun, also mit Menschen, die ihr Leben damit verbringen, in computerbasierten Communities zu kommunizieren, gemeinsame Projekte durchzuführen (meistens geht es um Kampf – aber nicht immer!), soziale Bindungen zu leben. Der Nachteil ist, dass dies bei meinen Klienten/Innen dazu führt, dass sie Sozialphobien entwickelt haben. Sie gehen mit ihrem haptischen Sein nur noch aus dem Haus, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Doch sie erzählen mir, wie wertvoll und tief die Freundschaften sind, die sie in ihren Communities entwickeln. Man spricht durchaus auch über seelische, psychische, philosophische und körperliche Sorgen. Und auch über Alltagsprobleme wie Prüfungen, Beruf, Freundschaften und Liebesbeziehungen.

Ich kenne auch Gamer, die durch ihre Community ihre/n Lebenspartner/In gefunden haben. Aber Spielen und Arbeiten ist ein Unterschied. Ich habe Schwierigkeiten damit, mir vorzustellen, dass so eine authentische Kommunikation auch im beruflichen Umfeld entsteht. Schließlich kann man nie wissen, ob Ehrlichkeit der beruflichen Karriere schaden könnte. Auch weiß man nie, wer mithört und wie die berufliche Kommunikation überwacht und ausgewertet wird.

4. Haben Sie Bedenken bezüglich der Sicherheit der Daten von Firmen im Metaverse?

Ich sorge mich vor allem um die Daten der Mitarbeiter, die durch die gesamte elektronische Kommunikation und Datenüberwachung erhoben und ausgewertet werden. Ich fürchte, der bestehende Druck für die Computer-Arbeiter/ Wissensarbeiter nimmt durch Homeoffice und Metaverse noch weiter zu. Ich fürchte, die Menschen werden auf diese Art noch mehr Schwierigkeiten haben, Privatleben von Arbeitszeiten zu trennen.

5. Welche Maßnahmen wird Meta Ihrer Einschätzung nach setzen, um im Markt des Homeoffice dominant zu werden?

Da ich selbst keine direkte Antwort auf diese Frage hatte, habe ich ChatGPT gefragt. Das ist die Antwort des KI-Chatbots von OpenAI:

„Ich kann Ihnen leider nicht sagen, welche Maßnahmen Meta im speziellen ergreifen wird, um im Bereich der Firmen erfolgreich zu sein. Meta ist ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung und dem Betrieb von Virtual-Reality-Software beschäftigt, und es ist möglich, dass sie verschiedene Strategien verfolgen, um ihre Produkte und Dienstleistungen in der Firmenwelt zu vermarkten. Es wäre jedoch ratsam, direkt an Meta zu wenden, um genauere Informationen zu erhalten.“

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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