In der Schweiz sind Psychopharmaka die meist verschriebenen Medikamente des Landes. In fast fünfzig Prozent der Fälle werden Antidepressiva vom Hausarzt verschrieben – auch ohne psychiatrische/neurologische Facharzt-Verordnung (Zahlen von 2020 – SRF) In Belgien hat ein Viertel der Einwohner im vergangenen Jahr mindestens einmal ein psychotropes Präparat eingenommen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen steigt der Konsum von Antidepressiva enorm: Innerhalb der letzten fünf Jahre wurden 60 Prozent mehr Psychopharmaka am 12- bis 18-Jährige verschrieben als zuvor.
Das belgische Gesundheitsministerium startet nun aufgrund „der alarmierenden Zahlen“ eine neue Sensibilisierungskampagne, die sich vorrangig an Hausärzte, Apotheken und klinische Psychologen wendet. In Deutschland nehmen acht bis zehn Prozent der Bevölkerung Antidepressiva (20 meistverordnete Psychopharmaka-Marken in Deutschland) . Allerdings muss man die anderen häufigsten Psychopharmaka-Verordnungen hinzurechnen – bis zu ADHS-Medikamenten:
Welche Psychopharmaka-Gruppen gibt es?
Am häufigsten werden Psychopharmaka für diese vier Gruppen psychischer Diagnosen verschrieben:
- Antidepressiva: Mit Abstand das am häufigsten verordnete Psychopharmakon
- Anxiolytica/ Sedativa: bei Angst-, Erregungs- und Spannungszuständen sowie Schlafstörungen. Am häufigsten werden Benzodiazepine eingesetzt
- Antipsychotika: zur Behandlung psychotischer Symptome wie Halluzinationen, Denkzerfahrenheit, starken Stimmungswechseln (z.B. bei bipolaren Störungen)
- ADHS-Medikamente/ Psychostimulanzien: machen den geringsten Teil der Psychopharmaka-Verschreibungen aus
Außerdem gibt es noch drei weitere Gruppen:
- Stimmungsstabilisierer (z.B. Lithium bei bipolaren Störungen)
- Antidementiva (z.B. bei Alzheimer-Erkrankungen)
- sonstige Psychopharmaka
Weltweit steigen die Verordnungen von Psychopharmaka-Verschreibungen an, wie Statistiken zeigen. Island steht ganz oben auf der Liste. Es folgen Australien, Portugal, Großbritannien. Statista (Quelle OECD) 2015
Jede Zeit hat ihre Drogen. In den sechziger/ siebziger Jahren war Heroin das, was die Welt erschütterte – heute sind es verschreibungspflichtige Medikamente – wie auch das synthetische Opioid Fentanyl, das in den USA unglaubliche Verwüstungen anrichtet. Nun hat Fentanyl auch Deutschland erreicht – aber im Gegensatz zu den USA wird Fentanyl nicht als Medikament von Ärzten verschrieben bei starken Schmerzen.
Frankfurter Rundschau vom 29.11.23 – „Zombie-Droge“ erreicht Deutschland: Expertinnen und Experten befürchten Schlimmes