Höher, schneller, weiter – so lautet die Maxime. Rund 75% der Beschäftigten weltweit haben Bürojobs, und erschreckend viele von ihnen zeigen Symptome von Burnout. Vor allem junge Menschen zwischen Mitte Zwanzig und Vierzig (Millennials) sind betroffen. Die arte-Dokumentation (unten verlinkt) „Arbeit ohne Sinn“ zeigt, warum gerade Leistungsorientierte scheitern an den Anforderungen der sogenannten Wissensarbeiter. Egal, wie viel man gibt, es ist nie genug. „Die Furcht vor dem Urlaub, da nach der Rückkehr ein Berg unerledigter Arbeit wartet“.
Nicht der Einzelne – das System ist verantwortlich
Seit langer Zeit wird den Menschen versprochen, dass in der Zukunft durch den technischen Fortschritt weniger gearbeitet werden muss – doch das Gegenteil ist der Fall. Auf der einen Seite sinkt die Produktivität durch die steigende Ineffizienz der Prozesse, auf der anderen Seite beschleunigen die ständigen Umstrukturierungen den Stress – und die daraus erfolgende Erschöpfung. Burnout wird zum Massenphänomen.
Arbeit ohne Sinn
Im Mittelpunkt der genial produzierten Dokumentation steht der Austausch von akademischen Millennials, die sich gegenseitig offen eingestehen, was mit ihnen passiert ist in dieser modernen Arbeitswelt und warum sie in den Burnout gerutscht sind. „Es ist mir unangenehm, aber ich muss gestehen, dass ich mir morgens auf dem Weg zur Arbeit manchmal gewünscht habe, von einem Auto angefahren zu werden“. Alle wissen, was es heißt, sich als Versager selbst die Schuld zu geben.
Auch die Unmöglichkeit, in gesicherten Verhältnissen eine Familie zu gründen, wird angesprochen. Die bestens ausgebildeten Millennials sind um vierzig Prozent ärmer als es ihre Eltern in ihrem Alter waren. Wo gibt es noch Arbeitssicherheit in einer Firma? Wo kann ein Paar noch genügend Einkommen generieren, um ein Haus zu bauen und ihren Kindern ein geborgenes Heim zu bieten?
Arbeit muss Sinn machen – und Spaß
Was muss ein Job bieten, damit man sich mit der Arbeit identifizieren kann und keinen Burnout riskiert? Der Mensch braucht Kontrolle, braucht Autonomie, braucht wirksame Entscheidungsmöglichkeiten. Angemessene Gehälter und Sozialleistungen sind ebenso grundlegend wie soziale Anerkennung, Vertrauen und Respekt. Führungs-Entscheidungen müssen als gerecht und plausibel empfunden werden. Die Identifikation mit den Werten des Unternehmens ist wichtig – und selbstverständlich genügend Freiraum für Familie, Privatleben, Erholung.
Eine der Burnout-Betroffenen bringt es auf den Punkt „Meine Eltern haben mir schon als Kind gesagt: Wichtiger als Status und Geld ist, dass der Job Spaß macht! Wichtig ist, dass man sich mit den Kollegen wohlfühlt, dass man stolz auf die eigene Arbeit ist und dass man gern zur Arbeit geht. Ich hoffe, dass ich diese Einstellung selbst auch an meine Kinder weitergeben kann“. Es lohnt sich, anspruchsvoll zu sein bei der Wahl des Berufs. Burnout ist grausam und es kann sehr lange dauern, bis man wieder komplett geheilt ist von dieser selbstzerstörerischen Erschöpfung.
Die 120-minütige Dokumentation „Arbeit ohne Sinn“ ist verfügbar
– hier bei arte (bis zum 12.12.23)
– hier bei YouTube – mit weit über 1.000 aufschlussreichen Kommentaren
– in der ARD-Mediathek (bis 12.01.23)