„Ego-Googeln“: Eitelkeit, Misstrauen oder Vernunft?

Vor einiger Zeit erhielt ich den aufgeregten Anruf eines SteadyNews-Kunden im Bewerbungsprozess, der durch Zufall herausfand, dass eine der angeschriebenen Firmen seinen Lebenslauf als pdf veröffentlicht hatte! Er hatte seinen eigenen Namen bei Google eingegeben und dort prangte der Link auf Seite 1 – mit privaten Details schon im Google-Snippet – und funktionierendem Link zum kompletten Lebenslauf. Natürlich hatte er direkt Beschwerde bei der Firma eingelegt und diese auch den Eintrag entfernt – doch wenn er nicht „Ego-Googlen“ betrieben hätte, wäre diese Verletzung der Persönlichkeitsrechte womöglich Monate- oder jahrelang bei Google prominent stehen geblieben. Es ist also nicht Eitelkeit oder übertriebenes Misstrauen, wenn man regelmäßig den eigenen Namen googlet – es ist einfach nur vernünftig.

Einmal habe ich selbst erlebt, wie schädlich Google-Einträge sein können für die Reputation. Ich hatte die Einladung zu einem Meeting mit einem mir unbekannten Firmenchef bekommen und googlete selbstverständlich seinen Namen (das machen wohl die meisten, die geschäftlich neue Leute kennen lernen bzw. Bewerber bei Stellenausschreibungen in die engere Wahl ziehen). Gefunden habe ich einen uralten Eintrag von ihm in einem Forum, wo er nach einer gewerblichen Domina für sexuelle Erlebnisse sucht. Man kann sich vorstellen, wie mich das bei unserem Gespräch beeinflusst hat. Irgendwie tat er mir auch leid…

Sicher kann man heute solche Eintragungen bei Google löschen lassen – doch das geht nur, wenn man diese auch sieht! Darum meine Empfehlung: Fühlt Euch nicht eitel oder narzisstisch, wenn Ihr Euch regelmäßig googlet und die Einträge überprüft. Und sitzt nicht wie der Geizige aus Dickens Weihnachtsgeschichte misstrauisch vor dem Computer – in der Erwartung dass Euch jemand schaden will. Meist passieren solche Dinge wie die mit dem pdf-Lebenslauf unbeabsichtigt, und man kann sie schnell korrigieren. Ruft nicht gleich nach dem Kadi sondern kontaktiert die Verfasser von unerwünschten oder unerlaubten Einträgen – sicher werden sie so rasch reagieren wie im Lebenlauf-Fall. Aber googlet es ab und zu nach!

Ein Tipp für Lehrende, denen Digitalkompetenz ihrer Lernenden wichtig ist

Eine sehr schöne Übung ist es, wenn Ihr Eure Studenten/ Teilnehmer/ Schüler zu zweit zusammensetzt (funktioniert am Besten, wenn sie sich noch nicht kennen) und den jeweils anderen googlen lasst. Und dann können sich die Beiden gegenseitig erzählen, welchen Eindruck sie aus dem Web gewonnen haben. Das weckt Sensibilität für das Thema und nimmt sicher die Hemmungen, es ab und zu auszuprobieren. Ego-Googlen ist keine Eitelkeit, es schützt vor negativer Reputation.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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