Langzeitarbeitslosigkeit: Wie viele finden zurück in den 1. Arbeitsmarkt?

Je länger ein Mensch arbeitslos ist, desto schwieriger wird es, zurück in den 1. Arbeitsmarkt zu finden. Vor allem gering Qualifizierte, ältere Arbeitslose über 55 und Menschen (in der Regel Mütter), die Kleinkinder betreuen, sind auf Grundsicherungs-Leistungen (ALG II/ Hartz IV) angewiesen. Während die Alleinerziehenden mit kleinen Kindern gute Chancen haben, später dauerhaft zurück in den Beruf zu kehren, ist das bei Menschen ohne Berufsabschluss und bei älteren Geringqualifizierten sehr schwer. Im Folgenden einige Zahlen aus dem Bericht der Arbeitsagentur zur Langzeitarbeitslosigkeit im Jahr 2021. Die Auswirkungen der Pandemie und der Lockdowns kommen in diesem besonderen Jahr noch hinzu.

Definition von Langzeitarbeitslosigkeit

Bild von andreas160578 auf Pixabay 

Die offizielle Definition für arbeitslose Menschen, die mindestens 3 Stunden täglich arbeiten könnten, lautet: „Verfestigte Arbeitslosigkeit mit Grundsicherung für Arbeitssuchende“ 2021 waren in Deutschland knapp 40 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen langzeitarbeitslos – also mindestens 1 Jahr arbeitssuchend.

Der Prozentsatz der Grundsicherungsempfänger hat durch die Pandemieeinschränkungen zugenommen. Zum einen, weil zum Beispiel Selbstständige aus den Bereichen Gastronomie, dem kreativen Sektor, dem Kunsthandwerk und des Handels wegen mangelnder Auftragsmöglichkeiten hinzukamen, zum Anderen, weil arbeitsmarktpolitische Maßnahmen eingeschränkt wurden.

Allgemein sind die größten Risikogruppen ältere Menschen, Geringqualifizierte und Hauptverantwortliche für Kinder unter 3 Jahren (in der Regel alleinerziehende Mütter). Die höchste Langzeitarbeitslosigkeit-Quote gibt es in Bremen, in NRW und Brandenburg. Insgesamt ist das Ruhrgebiet in Deutschland am meisten betroffen, der Strukturwandel konnte bis heute nicht aufgefangen werden. Deutscher Spitzenreiter ist Gelsenkirchen. Die geringste Zahl an Langzeitarbeitslosen gibt es in einigen Regionen Bayerns.

In der EU hat Griechenland die höchste Quote an Langzeitarbeitslosen mit 19,5 Prozent, Tschechien die niedrigste mit 0,6 Prozent, Deutschland liegt mit 1,1 Prozent unter dem Durchschnitt. Insgesamt liegt in der EU die Quote der Langzeitarbeitslosen bei 2.5 Prozent.

Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit seit 2004

Verfestigte Arbeitslosigkeit bedeutet laut der Studie der Arbeitsagentur sozialer Abstieg, Verarmung, Resignation. 2005, nach Einführung von Hartz IV, lag die Zahl der Betroffenen bei 4,9 Millionen – ein Jahr später bei 1,9 Millionen.

Von den ca 1 Million Langzeitarbeitslosen sind 2021 die Hälfte ein bis zwei Jahre betroffen, 200.000 sind zwei bis drei Jahre im Bezug der Grundsicherung – und knapp 200.000 Menschen länger als drei Jahre – das sind 28 Prozent.

Vermittlungshemmende Merkmale

Kinderbetreuung, geringe Qualifikation, sprachliche Defizite, gesundheitliche Einschränkungen und hohes Lebensalter sind die entscheidenden vermittlungshemmenden Merkmale. Geschlechtermäßig waren 2021 sowohl 39 Prozent Frauen als auch 39 Prozent Männer langzeitarbeitslos.
Fast jeder 2. Arbeitslose über 55 Jahre ist langzeitarbeitslos. Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit sind etwas häufiger langzeitarbeitslos (40 Prozent) als ausländische Staatsbürger (37 Prozent).

Personen ohne Berufsabschluss sind sechsmal so oft betroffen als Menschen mit beruflicher Ausbildung. Akademiker sind am seltensten arbeitslos.

2021 hatten 60 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Berufsabschluss. Sie suchen Arbeit im Bereich der Helfertätigkeiten

Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit nach Gründen

18 Prozent können wegen der Aufnahme einer Beschäftigung im 1. Arbeitsmarkt oder wegen einer erfolgreichen Selbstständigkeit den Bezug von Grundsicherung verlassen. Nur drei Prozent finden eine Beschäftigung im 2. Arbeitsmarkt (alle staatlich subventionierten Arbeitsverhältnisse). 25 Prozent beginnen eine Berufsausbildung oder arbeitsmarktpolitische Maßnahme. 44 Prozent verlassen die Grundsicherung wegen Rente oder kurzfristiger Krankheit.

Gelingt es Langzeitarbeitslosen, eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt aufzunehmen, ist der langfristige Erfolg kaum geringer als bei Kurzzeitarbeitslosen.

Eingliederungsquote: Die Wahrscheinlichkeit, sechs Monate nach einem Eingliederungszuschuss (Zuschuss für Arbeitgeber und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bei Einstellung) weiterhin sozialversicherungspflichtig beschäftigt zu sein, liegt bei Langzeitarbeitslosen bei 74,8 Prozent. Bei Förderungen der beruflichen Weiterbildung (inkl. Rehamaßnahmen) sind es immerhin noch ein Viertel nach sechs Monaten.

Langzeitarbeitslose werden am häufigsten mit Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung gefördert (45 Prozent). 21 Prozent werden mit anderen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die Beschäftigung schaffen, unterstützt.

Quelle: Agentur für Arbeit, März 2022, 30 Seiten pdf – Arbeitsmarktsituation von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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