Der Whatsapp-Exodus und der Aufstieg von Threema

In den Zeiten in denen die NSA das Kanzlerphone abhört ist das Thema Datenschutz wichtiger geworden. Zur Zeit kann man das an dem Verhalten derer begutachten, die die Nachricht des Kaufes von Whatsapp auf ihre eigene Art und Weise verarbeiten. Sie wechseln zu Threema. Fragt sich allerdings: Wie dauerhaft wird das Ganze sein?

Einerseits ist es natürlich gut für die aktuelle Diskussion um Datenschutz und Datensicherheit wenn sich Millionen von Deutschen von Whatsapp abwenden und Applikationen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung suchen. Wobei Threema hier sicherlich einen Vorteil hat: Es ist genau so leicht zu bedienen wie Whatsapp, wenngleich auch die Kontakte erst durch den QR-Code bestätigt werden müssen. Allerdings sollte man auch hier skeptisch sein, denn Threema ist keine Open Source Software und so mögen die Schweizer zwar sicherlich nicht direkt wissen welche Art von Nachrichten man verschickt, aber ein Audit haben die Schweizer bislang nicht vollzogen. Daher muss man auch hier erstmal darauf vertrauen dass die Anbieter mit den Daten, die sie auf den Servern liegen haben keinen Unfug anstellen. Immerhin: Es ist ein Schritt voran.

Erregungsmusterwellen

Allerdings darf man bei all dem nicht vergessen: Diese Empörungswellen hatten wir in der Vergangenheit schon öfters. Nicht nur was Internetsoftware anbelangt. Nach dem Wiesenhof-Skandal etwa waren alle so empört, dass sie sich schworen nie wieder was von der Firma zu kaufen. Wie Amazon mit seinen Mitarbeitern umspringt: Skandal, wir kaufen jetzt alle wieder im örtlichen Buchhandel! Und Whatsapp wird von Facebook gekauft? Um Himmelswillen, rasch wechseln, wir wollen doch nicht dass Facebook unsere Daten von den Whatsapp-Servern bekommt… Wobei es einem klar sein sollte: Whatsapp hat die Daten schon längst auf den Servern, ein Löschen der App führt nicht dazu dass sie dort verschwinden werden. Dazu müsste man den Account aktiv kündigen und selbst dann ist nicht sicher ob Whatsapp die Daten löscht. Ich vermute mal, da bräuchte man einen Anwalt in den Staaten, der dann Schreiben an die Firma verschickt…

Und heute? Wiesenhof hat der Skandal nicht geschadet, Amazon gehts so gut wie immer und mit Sicherheit wird Whatsapp mit seinem Millionenkundenstamm in Deutschland zwar einige verlieren, aber bestimmt nicht dermaßen dramatisch dass der Dienst in Konkurs gehen muss. Was mich da so sicher macht? Das ist das Verhalten der meisten Nutzer nach dem Kauf von Instagram durch Facebook beziehungsweise das Verhalten der Nutzer bei den Veränderungen der AGBs damals. Zwar gabs damals EyeEM als deutsche Alternative, die viele Nutzer gewann, letzten Endes aber sind dann die Meisten doch bei Instagram geblieben. Einerseits vielleicht aus Bequemlichkeit. Andererseits aber aus einem ganz einfachen Grund: Wer Zeit und Energie für die Pflege eines Freundeskreises bei Instagram aufgewendet hat, der macht sich selten noch mal die Mühe das bei EyeEM oder anderen Apps zu tun. Vor allem weil man auch nicht direkt weiß ob die alten Freunde nun dort auch zu finden sind. Deswegen hat auch Diaspora kaum eine Chance als Facebook-Alternative – ja, Diaspora gibt es noch – eben sowenig wie Google+ als Facebook-Ersatz genutzt wird.

Und so positiv dann auch die Wirkung in Hinblick auf den Datenschutz ist: Es dürfte nicht überraschen wenn Whatsapp in etlichen Tagen oder Monaten dann doch noch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nachschiebt um die Kunden zu halten. Womit sich die Debatte dann auch wieder erledigt hätte. Bis zum nächsten Mal.

 

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