Coole Macht – von Eva Ihnenfeldt

Coole Macht

Susanne erwacht um 6.37 Uhr aus ihrem Traum. Nachdenklich steht sie auf. Sollte sie? Sollte sie nicht? Im Traum war ihr ein Angebot unterbreitet worden. Sollte sie? Sollte sie nicht?

Als sie bei der Arbeit erscheint, ist dort alles in Aufruhr. Die Chefin wurde gefunden – erhängt. Was sollte nun werden aus den 150 Mitarbeitern? Noch heute muss eine Übergangs-Geschäftsführung gefunden werden. Verlegen schielen die Kolleginnen zu Susanne. OK, sie macht’s. Sie weiß, sie ist gut.

Susanne bekommt Macht

Susanne fragt nicht, woher der Traum kam, in dem ihr große Macht angeboten worden war. Zufall. Sie macht ihren Job, wie sie immer ihren Job gemacht hatte. Die Pflegerinnen sind die, die das Geld verdienen. Die Verwaltung ist die dahinterliegende Infrastruktur. Susanne und ihr engster Führungskreis treffen Entscheidungen und sorgen für die Umsetzung. Susanne Hauptaufgabe liegt im Netzwerken und im Aufbau lukrativer Geschäftsbereiche.

Drei Jahre später ist der Pflegedienst die Premiumadresse Europas. An den schönsten Orten dieser Welt gibt es Seniorenresidenzen für Eliten, die ausschließlich durch Susannes Mitarbeiterinnen geführt werden. Internationale Pflegekräfte arbeiten bei Senioren, die ihren Lebensabend umsorgt genießen.

Besonders beliebt sind schwarzafrikanische Intellektuelle als Bedienstete. Sie entsprechen dem vollkommenen Ideal einer professionellen Pflegerin, gehorsamen Bediensteten und repräsentativen Gesellschafterin. Der Reichtum erfreut sich auf seine alten Tage der Wonne kolonialistischer Privilegien.

Susanne versteht es, genau die richtigen Fachkräfte zu finden und sie genau richtig zu schulen und zu führen, so dass sie beste Leistung bringen, ohne zu „hoch zu fliegen“. Sie hat die Tradition der verstorbenen Chefin übernommen, ihr Unternehmen ausschließlich mit Frauen zu besetzen. Auch wenn sich viele wohlhabende Seniorinnen exotische junge Männer als Pfleger wünschen – Susannes Unternehmensphilosophie ist unverrückbar. Keine Männer, keine Ehrgeizlinge, keine Experimente.

Susanne hat Macht. Hat sie sich verändert in diesen drei Jahren? Oja! Sie war immer die verständnisvolle, fröhliche Kollegin gewesen, beliebt wegen ihrer Loyalität, Ehrlichkeit und Herzlichkeit. Diese Susanne gibt es nicht mehr.

Heute ist Susanne gottgleich. Was sie sagt, ist Gesetz. Sie ist das Maß aller Dinge. Sie steht nicht mehr neben den Anderen – sie schwebt über ihnen! Susanne ist nicht mehr gebunden an Moral und Mitgefühl. Ihr Job ist es, den Gewöhnlichen deren Existenz zu ermöglichen – und das, obwohl keiner von ihnen ihr gewachsen ist. Sie erlaubt es ihnen, genügend Geld zu verdienen, um sich und ihre Familien zu versorgen. Alles, was sie dafür will, ist Leistung und Gehorsam.

Ihre Partner, ihre Kunden und ihre weit gefächerten Netzwerke sind das Fundament des Erfolgs. Keinem kann sie trauen, sie ist wachsam. Es ist immer Krieg.

Damals

Susanne erwacht um 6.37 Uhr aus ihrem Traum. Nachdenklich steht sie auf. Sollte sie? Sollte sie nicht? Im Traum war ihr ein Angebot unterbreitet worden. Ihr Urururgroßvater hatte sie besucht, im Nachtgewand mit weißer Schlafmütze, ein brenndes Kerzenlicht in den Händen. Sein Geist stand direkt neben ihrem Bett – zum Greifen nah. Sie konnte ihn hören, riechen, fühlen. Er war echter als echt.

Sie wusste aus den Stammbaum-Erzählungen ihres Großvaters, dass dieser Ahne ein mächtiges Imperium in Namibia besessen hatte in den Zeiten des blühenden Kolonialismus. „Susanne“, sprach er, „willst Du verstehen, was Macht mit einem Menschen macht?“ Susanne lag in ihrem Bett und war unfähig, sich zu regen. „Susanne, ich sage Dir, Macht ist das Größtmögliche, was es zu erreichen gibt. Macht ist das, was Adam und Eva vergeblich ersehnten. Macht bedeutet, gottgleich zu leben in jedem Moment. Macht bedeutet die Erkenntnis „Ich bin Gott“. Ich habe es gelebt. Du als meine Urahnin – willst Du meine Erbin sein? Ich weiß, dass Du es kannst. Du trägst den Samen des Gottgleichen in Dir. Ich werde Dich lehren, Tag und Nacht“

Susanne erwacht aus ihrem Traum. Nachdenklich steht sie auf. Soll sie? Soll sie nicht?

Geschrieben und erzählt von Eva Ihnenfeldt am 21. April 2023

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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