Ganztagsbetreuung in der Grundschule: Rechtsanspruch ab 2025?

Mutter sein ist nicht gerade leichter geworden in den letzten Jahrzehnten. Nach dem alten Rollenbild Westdeutschlands war es üblich, dass der Ehemann der Ernährer seiner Familie war – und die Frau für Haus, Kinder, gesellschaftliches Leben und häufig auch für die finanzielle Liquidität verantwortlich war. Nach dem Motto „Ich führe ein kleines, erfolgreiches Familienunternehmen“. Das passt aus vielen Gründen nicht mehr in die heutige Zeit. Selten reicht ein einziges Gehalt aus, um eine Familie mit Kindern zu versorgen. Die „Hausfrau“ hat an gesellschaftlicher Anerkennung stark eingebüßt. Junge Frauen machen immer häufiger qualifizierte Ausbildungen und empfinden ihren Beruf nicht als notwendiges Übel, sondern als Basis für Unabhängigkeit und Selbstentfaltung.

Schaut man sich hingegen die Kinderbetreuungs-Versorgung in Deutschland an, ist es in vielen Bundesländern wie in NRW zum Verzweifeln. Besonders hilflos sind Mütter von Grundschulkindern. Wird es hier bald eine Änderung geben? Einen Rechtsanspruch auf Ganztags-Grundschulen? Zwar wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, dass es ab 2025 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter gibt (ab 2025! – spät genug…), doch nun ist es fraglich, ob es vor Ablauf der Legislaturperiode noch zu einer Einigung zwischen Bund und Ländern kommt.
FAZ vom 19.04.21: Kommt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen?

Wie wir ja schon aus anderen Zusammenhängen wissen, ist es immer ein Problem, wenn Bundesrat (die politisch Verantwortlichen der Bundesländer) und Bundesregierung sich über etwas einigen müssen, was Kosten verursacht. Da unser Schulsystem in der Hand der Länder liegt, ist es deren Entscheidung, ob sie in der Grundschule eine Ganztagsbetreuung anbieten – und wie umfangreich dieses Förder- und Betreuungsangebot ist.

Unterschied zwischen östlichen und westlichen Bundesländern

Traditionellerweise ist die Ganztagsbetreuung in Ostdeutschland viel selbstverständlicher als in Westdeutschland. Wären nach der Wiedervereinigung die Rechte berufstätiger Mütter noch weiter zurückgefahren worden, hätte es womöglich ernste Konsequenzen gegeben. Frauen aus den neuen Bundesländern empfinden es als selbstverständlich, berufstätig zu sein, finanzielle Unabhängigkeit auch innerhalb der Ehe zu wahren – und trotzdem eine Familie gründen zu können.

Im Westen Deutschlands herrscht weiterhin die Vorstellung, dass Frauen nach der Schwangerschaft hauptsächlich für die Kinder da sind, in der Regel nur noch in Teilzeit arbeiten (oder mit einem Minijob zum Einkommen des Mannes beitragen) und ihre Aufgabe auch darin sehen, die Kinder bei schulischen Leistungen, Vereinsaktivitäten, Förderungen und den sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen zu unterstützen. Alleinerziehende müssen dann damit leben, dass ihre Kinder benachteiligt sind. Wie weit die Schere bei den Bildungswegen der Kinder auseinander klafft je nach Familienmodell, Bildungsgrad der Eltern und Einkommen, ist international bekannt.

„Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen“

Wir müssen also darum bangen, dass nach der Bundestagswahl überhaupt das Thema „Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen“ wieder in einen Koalitionsvertrag aufgenommen wird – und dass die Umsetzung zumindest noch vor 2030 auch in westdeutschen Bundesländern gelingt. Ansonsten bleibt vielen wie es ist: Ohne festen Arbeitsvertrag keine Ganztagsbetreuung in der Grundschule – ohne gesicherte Betreuung des Grundschulkindes keine Arbeit. Hauptmann von Köpernick lässt grüßen. Man darf gespannt sein, ob sich Schulen, Bundesländer und Bund irgendwann einmal über die Verteilung der Kosten einigen können…

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Kindertagesbetreuung in Deutschland – Zahlen, Daten, Fakten
33 Seiten als pdf hier herunterladen (zwar von 2016 – aber sicher noch aktuell)

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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