Irgendwie mag ich es total gern, dass wir Deutschen so konservativ sind. Während die westliche Welt hauptsächlich über mobile Endgeräte im Netz sind, sitzen wir Deutschen gern „anständig“ am Desktop, wenn wir im Internet browsen. Je altmodischer ein Content-Format ist, desto mehr liegt Deutschland vorn in den Statistiken. Wir mögen E-Mail-Newsletter und an zweiter Stelle „normale“ Web-Videos. Social Videos hingegen misstrauen wir mehr als der Rest der Welt – und Social Images (also Bildern in sozialen Netzwerken) sowieso. Deutsche lieben sachliche Informationen; zu viel Emotionalität und Entertainment ist nicht unser Ding. Wir mögen auch bei Web-Anzeigen die textbasierte Form mehr als die anderen Kulturen. Schließlich wünschen wir uns vom Anbieter Zahlen, Daten, Fakten!
Verführen oder geprüft werden?
So sehr ich es schätze, dass die deutsche Mentalität sich nicht so leicht verführen lässt von emotionalen Werbebotschaften, finde ich es extrem schade, dass sich immer noch viel zu Viele gegen soziale Netzwerke sperren. Obwohl wir Zahlen-Daten-Fakten-Liebhaber doch langsam wissen, dass unser gesamtes Webverhalten getrackt und an Verlage und Agenturen verkauft wird (wenn wir nicht spezielle Einstellungen in den Browsern vornehmen und am Besten Chrome komplett meiden), sperren wir uns gegen Twitter, Facebook und andere Kommunikationsplattformen. Auch wenn wir immer wieder davor gewarnt werden, dass viele Apps unser mobiles Verhalten und unsere Kommunikation am Handy ausspähen, boykottieren wir die Möglichkeiten, mit der ganzen Welt über soziale Netzwerke verbunden zu sein – wie schade!
Aber: Auch Oma und Opa sind in Social Media aktiv!
Eine andere Statistik macht mir Mut: Selbst bei der 55+ Generation gibt es kaum noch Internet-Nutzer, die überhaupt keine Social Media Medien nutzen. Zumindest WhatsApp hat sich in Deutschland durchgesetzt. Aber auch Instagram erfreut sich großer Beliebtheit. Viele nutzen es zwar nur passiv – doch immerhin, sie sind drin! Um den digitalen Planeten mitzugestalten, muss man natürlich auch selbst reden (bzw. schreiben). Schließlich kann man auf einer Party auch nicht nur stumm in der Ecke stehen und die anderen Gäste beobachten. Also kann man schon – muss man aber nicht 😉 .
Was Unternehmen von „So ticken die Deutschen wirklich“ lernen können
Seid nicht zu emotional, nehmt Rücksicht auf die deutsche Seele: Wir wollen Zahlen, Daten, Fakten. Wir sind Beamte und Controller. Nicht umsonst sind wir auch das Land der Discounter! Wir mögen es, wenn wir unseren Vorteil erkennen. Schmeicheleien und verführerische Liebesbeteuerungen mögen bei heißblütigen Kulturen gut ankommen – aber nicht bei dem Volk, das sich am wohlsten fühlt mit „Sicherheit, Recht und Ordnung“ 😉
Schreibt unbedingt Newsletter! Wir Deutschen lieben E-Mail-Newsletter! Natürlich Newsletter mit echtem Mehrwert – Newsletter, die uns an unsere geliebte Tageszeitung erinnern – nur mit lauter schönen Links fürs „Mehr“. Newsletter kann man in Ordnern ablegen und später lesen. Newsletter haben einen identifizierbaren Absender und sind bewusst von uns abonniert worden. Da suchst kein geheimer Algorithmus aus, was uns zu interessieren hat – da bestellen wir selbst und können entscheiden, was wir sehen und lesen wollen – und was nicht.
Ein wirklich interessanter Beitrag vom 26. Februar 2018: Bei Xengoo – beruhend auf einer Studie von HubSpot. Befragt wurden 3.010 Personen aus den USA, aus Kolumbien, Mexiko und Deutschland. Asien und Afrika fehlen – Australien auch 😉 Und Südamerika ist auch nicht repräsentativ komplett vertreten. Aber immerhin! Eine Wohltat für die deutsche Seele: Wir bleiben dem Bewährten treu