Selfies sind in, keine Frage. Vor Allem Frauen mögen es, sich selbst zu fotografieren und bei Instagram die gelungenen Portraits hochzuladen. Männer sind etwas zurückhaltender – aber in vielen Kulturen sind auch sei begeisterte Selfie-Produzenten. Durchschnittlich sind Selfie-Creator zwischen 21 und Mitte zwanzig, wie ein amerikanisches Forscherteam herausfand, welches über 3.000 Selfies aus Berlin, Bangkok, New York, Moskau und São Paulo untersuchte. Doch es gibt auch immer mehr Frauen, die ihre Geliebten, Verlobte und Ehemänner als „Selfie-Stange“ benutzen, um möglichst viele attraktive Fotos von sich ins Netz stellen zu können. Und die haben sich mittlerweile sogar schon zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen…
Früher waren Frauen eher die Typen, die bei jeder Kamera entsetzt riefen: „Nicht mich fotografieren, ich seh furchtbar aus auf Fotos!“. Heute hat sich das extrem gewandelt gerade bei jungen Mädchen und Frauen. Kein Wunder, man kann ja mit dem Smartphone tausend Mal misslungene Bilder löschen, bevor man die ideale Perspektive, die ideale Mimik, das ideale Licht und den idealen Hintergrund gefunden hat. Die vielen Filter von Instagram erledigen dann den Rest.
Warum gerade Frauen den Wunsch haben, mit hübschen Fotos auf Instagram vertreten zu sein? Ich denke da an Schneewittchen und die Stiefmutter, die ihren Spiegel täglich mehrmals fragte, ob sie auch wirklich die schönste Frau der Welt sei. Vermutlich geht es vielen Frauen und Männern ähnlich wie der armen Schneewittchen-Stiefmutter, die unter ihrer schwindenden Attraktivität leiden musste, und darum sogar zum Gift griff: Man versucht, die besten Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden und Minuten der Attraktivität festzuhalten, zu archivieren, der Öffentlichkeit mitzuteilen, sich selbst der eigenen Schönheit zu versichern. „Spieglein Spieglein in dem Smartphone – bin ich auch wirklich die/ der Schönste im Land?“
Mir persönlich gefällt diese Versicherung der eigenen Schönheit trotz Alledem gut. Das ist mir lieber als die Angewohnheit, sich selbst vernichtend in Grund und Boden zu rammen. Wir sollten uns unbedingt schön finden, das ist so wichtig! Jeden Morgen in den Spiegel schauen und denken: ‚Himmel bin ich schön!‘ ist doch ein feines Ziel nicht wahr?
Aber nun zur Selbsthilfegruppe Instagram geplagter Ehemänner von Selfie-süchtigen Frauen. Bei instagramhusband.com – einem Tumblr-Blog, treffen sie sich mit eigenen Bildern, kleinen Texten, Videos und Meetings – über Instagram, Twitter, Facebook, YouTube und Tumblr. Witzig und bezeichnend für unsere Zeit: Lasst uns die digitalen Instrumente nutzen, es gibt soooo viele Möglichkeiten!
Quelle: watson.ch