Es gibt viele Gründe, sich einen Account bei Facebook anzulegen: beruflich, privat, geschäftlich. Doch gerade der Einstieg ist schwierig, da es einem Sprung in fremde Gewässer gleicht. Was alles ist für wen sichtbar? Wer kann mich kontaktieren? Kann ich mich überhaupt vor fremden Blicken schützen? Welche Daten muss ich angeben und was passiert anschließend mit meinen Daten? Ich habe Sorge, dass meine Fotos, meine Inhalte und meine persönlichen Verhältnisse außer Kontrolle geraten. Ich habe Sorge, dass ich durch Unternehmen, Behörden, Arbeitgeber, Datenfirmen, Bekannte, Fremde und Kriminelle über Facebook ausspioniert – und ohne mein Einverständnis benutzt werde. Ich habe Angst vor Angriffen, Mobbing und Verhöhnung. Und doch wird es immer schwieriger, mich Facebook zu verweigern – was soll ich tun?
Facebook Profil? Verständnis für Misstrauen, Sorgen und Bedenken
Es ist sehr verständlich, dass dieses berechtigte Misstrauen besteht. Es lässt sich auch nicht aus dem Weg räumen. Tatsächlich passieren im Social Web viele Dinge, die für den Einzelnen bedrohlich sind. Wie im „Real Life“ gibt es auch im Web nicht nur Menschen, die Einem wohlgesonnen sind. Man kann tatsächlich die Gefahren, die durch die Nutzung von Facebook entstehen, die mit einer Reise in fremde Länder vergleichen. Nur dass auf einer Reise lästige und bedrohliche Situationen sehr direkt und unausweichlich sind. Im Web gibt es bei unerwünschten Kontakten normalerweise die Möglichkeit, durch einige Klicks Unerwünschtes abzustellen – oder die Angreifer gelassen zu ignorieren. Aber das lernt man erst durch Erfahrung, in der Theorie ist das nicht vermittelbar.
Dass unsere Daten in unermesslich gigantischer Menge gesammelt, analysiert und verwendet werden, ist wohl hinreichend bekannt. Doch in der Zwischenzeit ist das Social Network Facebook da nicht mehr der „Haupttäter“, dem man durch Verweigerung die Stirn bieten kann. Es gibt vielleicht noch moralische Gründe, Facebook zu boykottieren (aber dann bitte auch WhatsApp und Instagram – das sind schließlich auch Facebook-Dienste), aber der Schutz der Privatsphäre lässt sich dadurch kaum steigern. Unser Verhalten mit Desktop, Tablet, Smartphone, Wearables – und vielleicht auch Smart-TV – kann nur dann gesichert werden, wenn wir es professionell angehen. Die wenigsten Facebook-Verweigerer sind technologiebewusste Profis im Web und schützen wirksam ihre Privatsphäre.
Positiv ist, dass in der Zwischenzeit die Privateinstellungen bei Facebook so verfeinert wurden, dass man die Beziehung gegenüber anderen Facebook-Nutzern hervorragend kontrollieren kann. Wer will, kann sich nur mit einem einzigen anderen Facebook-Nutzer verbinden und die eigene Sichtbarkeit so reduzieren, dass auch nur dieser eine andere Facebook-Nutzer den Account überhaupt finden kann und sieht. Was dann dort eingetragen ist, bestimmt man selbst. Man braucht kein Profilfoto, keine Informationen, kann auf eigene Inhalte komplett verzichten und muss auch nichts liken. Das Einzige, was eingetragen werden muss, ist der Name. Kein Geburtsdatum, keine Adresse, keine Telefonnummer, keine Arbeitsstätte. Zwar muss man sich mit einer E-Mail-Adresse bei Facebook registrieren und anmelden, doch diese wird nirgendwo angezeigt.
Gegenüber Facebook ist hingegen kein Schutz möglich. Facebook nutzt die Daten und Aktivitäten seiner Mitglieder als Geschäftsmodell. Darum ist Facebook für die Nutzer kostenlos. Nutzer sind keine Kunden, sondern der Mehrwert für Facebook-Kunden. Die Daten werden verwendet, um Zielgruppen für Unternehmen zu identifizieren, um Erkenntnisse über menschliches Verhalten zu sammeln, um möglichst vollständige Persönlichkeitsprofile der Mitglieder zu gewinnen. Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass Facebook zu Werbezwecken ungefragt Fotos aus den Nutzeraktivitäten veröffentlichen würde, aber löcherig ist das System auf jeden Fall.
