Eva Ihnenfeldt: Ich gebe zu, ich gehöre zu den Menschen, die schwer zu beschenken sind. Das habe ich wohl von meiner Oma, die gern Geschenke öffnete mit den Worten „Brauch ich nicht…“ oder „Hab ich schon“ oder „Was ist das denn?“. Sie war ein sehr lieber Mensch, aber beschenkt zu werden war ihr unangenehm – und ich kann das verstehen. Darum hier ein kleiner Abriss zum Thema „Schenken“.
Eigentlich haben Geschenke ja die Funktion, jemand Mächtiges zu besänftigen, sich dessen Gunst zu sichern und einer Bitte durch
ein Gastgeschenk Nachdruck zu verleihen. Der Beschenkte nahm das Geschenk großzügig an und rechnete nach, wie wertvoll es war und was das zu bedeuten hatte für den Wert, den der Schenkende dem Beschenkten zu maß.
Durch Armut, Krieg und Not wurden Geschenke in der Familie und zwischen Freunden wichtig, um sich Ersehntes leisten zu können, an das durch Sparen nicht zu denken war. Eine Orange im Kriegswinter war für meinen Papa das größte Geschenk, an das er sich noch als alter Mann erinnerte, und in vielen Kindheits-Erinnerungen spielen Geschenke eine große Rolle (hatte es nicht auch immer was mit der Versicherung zu tun, geliebt zu werden?).
Ich selbst habe immer versucht, mit Geschenken meiner Pflicht als Schenker bestmöglich nachzukommen, meist ohne wirkliche Herzensbeteiligung. Die Whiskygläser, die ich als Kind meiner Mutter zu Weihnachten schenkte, prangten stolz jahrzehntelang im Glasschrank, ohne dass je ein Mensch daraus getrunken hätte, und einmal habe ich sogar meinem Vater Rasierwasser geschenkt, obwohl er einen Vollbart trug – wie peinlich und enthüllend!
Ich gehöre zu den Menschen, die wenige Stunden vor dem Ereignis noch schnell losrasen, um nicht mit leeren Händen dazustehen. Nur bei meinen vier Kinder habe ich stets versucht, ihren Sehnsüchten nachzukommen und sie mit Geschenken glücklich zu machen. Weil sie doch so viel schwächer sind als ich und dieses Wissen mich rührt. Und weil ich ihnen doch zeigen will, dass ich sie alle von Herzen liebe – dessen sollen sie sich auch jetzt als Erwachsene immer bewusst sein.
In der Zwischenzeit haben wir einen wunderbaren Modus gefunden, um mich „Geschenkemuffel“ zu harmonisieren. Meine Freunde schenken mir Restaurantbesuche oder Kinovorstellungen (also gemeinsame Erlebnisse) und meine Kinder und ich planen vor Geburtstagen oder anderen Festlichkeiten, was das Beste ist – und genau das bekommen dann die zu Beschenkenden: Ein ganz bestimmtes Album, eine Blue Ray, ein ganz bestimmtes Buch oder einen gemeinsamen Shoppingnachmittag für Bekleidung. Wenn ich Parties gebe, steht da ein Sparschwein für Geldscheine – niemand muss geben und niemand sieht, wie viel man gibt.
Spenden
Ähnlich halte ich es mit Spenden. Früher habe ich versucht zu beurteilen, welche Spendenorganisationen die „reinsten“ sind und wer es verdient hat, von mir beglückt zu werden. Heute sehe ich NGO’s als normalen Bestandteil unseres Planeten an – mit allem Für und Wider – und spende an große professionelle Organisationen, die dann helfen, wenn es konkret gebraucht wird. Ich mag Menschen lieber als Tiere (außerdem esse ich Tiere ohne Gewissensbisse), darum spende ich bei Katastrophen und akuten Anlässen für Menschen.
Stiftungen
Stiftungen sind meines Wissens nach ein hervorragendes Steuersparmodell, dass bestimmten Nutznießern zu Gute kommt. Da es sich hierbei häufig um kulturelle Dinge handelt ist das nicht so sehr meins. Wenn ich selbst mal eine Stiftung gründe (das wäre wunderbar!) dann würde ich gern intelligente Straßenkinder fördern, die mit Hilfe der Stiftung tüchtige Unternehmer werden – egal ob in Deutschland oder woanders auf der Welt.
Bestechen
Bestechen gehört zum Alltag jedes Menschen der Ziele verfolgt. Denn ohne die Mithilfe von Menschen lässt sich kein Ziel erreichen. Ich „besteche“ alle Liebsten in meiner Umgebung damit, dass ich sie respektiere, ihnen zuhöre und sie bei ihren Zielen unterstütze, soweit es mir möglich ist. Ich verbinde Menschen miteinander und setze Dinge in Bewegung – doch stets mit einer gewissen Distanz, damit ich nicht in Abhängigkeiten gerate oder zu hohe Erwartungen schüre. Natürlich merke ich mir auch, wer mich durch Freundlichkeit und konkrete Unterstützung „besticht“ und merke mir das sehr gut. Und wenn ich kann, erweise ich gern meine Dankbarkeit – so wie es sich gehört 🙂
Geben und Nehmen
Das ganze Thema „Schenken“ fällt bei mir unter Nehmen und Geben – die Grundattribute im Web 2.0. Ich liebe meine Freiheit und ich liebe die Freiheiten meiner Mitmenschen. Wenn ich mir was zum Geburtstag wünschen darf dann die Gabe, Urteilen komplett zu verlernen und durch die Kunst des Gebens uns Nehmens zu ersetzen. Harmonie ist Voraussetzung für Alchemie, und Respekt die höchste Form der Liebe. „Lebe wie ein Hund“ hat mir mal ein Meister geraten – und das probiere ich: Da wo es spannend und gut riecht geh ich hin – und da wo es schlecht riecht geh ich weg. Ich glaube das nennt man Ehrlichkeit…
Glaub ich nicht 😉
Glaub ich nicht, dass es schwierig ist, gerade Frauen das Richtige zu schenken … ich empfehle zum Valentinstag eine Mikrowelle. So ein Geschenk kommt von Herzen … ;-)))
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…oder ein Schnellkochtopf, auch immer gerne gesehen :-)))
[…] Eva hat mit der “Bestechung” einen weiteren interessanten Aspekt beleuchtet: “Vom Schenken, Spenden, Stiften und Bestechen …“ […]
Hej, das sind ja wirklich gute Ideen (außer man hat schon Mikrowelle oder Schnellkochtopf) – schlimm sind Überraschungen mit Parfüms, Kleidung und Kosmetikartikel – und auch bei Schmuck bin ich sehr wählerisch – mir gefällt ja doch nie, was jemand Anderem gefällt…