Juli 2009: in Deutschland arbeiten schon 6,5 Millionen Menschen im Niedriglohn-Sektor – davon ein Viertel in Vollzeit. Als Niedriglohn werden Stundenlöhne unterhalb von 9,62 Euro bezeichnet, im Osten unterhalb von 7,18 Euro. Die Zahl der Unqualifizierten im Niedriglohnbereich sinkt: lag er 1995 noch bei gut 40 Prozent, sind jetzt nur noch kapp 21 Prozent der Wenig-Verdiener ohne qualifizierten Berufsabschluss. Zählt man Akademiker hinzu, sind sogar vier von fünf Betroffenen qualifiziert.
Die Ergebnisse gehen auf eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hervor. Insgesamt stieg die Anzahl der Niedriglohn-Arbeitnehmer von 1995 bis 2007 um 49 Prozent, bzw. um 2,1 Millionen. Allein im Jahr 2007 wuchs die Zahl der Beschäftigten unterhalb der lebensnotwendigen Stundensätze um 350.000.
In den meisten europäischen Ländern gibt es einen Mindestlohn, der sich an der Armutsgrenze orientiert. Großbritannien etwa führte 1999 den gesetzlichen Mindestlohn ein, um zu verhindern, dass der Staat für zu niedrige Löhne die Ausfallbürgschaft übernimmt.
In Deutschland gibt es zwar zwischenzeitlich Mindestlöhne für bestimmte Branchen, doch im Allgemeinen steigt die Zahl der Vollzeitbeschäftigten, die zusätzlich Hartz IV beziehen, um mit einem Existenzminimum leben zu können.