Sicher haben Sie schon einmal etwas von Crowdfunding-Plattformen gehört. Dort können Einzelpersonen und Gruppen Geld für Projekte und Produktentwicklungen geben, die entweder ideell begeistern, oder die innerhalb ihrer Community eine Bereicherung darstellen – zum Beispiel in einer Gaming-Community. Aus dem unterstützenden Crowdfunding hat sich später auch das Crowdinvesting entwickelt. Beim Crowdinvesting geht es nicht allein darum, Projekte und Geschäftsideen finanziell zu ermöglichen, beim Crowdinvesting handelt es sich um eine alternative Finanzierungsmöglichkeit, bei der sich viele kleine Anleger gute Renditen erhoffen. Ist es möglich, ein Immobilienprojekt oder ein Geschäftsvorhaben über Crowdinvesting zum Erfolg zu bringen? Sind viele kleine Eigenkapitalgeber eine Alternative zu Bankdarlehen?
Beispiel Immobilienfinanzierung
Neben den traditionellen Bankdarlehen etabliert sich ein alternativer Finanzierungsmarkt für Grundstücke, im Bau befindliche Gebäude und Bestandsimmobilien. Im Gegensatz zu Immobilienfonds investieren die Anleger in ein bestimmtes Projekt, das sie selbst gewählt haben. Auf Crowdinvesting-Portalen liegen die Mindestbeträge für Investments manchmal schon bei 50 Euro.
Funding-Portale konzentrieren sich bei ihren Angeboten auf erfolgversprechende Bauträgerprojekte und die Revitalisierung von Bestandsobjekten, um möglichst risikoarm zu wirtschaften. Die Anleger erhalten attraktive Zinsen für ihre Anlagen – sollten die Bauprojekte jedoch scheitern, ist das angelegte Kapital weg.
Es handelt sich nämlich bei den angelegten Beteiligungen um Mezzanine-Kapital für Immobilieninvestments. Mit diesem Prinzip arbeiten auch Mezzanine-Unternehmen, die Bauvorhaben ganzheitlich begleiten. Mezzanine-Kapital ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital und mit hohen Risiken verbunden – jedoch auch mit hohen Renditen, wenn das Projekt gelingt.
Beispiel Start-up-Finanzierung
Crowdinvesting kann auch bei der Investition in eine erfolgversprechende Unternehmensgründung für risikobereite Kapitalgeber eine Anlagemöglichkeit sein, um gute Renditen zu erwirtschaften. Spricht man in Deutschland eingedeutscht vom Crowdinvesting, ist die internationale Bezeichnung dieser Beteiligungsform equity based crowdfunding, oder kurz „equity crowdfunding“.
Auch bei der Gründungs- und Unternehmensfinanzierung geht es darum, dass viele kleine Anleger in ein Projekt, das sich auf einer Crowdinvesting-Plattform vorstellt, investieren. Entscheidend ist, ähnlich wie bei der Investition von Mezzanine-Kapital in Immobilienprojekte, dass die Investoren vom Erfolg des Projekts überzeugt werden. Denn Sicherheiten gibt es auch hier nicht – scheitert das Start-up oder das Vorhaben des Unternehmens, verliert der Anleger sein angelegtes Geld.
Allerdings gibt es auch viele Start-ups, deren ideeller Wert so sehr überzeugt, dass die Anleger in erster Linie die Vision des Projekts unterstützen. Nachhaltigkeit und alternative Energieformen sind häufig ein entscheidendes Kriterium, aber auch Start-ups im touristischen Bereich, kreative Produktentwicklungen und die Unterstützung von Ideen für benachteiligte Weltgegenden wie Afrika finden sich auf Crowdinvesting-Plattformen.
Wagnisfinanzierung durch Mikroinvestition
Crowdinvesting und die Beteiligung mit Mezzanine-Kapital ist also eine spezielle Anlageform für „Schwarminvestoren“. Diese Investition in Projekte, die noch ganz am Anfang ihrer Geschäftsideen stehen, hat den Vorteil, dass man mit seiner Mikroinvestition bei einem starken Wachstum hohe Gewinne erzielen kann – es birgt aber das Risiko, dass die Mikroinvestition bei einem Scheitern vollständig verloren ist.
Während Immobilieninvestments im Crowdinvestement-Markt immer erfolgreicher sind, sind Investments in Unternehmen weniger gefragt – das Risiko ist weitaus höhere als bei konkreten Bauvorhaben.
Crowdinvesting zur Kundenbindung
Eine andere Form der Nutzung von Crowdinvesting und Kleinanleger-Mezzanine-Kapital hat die Burger-Kette Hans im Glück gewählt. Die Franchise-Kette Hans im Glück gibt es schon seit 2010. Im Jahr 2020 wurde das Unternehmen an Backwerk verkauft. Man kann also nicht mehr von einem Start-up sprechen.