Facebook ist Eigentümer der Inhalte seiner Mitglieder – das ist der Preis, den die Mitglieder zahlen. Der einzige Schutz der Privatsphäre gegenüber Facebook besteht darin, mehr oder weniger keine Inhalte bei Facebook einzustellen, Facebook mit einer speziellen E-Mail-Adresse und nur auf dem Desktop mit einem zweiten Browser zu öffnen, Facebook auf keinem anderen Gerät zu installieren und das private Profil so wenig wie möglich zu nutzen. Von einem „toten“ privaten Profil hat Facebook natürlich auch so gut wie keine Informationen.
Anleitung für einen möglichst privatsphäre-schonenden Einstieg bei Facebook
Egal, ob Sie beruflich zu Facebook gedrängt werden, oder ob Sie aus privaten Gründen eine Facebook-Mitgliedschaft testen wollen, es gibt also die Möglichkeit, gegenüber anderen Facebook-Mitgliedern die Sichtbarkeit und Kontaktierbarkeit bis gegen Null einzuschränken. Hier folgt die Anleitung für Vorsichtige:
- Gehen Sie zu Facebook und tragen Sie Namen (laut AGB besteht bei Facebook eine Echtnamen-Verpflichtung, die jedoch viele Nutzer ignorieren), E-Mail-Adresse (gern eine für Facebook speziell eingerichtete) und ein Geburtsdatum ein. Bedenken Sie, dass Facebook bei Verstoß gegen die AGB jederzeit Ihr Facebook-Konto löschen kann. Das passiert zwar erstaunlich selten, ist aber möglich. Neben der Klarnamenpflicht besteht auch das Verbot, mehrere Accounts zu nutzen und kann zu Löschung der Mitgliedschaft führen.
- Ignorieren Sie die Aufforderungen von Facebook, Ihre Telefonnummer anzugeben.
- Nun werden Sie von Facebook zu folgenden Angaben aufgefordert, die Sie einfach alle überspringen können: Zugriff auf das eigene Mailpostfach – Angabe von Schule, Hochschule, Arbeitgeber – Profilbild. Jedes Mal auf den Link „Überspringen“ rechts unten klicken, bis die Seite folgt „Registrierung per Mail bestätigen“. Nun sind Sie Facebook-Mitglied.
- Um Ihr Facebook-Profil noch weiter zu schützen, klicken Sie in Ihrem Facebook-Profil rechts oben auf „Einstellungen“.
- Links können Sie Ihre Kontodaten bei „Allgemein“ kurz überprüfen.
- Bei „Sicherheit“ können Sie verschiedene Einstellungen vornehmen, um Ihr Konto vor Hacker-Angriffen zu schützen, vor Ihrer eigenen Vergesslichkeit (wenn das Passwort vergessen wurde) und eine Person festlegen, die sich um Ihr Facebook-Konto kümmert, wenn Sie gestorben sind. Im letzten Punkt können Sie auch Ihr Facebook-Konto deaktivieren – also stilllegen ohne es komplett zu löschen.
- Wichtig ist die dritte Kategorie: Die Privatsphäre-Einstellungen. Hier sollten auch nicht so Vorsichtige jeden einzelnen Punkt überprüfen. Dauert einige Minuten, doch dann sind Sie wirklich sicher, dass nur das passiert, was Sie wollen.
- Legen Sie, um die Privatsphäre bestmöglich zu schützen, fest, dass nur die Facebook-Nutzer, die Sie aktiv als „Freund“ bestätigt haben, Ihre Beiträge und Inhalte bei Facebook sehen können. Niemand sonst.
- Das „Aktivitätenprotokoll“ wird Ihnen im Weiteren immer dann wertvolle Dienste liefern, wenn Sie Ihre Aktivitäten überprüfen wollen. Sie können dort sehen und bearbeiten, welche Seiten Sie geliked haben, wo Sie jemals markiert wurden, welche Beiträge Sie geschrieben, verborgen haben, welche Fotos Sie eingestellt haben und welche Kommentare es gibt. Am Anfang ist dieses „Aktivitätenprofil“ natürlich leer – doch auch souveräne Facebook-Nutzer sollten hier ab und zu mal nachsehen, ob es nicht etwas zu ändern und aufzuräumen gibt.
