Harald, der kleine Raumfahrer, kommt auf die Welt

Harald ist noch nicht Harald. Harald ist auf dem Weg. Er lebt in einer Art Raumkapsel, und er verändert sich aufgrund der Einflüsse, die ihn umgeben. Schon früh ist Harald in der Lage, sinnlich zu fühlen, Geräusche wahrzunehmen, Wärmeabstufungen und Veränderungen in Raum und Zeit.

Der winzig kleine Astronaut wächst in seiner lebendigen Raumkapsel rasant heran. Es bilden sich Sinnesorgane, Gliedmaßen, die Ausprägung seines späteren Geschlechts. Harald tanzt in seiner Raumkapsel, die mit schützender Flüssigkeit gefüllt ist. Harald lauscht nach draußen. Harald bereitet sich auf die Ankunft vor.

Die Landung ist ein Schock für unseren tollkühnen Raumfahrer. Das genaue Ziel war schon vor Beginn der Reise klar – doch mit dieser Flut von Reizen hat er nicht rechnen können. Sollte das so bleiben?

Haralds zarter „Ich-bin“-Organismus wurde zusammengepresst und quälend langsam Richtung Landeort geschoben. Dann, beim Aufprall, das Licht, die Kälte, die Lautstärke… Haralds Kopf bildete die Vorhut. Und so sollte es bleiben bis zu seinem menschlichen Ende.

Harald lernt

Harald lernt. Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Sein Körper wächst und bildet in seinen Nervengeflechten aus, was durch Empfindungen entsteht. Wohlige Wahrnehmungen bilden Nervenfasern, die Entspannung weiterleiten. Schmerzhafte Wahrnehmungen bilden Nervenstränge, die Notfallsysteme auslösen.

Harald lernt denken

Während Haralds Körper sein unbewusstes neuronales Innensystem ausbildet, entsteht oben im Kopf ein komplexes, nie ermüdendes Bewusstsein: das Gehirn. Es empfängt sämtliche Signale des verästelten Nervengeflechts über die Wirbelsäule: Harald entwickelt seine ganz eigene Kommandozentrale. Wie damals, als Astronaut auf dem Weg zur Erde, fühlt er sich da oben im Kopf als kosmischer Raumfahrer. Harald denkt.

Leben passiert

Alles, was Harald auf der Erde erfährt, wird zunächst körperlich eingewoben. Haralds Körper ist sein unbestechliches Weltengedächtnis. Die neuronalen Geflechte urteilen nicht, manipulieren nicht, kennen kein moralisches Wertesystem. Sie bauen immer weiter an Haralds Infrastruktur.

In den ersten Lebensjahren werden die Hauptwege gelegt, später erfolgt die Feinverästlung. Bis zu seinem irdischen Tod wird Haralds Nervengeflecht sich weiter entwickeln: Einiges wird sich bis zum Ende ausprägen, anderes wird verkümmern, wieder anderes wird Haralds Leibgefährt durch Stagnation oder Entzündung schädigen. Letztendlich wird das Leben auf der Erde den Menschen Harald sterben lassen.

Leben passiert. Der Körper mit seinem Körpergedächtnis gibt Signale nach oben, sobald Wahrnehmungen an frühere Erfahrungen erinnern. Schmerz, Angst, Trauer und Wut lösen Alarm aus im Gehirn. Gute Gefühle wie Geborgenheit, Sicherheit, Freiheit und Lust führen zu einem „Weiter so“ Befehl. Der Körper geht voran, der Kopf ist Regierung und Verwaltung.

Harald hat Glück gehabt bei diesem Erdenurlaub. Sein Elternhaus ist voller Liebe und Lachen. Sein Körper erfährt die Lust der Leistungsfähigkeit, er erlebt körperliche Herausforderung, geistige Inspiration und Geborgenheit. Er darf in großem Umfang experimentieren, innerhalb seiner Möglichkeiten auf der Erde.

Haralds Selbstwirksamkeit

Harald wird alt, sehr alt. Sein Körper wuchs hinein in eine Umgebung, die dem Holodeck auf der Enterprise gleicht. Harald war fähig, sich das Beste vom Besten zu wünschen. Haralds Körpergedächtnis ist ein Fundus aus Zuversicht, Mut, Kraft und Vertrauen. Glückspilz Harald?

Was wäre, wenn unsere Erde perfekt wäre? Wenn es nur noch Haralds gäbe? Nur noch Menschen, die gesund, leistungs- und liebesfähig ihren Lebensweg bewältigen? Die machen, was dran ist und die sich auch vor schweren Herausforderungen nicht scheuen? Wäre die Erde dann das Paradies? Wäre dann das Ziel aller Ziele erreicht?

Ja, vielleicht. Ich wünsche es mir schon, dass alle Menschen auf der Erde so leben dürfen wie unser kleiner Raumfahrer Harald. Wenn Leid und Schmerz, Wut und Trauer nicht mehr zu verzehrenden Krankheiten und Vergiftungen des Geistes führen, sondern zu Rätseln werden, für die der Protagonist immer eine Lösung entwickeln kann.

Doch wozu dann noch hier inkarnieren? Wäre ein Leben auf der Erde nicht überflüssig und langweilig, wenn alles stimmen würde? Wenn Krankheiten und Geistesgifte keine Chance mehr hätten, weil unser Körpergedächtnis mit Lusterlebnissen, Harmonie und Inspiration vollgepumpt wäre?

Schöne neue Welt

Ich fürchte, die Erden-Sehnsucht der Seelen würde sich in dieser perfekten Harmonie auflösen. Warum auf die schmerz- und leidensfähige Erde springen, wenn dort alles tutti ist? Wer will hier noch inkarnieren, wenn es Gut und Böse nicht mehr gibt? Wenn Ungerechtigkeiten ausgestorben sind und die Früchte in den Mund wachsen?

Keine Angst mehr? Kein Kampf mehr? Kein Hass? Kein Neid? Kein Schimpfen am Steuer auf die ganzen Idioten um einen herum?

Harald ist super – keine Frage. Harald als Nachbarn zu haben, als Freund, als Lehrer oder Sohn – gern! Doch eine Erde voller Haralds wäre vor allem eins: überflüssig.

Ich danke meinem klugen Körpergedächtnis, das so unbestechlich alles aufzeichnet, nichts von Bedeutung vergisst und so perfekt reagiert auf alles, was mich berührt. Alarm! Alarm! Oder auch: Wie lustvoll, wie schön! Oder auch: Wie laaaaangweilig öde!

Ich danke meinem Bürgermeister-Bewusstsein, das meinen Körper, meine Gefühle und meine Erdenaufgaben so weise regiert. Ich danke meinen Ahnen, die mir zutrauen, dass ich sie von altem Ballast erlösen kann.

Ich danke der Möglichkeit, hier auf Erden und in diesem Leben und an diesem Ort so friedlich und versorgt leben zu dürfen. Nein, ich will keinen Krieg. Ich finde das Leben nicht langweilig. Ich finde den Planeten der Dualität wunderwunderschön.

Eva Ihnenfeldt, 17. Februar 2024

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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