Vielmehr geht es dem Unternehmen darum, durch ihre Crowdinvesting-Strategie die Kundenbindung zu intensivieren, die Marke zu stärken und die Expansion in weitere Länder wie die Niederlande zu unterstützen, um neue Märkte zu erschließen.
Johannes Bühler, CEO von Hans im Glück, beschreibt die Strategie folgendermaßen: „Crowdinvesting bietet die spannende Möglichkeit, unsere Gäste und Fans von unserem Erfolg und Wachstum profitieren zu lassen“.
Die Kampagne, die im Frühjahr 2024 gestartet ist, konnte schon in den ersten 48 Stunden rund 100.000 Euro an Crowdinvesting-Kapital sammeln. Investitionswillige können mit einem Mindestbetrag von 250 Euro einsteigen. Innerhalb von vier Jahren erhalten Investoren ihr Investment plus die vereinbarte Rendite von sieben Prozent p. a. zurück.
Hans im Glück war im Januar 2024 in die Kritik geraten, da der Miteigner Hans-Christian Limmer zu einer Veranstaltung in Potsdam eingeladen hatte, die als rechtsextrem eingestuft wurde. Die Crowdinvesting-Kampagne richtet sich nun an Stammgäste und Fans der Burger-Kette, um die Kundenbindung zu stärken, die Marke zu schützen und den guten Ruf wiederherzustellen.
Crowdlending: Kredite von Menschen für Menschen
Immer mehr Start-ups, Selbstständige und Kleinunternehmen entdecken in Krisensituationen eine weitere Möglichkeit des Crowdfundings für sich: das Crowdlending. Beim Crowdlending stellt sich auf der jeweiligen Plattform ein Mensch vor, der einen Kredit benötigt, jedoch bei Banken keine Chance hat, ein Darlehen zu erhalten. Dieser P2P-Kredit wird also „unter Gleichen“ vergeben und innerhalb der vereinbarten Laufzeit verzinst zurückgezahlt.
Wenn ein Gründer, ein Selbstständiger oder ein Unternehmen einen solchen direkten Kredit durch die Crowd erhält, spricht man vom P2B-Kredit (Peer-to-Business).
Ob Privatmensch oder Unternehmer, die Plattformen prüfen jeden einzelnen Kreditantrag. Je nach Bonität des Antragstellers wird eine Risikoklasse berechnet und ein entsprechender Zins festgelegt. Wird der Antrag genehmigt, stellt sich der Kreditbeantragende auf der Plattform vor, beschreibt sein Projekt und erläutert die Konditionen wie Zins und Laufzeit.
Wenn sich genügend Kreditgeber gefunden haben, wird das Darlehen an den Kreditnehmer ausgezahlt. In der Regel tilgen diese den Kredit dann monatlich. Der Crowdkredit kann für Selbstständige eine gute Möglichkeit sein, um zum Beispiel Lieferengpässe zu überbrücken. Zwar sind die Kreditzinsen auf den Plattformen sehr hoch, doch wenn es sich um kurzfristige Engpässe handelt, die nach wenigen Monaten behoben sind, ist das Crowdlending tatsächlich eine gute Überbrückung des finanziellen Engpasses, der gerade kleinere Unternehmen wie Markthändler oder Handwerksbetriebe in existenzielle Schwierigkeiten bringen kann, weil keine ausreichende Liquidität „für schlechte Zeiten“ vorliegt. Vor allem Gründer haben in den ersten Jahren häufig noch keine ausreichenden Reserven – und sind für Banken nicht kreditwürdig.
Fazit
Crowdfunding ist entstanden aus der Idee, dass mithilfe einer Internet-Plattform Projekte und Produkte um finanzielle Unterstützung werben. Crowdfunder wollen in erster Linie, dass die Ideen verwirklicht werden. Sie sind nicht nur Unterstützer, sondern auch Fans der Projekte. Für ihren finanziellen Einsatz erhalten sie je nach Höhe ihrer „Spende“ ein Dankeschön.
Crowdinvesting ist interessant für Investoren, die sich gute Renditen von ihren Anlagen (in der Regel Mezzanine-Kapital) erhoffen. Crowdinvesting ist eine deutsche Wortschöpfung. Im internationalen Verkehr spricht man von „equity crowdfunding“
Crowdlending bedeutet, dass einzelne Menschen gemeinsam mit anderen Menschen über eine Crowdlending-Plattform Privatpersonen, Selbstständigen oder Unternehmen gemeinsam Geld leihen. Die Crowdlending-Plattformen nehmen die Rolle des Vermittlers ein, prüfen die Kreditanträge und übernehmen die Rückzahlungsprozesse.