Eugenik und Sterbehilfe – ethisch vertretbare medizinische Eingriffe?

Sowohl der technische Fortschritt in der Genetik als auch die erweiterte Selbstbestimmung bei der Frage eines selbstgewählten Todes führen zu ethischen Grundsatzfragen, denen man sich auch in Deutschland stellen muss. So wurde der Vorsitzende der Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS), Klaus Heckemann, kürzlich von seinem Amt entbunden, nachdem er in der Juni-Ausgabe 2024 der «KVS-Mitteilungen» einen Text veröffentlichte, der von genetischer Diagnostik und «Eugenik in ihrem besten und humansten Sinn» handelt. Hier der Text im Original.

Genetische Mutationssuche

Heckemann empfiehlt, Frauen mit Kinderwunsch und deren Partnern eine komplette Mutationssuche zur Vermeidung schwerer Erbkrankheiten anzubieten, wie zum Beispiel zur Verhinderung einer Konsanguinität (Erkrankung/ Behinderung aufgrund genetischer Verwandtschaft) oder einer Hämophilie. Da die Kosten für die Entschlüsselung des menschlichen Genoms heute nur noch bei 550 Euro pro Person liegen, sei das eine gute Möglichkeit, um die Gefahr einiger Erbkrankheiten zu verringern.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Assistierte Sterbehilfe

Kanada gehört weltweit zu den Ländern mit den liberalsten Gesetzen zur assistierten Sterbehilfe. Im Gegensatz zu der Schweiz und anderen europäischen Ländern kann die kanadische Sterbehilfe dem schwerkranken Menschen auch vom Gesundheitspersonal vorgeschlagen werden, ohne dass er oder sie darum gebeten hat.

Zum 17. März 2024 sollte eine Erweiterung des Gesetzes erfolgen, welche die assistierte Sterbehilfe auch Menschen mit psychischen Erkrankungen ermöglicht, wie etwa schwer depressiv Erkrankten oder Drogenabhängigen. Diese Erweiterung der assistierten Sterbehilfe wurde jedoch um drei Jahre verschoben.
Government of Canada – Pressemitteilung vom 1. Februar 2024

Ethische Debatte zu Eugenik und Euthanasie

Eugenik und Euthanasie sind aus gutem Grund Themen, die in Deutschland tabuisiert werden. Was in der Zeit von 1933 bis 1945 an Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter dem Vorwand der „wissenschaftlichen Erkenntnis“ passierte, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Eugenik (Erbgesundheitslehre) ist allerdings keine Erfindung des Nationalsozialismus, sondern führte als „Wissenschaft“ in Großbritannien und den USA schon im 19. Jahrhundert zu Zwangssterilisationen. Erbgesundheitsregulierungen sind heute sogar auf dem Vormarsch durch die erweiterten Möglichkeiten der „Optimierung des Menschen“ dank des technologischen Fortschritts.

Der Mensch als Kostenfaktor

Die Belastungen des staatlich finanzierten Gesundheitssystems sind in den letzten Jahrzehnten in die Höhe geschossen, sodass die Frage, inwieweit kostenintensive Behandlungen auch dann bedingungslos durchgeführt werden, wenn Menschen dafür Mitverantwortung durch ihren Lebensstil tragen, naheliegt.

Gesundheitliches Fehlverhalten bei Suchterkrankungen, Adipositas, Erkrankungen durch Bewegungsmangel oder Verletzungen durch gefährliche Sportarten könnten zum Beispiel zu höheren GKV-Versicherungsbeiträgen führen.

Bei Kfz-Versicherungen wird bereits seit Jahren diskutiert, ob ein riskanter Fahrstil zu höheren Versicherungsbeiträgen führen kann – bzw. ein vorbildlicher Fahrstil durch Senkung der Versicherungsbeiträge belohnt wird.
ADAC: Mit der ADAC Telematik-App bei der Kfz-Versicherung sparen

Solidarprinzip der Sozialversicherungen

Das Solidarprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland beruht auf drei Säulen des Ausgleichs:
1. Sozialer Ausgleich (Besserverdienende und sozial Schwache)
2. Risikoausgleich (Gesunde und Kranken)
3. Generationenausgleich (Junge und Alte)

Teure Patienten: Das Beispiel Kanada zeigt, wie eine gut gemeinte assistierte Sterbehilfe in gefährliche Fahrwasser gleiten kann.
Stern – Teure Patienten offenbar zum assistierten Suizid überredet

Genetische Mutationssuche: Sollte allen Frauen mit Kinderwunsch nach den Vorstellungen von Dr. Klaus Heckemann eine komplette Mutationssuche nach bekannten vererbbaren, schweren Erkrankungen angeboten werden? Schließlich könnte man alternativ mittels künstlicher Befruchtung und Präimplantationsdiagnostik die Gefahr einer schweren Erbkrankheit des Kindes vermeiden.
mdr vom 28. August 2024 – Heckemann – „Eugenik in ihrem besten und humansten Sinn“

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert