Aufgrund der politischen Entscheidung in Deutschland, strombasierte Energieformen zu priorisieren, ohne erneut auf Atomenergie zurückzugreifen, soll Fernwärme über erneuerbare Energiequellen in Wohngebieten mit Mehrfamilienhäusern zur wichtigsten Heiztechnik werden. Zurzeit ist für Mieter/Innen die Energieversorgung über Fernwärme allerdings mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden. Mietwohnungen, die an Fernwärmenetze gebunden sind, haben für 2024 ein Kosten-Plus von durchschnittlich 27 Prozent im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen. Der Immobiliendienstleisters Ista hat eine genaue Analyse vorgenommen.
Vergleich der verschiedenen Heiztechniken Fernwärme, Gas und Öl

Ista-Experten haben anhand einer 70-Quadratmeter-Wohnung folgende Vergleichsrechnung vorgenommen: 2024 war das Heizen mit Öl am günstigsten: Ölbrenner haben im Vergleich zu 2023 sogar eine Ersparnis erbracht: Im Durchschnitt waren die Heizkosten 127 Euro günstiger als 2023. Erdgasheizungen erhöhten sich um 53 Euro auf durchschnittlich 864 Euro, Fernwärme beheizte Wohnungen kosteten 2024 im Durchschnitt 1055 Euro – was einem Plus von 225 Euro entspricht.
Die Ursachen
Ista-Chef Hagen Lessing (Quelle unter dem Beitrag verlinkt) befürchtet, dass es im Jahr 2025 keinen Grund zur Entwarnung gibt. Ende 2023 liefen die staatlichen Energiepreisbremsen für Gas und Fernwärme aus. Die Absenkung der Mehrwertsteuer endete Ende März 2024. Das ist die erste Ursache für die Heizkostenerhöhung – sowohl für Erdgas als auch für Fernwärme.
Der zweite Grund für den derzeitigen Jahresabrechnungsschock in Bezug auf die Fernwärme-Heizkosten ist, dass die Heißwasserbereitung in den meisten Mietwohnungen weiterhin über fossile Energieformen (Gas, Öl, Kohle) läuft. Die Jahresabrechnungen für die Heißwasserbereitung werden jedoch erst mit erheblicher Zeitverzögerung an die Vermieter gesendet – in der Regel erst zwischen Mai und Dezember. Dadurch sind die Abrechnungen zu Beginn des neuen Jahres mit den gestiegenen Kosten für die Fernwärme-Heizform besonders deutlich.
Tarife der 84 Fernwärmenetze – kein Wechsel der Anbieter möglich
Zurzeit ist es so, dass die Fixkosten der 84 Fernwärmeversorger für die Wärmeerzeugung und die dafür berechneten Aufwendungen für die Verteilnetze von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich sind. Der Bundesverband der Energieabnehmer (VEA) hat diese Tarife analysiert: Bei den Stadtwerken Hamm als günstigstem Anbieter mussten die Kunden nur halb so viel zahlen wie bei dem teuersten Anbieter, den Stadtwerken Hanau.
heizung.de: Energiekosten berechnen und sparen
Ein weiterer entscheidender Grund für die Verteuerung von Fernwärme ist, dass die Kunden den Anbieter nicht wechseln können – sie sind vom örtlichen Versorger und dessen Preisen abhängig und an diesen gebunden. Aus diesem Grund diskutieren Verbraucherschützer, Energieversorger, Insider und Politiker seit Monaten über eine strenge Regulierung der Tarife – bisher ohne Ergebnis.
Weitere Zahlen
In Deutschland wird zurzeit etwa jede sechste Wohnung mit Fernwärme beheizt. Da Fernwärme in dicht besiedelten Gebieten häufig die einzige Möglichkeit ist, Wohnungen klimaneutral mit Heizenergie und Heißwasserbereitung (mittels unterirdischer Rohre) zu versorgen, soll Fernwärme massiv ausgebaut werden.
Für den Ausbau der Fernwärme werden erneuerbare Quellen wie Biomasse, Biomüll, Abwärme von Industrieanlagen, Müllverbrennungsanlagen und Geothermie verfügbar gemacht. Die Erschließung dieser erneuerbaren Energiequellen erfordern immense Investitionen. Auch der Ausbau der Verteilernetze ist extrem teuer. Experten berechnen diesen mit rund 5.000 Euro pro Meter.
Wie geht es weiter?
Ob Politik, Verbraucherschutz und Energieversorger einen Weg finden, die hohen Kosten der Fernwärme abzufedern, wird die Zukunft zeigen. Tatsache ist, dass sich durch den Ausbau der vom örtlichen Versorger abhängigen klimaneutralen Energieversorgung für Heizung und Heißwasser in Wohnsiedlungen ohne die Regulierung der Tarife Wohnkosten für Mieter/Innen weiter erhöhen werden. Ob die Akzeptanz dieser Erhöhung zu einer weiteren Verarmung der Mittelschicht führen wird, bleibt abzuwarten.