„Das Sammeln der Social-Media-Daten wird die bestehenden Analyse- und Ermittlungsverfahren verbessern und gibt der Heimatschutzbehörde ein zusätzliches Werkzeug an die Hand, kriminelle Aktivitäten und Verbindungen klarer und sichtbarer werden lassen.“So begründet laut zahlreicher Medien (hier SPIEGELonline) Ende Juni 2016 die US-Zoll-und Grenzschutzbehörde ihre Absicht, das bisherige Formular für Einreisende in die USA durch ein zusätzliches Feld erweitern zu wollen. „Bitte tragen Sie hier Informationen zu Ihren Online-Präsenzen ein: Provider, Plattform und Social-Media-Kennung.“ Die Angabe der Daten soll freiwillig sein, ebenso wie die Frage, ob man terroristischen Gruppierungen angehört. Aber die Antwort zu verweigern oder überhaupt nicht im Social Network zu kommunizieren, könnte sicher als besonders verdächtig angesehen werden – wird die Social Media Kommunikation also womöglich bald zur Pflicht?
In den nächsten zwei Monaten soll sich in den USA entscheiden, ob dem Wunsch der Behörde stattgegeben wird – wovon wohl ausgegangen werden kann. Zwar ist die Beantwortung der entsprechenden Fragen freiwillig – aber macht man sich nicht gerade verdächtig, wenn man das Feld frei lässt? Menschen, die als Urlauber oder aus beruflichen Gründen die USA besuchen wollen, sollten sich also mal innerlich prüfen, was sie in den letzten Jahren so über Facebook, Twitter, WhatsApp und Co zu US-Themen geschrieben haben. Und ob es wohl ein Problem sein kann, wenn man Position zur NSA-Überwachung gezogen hat?
DHS is proposing to add “social media identifiers” to travel admission forms (ESTA\I-94W)! https://t.co/1sFJU2xbRn pic.twitter.com/P0glAHjjIZ
— Joseph Lorenzo Hall (@JoeBeOne) 23. Juni 2016
Was ich spannend an dieser Geschichte finde ist, dass es anscheinend immer mehr zum gesellschaftlichen Zwang wird, im Social Web zu kommunizieren. Denn wenn man tatsächlich mit der verständlichen Grundhaltung „Ich schütze meine Daten“ auf alle elektronischen Kanäle verzichtet und höchstens für das Unabwendbare E-Mails verwendet, könnte man zum verdächtigen Subjekt werden. Hat man auch schlechtere Aussichten auf einen Arbeitsplatz, wenn man mit keinem Profil in den sozialen Netzwerken vorhanden ist? Wird das als mangelnde soziale Kompetnz und Teamfähigkeit eingestuft?
Ich denke, wir alle kommen nicht darum herum, uns bewusst und durchdacht eine klare Position zu unseren Daten zu erarbeiten. Egal, ob ich begeistert bin von dem Komfort, den ich durch großzügige Datenverteilung genieße (was so meine Strategie ist) oder ob ich auch auf Online-Banking, EC-Karte und Smartphone verzichte – nur thematisches Wissen und Bewusstheit bringen mich in die Lage, Entscheidungen zu treffen: Transparenz oder strikter Schutz der Persönlichkeit – irgendwo in der Grauzone dazwischen wird wohl für die meisten Menschen die Wahrheit liegen.
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