- Bei „Privatsphäre“ kann man zudem (als Facebook-Mitglied mit Vergangenheit) die Sichtbarkeit vergangener Beiträge einschränken, die Freundschaftsanfragen auf „Freunde von Freunden“ reduzieren, und einstellen, dass nur Freunde nach Einem suchen können. Als letzten Punkt kann man bestimmen, dass das eigene Profil nicht über Suchmaschinen wie Google findbar ist.
- Bei „Chronik und Markierungen“ kann der Vorsichtige direkt festlegen, dass niemand in die eigene Chronik schreiben darf (was vor Allem bei Geburtstagen passiert, wenn Freunde gratulieren wollen und das Geburtsdatum kennen). Ebenfalls kann man verhindern, dass irgendwelche Markierungen der eigenen Person in der eigenen Chronik erscheinen, wenn man das nicht ausdrücklich wünscht. Dafür leitet Facebook Einen weiter zum Aktivitätenprofil – dort lässt sich diese Überprüfung festlegen.
- Bei „Wer kann Inhalte in meiner Chronik sehen“ stellt der Vorsichtige ein „Nur ich“. Bei „Anzeigen aus der Sicht von“ sieht man, wie das eigene Profil für Freunde und Nichtfreunde aussieht. Gerade dieser Punkt beruhigt enorm die Nerven.
- Als letzter Punkt in „Chronik und Markierung“ lassen sich noch einmal die Überprüfungseinstellungen verfeinern. Stellen Sie ein, dass „Nur ich“ Markierungen auf fremden Profilen als erweiterte Zielgruppe sehen kann. Schließlich wollen Sie ja verhindern, dass Ihnen nicht bekannte Facebook-Nutzer von Ihrem Profil erfahren. Leider können Sie nicht grundsätzlich verhindern, dass Ihre Freunde Sie in in Fotos oder Beiträgen oder Kommentaren verlinken (Markieren heißt, dass Ihr Name mit einem Link zu Ihrem Facebook-Profil versehen ist), doch immerhin können Sie durch diese Überpüfungs-Funktion händisch Markierungen nachträglich löschen: Erst auf „Verbergen“ klicken, dann über den Textlink direkt auf die Markierung gehen und diese entfernen. Sie können auch unerwünschte Markierungen von sich bei Facebook melden.
- Über „Blockieren“ können Sie jederzeit Personen, Apps, Nachrichten, Veranstaltungseinladungen und Fanpages blockieren, die Sie ärgern. Aber diese Funktion wird erst dann interessant, wenn Sie schon länger Facebook nutzen. Die allermeisten Facebook-Nutzer haben nie Grund zu blockieren.
- Doch der erste Punkt „eingeschränkte Liste“ ist sehr interessant: Mit Listen können Sie jeden einzelnen Facebook-Kontakt in eine eigene Liste befördern. Sie können zum Beispiel unterscheiden zwischen Familie, Freunde, Berufskollegen, Bekannte, Vereinsmitglieder…. und können später bei eigenen Posts und Fotos entscheiden, welche Liste diese Inhalte sehen kann. das nutzen sehr viele Facebook-Mitglieder und ist, wenn man Facebook tatsächlich nutzen will, extrem wichtig. So können Sie vielleicht auch mal Familienfotos posten. Wenn nur die Liste „Familie“ die Bilder sehen kann, schützt man zum Beispiel Kinder vor ungewollten Blicken.
- „Sprache“ ist für die meisten Facebook-Nutzer selbstverständlich und muss seltenst bearbeitet werden.
- „Benachrichtigungen“ sollte man auf jeden Fall einstellen, um nicht ständig lästige Benachrichtigungen von Facebook zu erhalten. Vor Allem sollte man die „Töne“ ausstellen, die übrigens gerade auf mobilen Endgeräten sehr nerven können. Man kann jeden einzelnen Benachrichtigungspunkt einschränken. Weiter nten bei „E-Mail-Benachrichtigungen“ lässt sich einstellen: „Nur Benachrichtigungen zu deinem Konto, deiner Sicherheit und Privatsphäre“ – so verhindert man häufige Facebook-Mails.
