ARD/ZDF Onlinestudie 2019: Lineares TV hat es immer schwerer

Die ARD ZDF Online Studie wird seit 1997 jährlich im zweiten Quartal veröffentlicht. Für die Studie werden die Nutzer nach ihren Gebrauch von Video-, Audio- und Textmedien befragt, differenziert nach analogen- und Online-Medien. Im Jahr 2019 sieht man, dass sich Online-Medien soweit etabliert haben, dass es kaum noch Überraschungen gibt. Junge Menschen sind fast zu hundert Prozent tägliche Nutzer von digitalen Angeboten, doch auch die älteren wissen langsam, wie man Social Media und Medienangebote abruft. Interessant ist wohl, dass Sprachassistenten langsam den Weg zur deutschen Bevölkerung finden. Immerhin 33 Prozent nutzen mindestens einen Sprachassistenten per Smartphone oder als smarten Lautsprecher.

Keine Lust mehr auf Freizeittermine – oder einfach keine strukturierte Zeit?

Ich erinnere mich noch ganz gut daran, wie selbstverständlich es früher war, zu bestimmten Uhrzeiten vor dem Fernseher zu sitzen, um eine bestimmte Sendung zu schauen. Es war gut, das Erlebnis in der Gruppe (meist Familie) zu genießen, da das Gemeinschaftsgefühl den emotionalen Kick erhöhte. Allein Fernsehen zu schauen, war ein bisschen einsam…

Heute sind die gemeinschaftlichen Medienprogramme seltener. Die Menschen gehen auch nicht mehr davon aus, dass man sich am nächsten Tag in der Schule oder am Arbeitsplatz über eine Show oder einen Krimi austauschen kann. Jeder guckt, was und wann er/sie will. Die fremdbestimmte Freizeit ist immer seltener passend für den Nomaden von heute. Was dabei noch hinzukommt: Im Streaming empfinden viele Menschen es angenehmer, ihre Netflix- oder Amazon-Serie allein zu schauen. Der Partner/ die Partnerin ist vielleicht gerade bei einer anderen Folge – da schaut man lieber im eigenen Rhythmus, wie andere Studien zeigen.

Menschen sind längst nicht mehr so strukturiert in ihren Lebensweisen. Alles ist im Fluss: Arbeit, Freizeit, familiäre Verpflichtungen, Freunde, Weiterbildungen, Reisen… Das lässt sich kaum noch mit festen Sendezeiten im linearen Fernsehen verbinden. Für ältere Leute ist diese Verschiebung manchmal durchaus bedrohlich. Sie verweigern den digitalen Anschluss, weil sie ahnen, dass es sie überfordern könnte, ständig eine Wahl treffen zu müssen und sich auf Nichts mehr verlassen zu können.

ARD/ZDF Zuschauer sind im Durchschnitt jenseits der 60

Ich bin gespannt darauf, wie ARD und ZDF auf die Trends weiter reagieren werden. Das Durchschnittsalter der Zuschauer bei den öffentlich rechtlichen Sendern liegt schon jenseits der 60. Es kann nicht hingenommen werden, dass Zuschauer vor Allem dadurch verloren gehen, dass sie gestorben sind.
DWDL: Wie die Zuschauer von ARD und ZDF gealtert sind

Die Mediatheken der Öffentlich/ Rechtlichen sind zwar eine Alternative, die zunehmend angenommen wird vom Publikum, doch im Vergleich zu Netflix und Amazon Prime liegen ARD und ZDF weit zurück – auch wenn ihre Mediatheken von den Studienteilnehmern als gut bewertet werden.

Ich persönlich würde empfehlen, den Fokus auf das zu legen, worin unsere Rundfunkgebühr-finanzierten Sender besonders stark und einzigartig sind: Aktuelle Nachrichten und Reportagen, Sportberichterstattung, investigative seriöse Dokumentationen, Talkshows, politische Hintergrundsendungen und alle anderen Formate, die schwer von Netflix und Co zu produzieren sind.

Werden ARD und ZDF zum medialen Altersheim der Republik?

Sicher ist es verständlich, dass man auf die zahlreichen Senioren Rücksicht nimmt und darum in erster Linie ansprechende Programme für die älteste Lebensphase bietet – doch in gewissen Weise schaufeln sich die Öffentlich-Rechtlichen damit ihr eigenes Grab. Denn nehmen die Jüngeren über längere Zeit ARD und ZDF als Seniorensender wahr, wird es sehr schwer, das verstaubte Image wieder aufzupolieren. Bezeichnend ist wohl dass die Moderation der Tagesschau noch immer an die sechziger Jahre erinnert. Man hat Angst, die Älteren zu verärgern. Doch ich glaube, auch diese treue Zielgruppe (bis zum Tod) hat es gern, wenn jugendlicher Schwung in ihre TV-Gewohnheiten kommt.

Man könnte den Senioren eine Art Schulfunk für die digitale Welt bieten. DAS wäre echte Arbeit an der Zukunft der 60-plus-Generation. Bevor diese vor dem Problem steht, handlungsunfähig zu werden, da die Nutzung des Internets für Dinge des täglichen Lebens unumgänglich ist, sollte man sie lieber schulen und mit ihnen in den Dialog gehen. Rosamunde Pilcher und die typischen ZDF-Krimis sind Nostalgie – aber kein gangbarer Weg in die Zukunft.

Externe Ergebnisse der ARD/ZDF Onlinestudie 2019

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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