- Beim Punkt „Apps“ empfehle ich dringend, App-Benachrichtigungen und Spiele-Einladungen zu deaktivieren. Viele Facebook-Nutzer spielen in Facebook mit Apps von Drittanbietern. Wenn man nicht selbst spielen will, sollte man hier alles entfernen, was möglich ist, um nicht Daten an diese Drittanbieter weiterzugeben. Bei „Von anderen Nutzern verwendete Apps“ empfehle ich den Vorsichtigen, sämtliche einzelne Punkte zu entfernen. So können andere Nutzer keine Informationen an App-Anbieter weitergeben. Der letzte Punkt unter „Apps“ ist nur wichtig, wenn man Facebook auf dem mobilen Endgerät installiert. Dann „Nur ich“ eintragen, um die Sicherheit zu maximieren.
- „Werbeanzeigen“ sollten unbedingt bearbeitet werden. Unschön ist, dass Facebook-Nutzer gern als Empfehler in Werbeanzeigen markiert werden, und diese Möglichkeit aktiv entfernt werden muss. Schnell hat man mal eine Seite geliked und will sicher nicht, dass diese Seite im Anschluss andauernd in ihren kommerziellen Werbeanzeigen schreibt: „xxxx gefällt das“. Facebook schreibt dazu: „Die Menschen möchten wissen, was ihren Freunden gefällt. Deshalb zeigen wir deinen Freunden Werbeanzeigen basierend auf deinen vorgenommenen Handlungen, wie z. B. eine Seite, die dir gefällt oder ein geteilter Beitrag.“ Also im Bereich „Werbeanzeigen“ als vorsichtiger Mensch immer „nein“ und „niemand“ angeben.
Facebook-Gebrauch für Vorsichtige – noch zwei Tipps
So, das war es erst einmal. Nun sind alle Grundeinstellungen optimiert für Vorsichtige. Ich würde zwar schon empfehlen, ein Profilbild auszuwählen, aber das muss selbstverständlich nicht das eigene Gesicht sein! Ein hübsches Naturfoto oder ein Bild vom Haustier tun es auch. Bloß keine urheberrechtlich geschützten Fotos (z.B. Comicbilder) nehmen, das könnte teuer werden.
Mit der Zeit werden Sie in aller Ruhe feststellen können, ob Sie lockerer werden im Umgang mit diesem Netzwerk. Niemand drängt Sie, mehr zu erlauben oder zu posten, wie Sie es selbst wünschen und es sich für Sie richtig anfühlt. Doch nun können Sie alle öffentlich sichtbaren Inhalte bei Facebook verfolgen, können zum Beispiel Nachrichten über Facebook lesen, können interessanten Fanpages folgen oder von sich aus ausgewählte Freunde hinzufügen. Sie können sich private Nachrichten mit Ihren Freunden schreiben und private Fotoalben anlegen wenn Sie möchten. Und natürlich können Sie nun auch als Redakteur einer Facebook-Fanpage arbeiten – oder für Ihr eigenes Unternehmen eine Fanpage erstellen und gestalten. Niemand sieht ihr privates Facebook-Profil, wenn Sie als Redakteur oder Admin mit einer Fanpage arbeiten. Da können Sie sicher sein. Ihr privates Profil bleibt unsichtbar, solange Sie als Fanpage-Redakteur oder Fanpage-Admin arbeiten.
Fakenamen in Klarnamen umwandeln: Und falls Sie den AGB-Verstoß eines Fake-Namens begangen haben und nun Ihren Klarnamen verwenden können, können Sie das tun. Unter „Kontoeinstellungen“ den Namen bearbeiten. Es kann einige Stunden dauern, bis diese Änderung wirksam ist. Wenn Sie eingestellt haben, dass vergangene Beiträge nur für „Freunde“ sichtbar bleiben, sind Sie schon relativ geschützt. Zusätzlich können Sie auch händisch einzelne Posts, Fotos oder Fotoalben nachträglich löschen, verbergen, oder nur noch für bestimmte Listen sichtbar machen, was aber bei aktiven Facebook-Nutzern sehr aufwändig sein kann. Da gibt es ansonsten nur die Lösung, ein neues Klarnamen-Facebookprofil anzulegen und und das alte Fake-Profil zu deaktivieren.
Bildquelle: pixabay_geralt
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