Wer glaubt an Verschwörungstheorien? Weiße Männer um die 40?

Im Angesicht des Schreckens von Hanau (in der Nacht von Mittwoch dem 19. Februar auf Donnerstag, den 20. Februar 2020) denke ich darüber nach, ob wir uns nicht mehr der psychologischen Komponente des rechtsradikalen Wahns zuwenden sollten. Immer wieder erlebe ich (gerade auch bei „linken“ und nachdenklichen Intellektuellen), dass sie sich der Kommunikation über digitale Medien verweigern, weil sie das wie damals bei der Volkszählung 1987 als Widerstandsleistung empfinden. Ich denke, wenn ausgerechnet die reflektierten „nüchternen“ Menschen sich der interaktiven Kommunikation verweigern, dann sind sie selbst schuld, wenn wir zulassen, dass immer mehr Menschen im Wahn versinken. Denn unsere globalisierte vernetzte Welt MUSS ja jede Menge psychischer Wahnvorstellungen produzieren – wir müssen eine neue Strategie entwickeln. Bitte kommt ins Netz und hört auf, Eure Daten schützen zu wollen. Das ist mehr Starrsinn als Protest – und eventuell auch ganz schön bequem nicht wahr?

Wie entstehen Verschwörungstheorien?

Verschwörungstheorien gibt es eigentlich schon seit Ewigkeiten. Man denke nur an die Hexenverfolgung und die geheimen Untaten, die seit vielen Jahrhunderten den Juden zugerechnet werden. In jedem Dorf, jeder Gemeinschaft können aus Gerüchten bedrohliche Verschwörungen werden, die ihre Opfer fordern. Nur zu gern glauben Menschen an unheimliche, mystische, machtvolle Geheimbünde. Der Unterschied zu vergangenen Zeiten: Dank des Internets werden Verschwörungstheorien ohne Bindung an Zeit und Raum verbreitet. Ist das gefährlich für Demokratien und das friedliche Zusammenleben?

Wer glaubt an Verschwörungstheorien?

Gerade in der rechten Szene (Volks- und Kulturgruppen und andere gesellschaftlich Machtlose werden verachtet, gehasst und verfolgt) werden populistische Erklärungen von politisch komplexen Zusammenhängen gepaart mit magischen Ritualen und mystischen Weltbildern. Bei den Linken gibt es das kaum. Dort ist alles ausgesprochen „irdisch“, wenn es um die Demaskierung von Geld und Macht geht. Bei den Rechten jedoch haben die mächtigen Strippenzieher im Hintergrund auch magische Fähigkeiten oder außerirdische Abstammungen.

Menschen, die empfänglich sind für Verschwörungstheorien, sind tatsächlich oft weiß, männlich, um die 40. Gerade diese Bevölkerungsschicht fühlt sich häufig bedroht von den komplexen Zusammenhängen der Welt – und Verschwörungstheoretiker neigen zu religiösen Erklärungsmodellen. Kontrolle abzugeben und hinzunehmen, dass sich nicht alles erklären lässt, ist für viele Menschen undenkbar. Sie brauchen einen Glauben an den Zusammenhang von Allem. Verwirrende Komplexität, menschliche Dummheit, rasante Veränderungen und anhaltendes Chaos sind für sie schwerer zu akzeptieren als Weltverschwörungen geheimer Organisationen, Reptiloide und umfassende Giftangriffe auf die Bevölkerung, der man angehört.

In den USA glauben rund fünfzig Prozent der Bevölkerung an unterschiedliche Verschwörungstheorien. Man misstraut der Regierung, misstraut dem technischen Fortschritt, misstraut allem, was fremd erscheint und allem, was sich im ständigen Wandel befindet. Ohne mächtige Einflussgruppen im Hintergrund können die Ereignisse, denen wir alle ausgeliefert sind, nicht hingenommen werden. Da, wo GOTT in der Vergangenheit zuständig war für alles Schreckliche und Unerklärliche, treten nun Geheimbünde und gottähnliche Wesen an seine Stelle.

Die Sehnsucht nach Religion und Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft bildet den Boden für die vielen Einzelnen, die sich zu Verschwörungstheorien hingezogen fühlen. Das tiefliegende Misstrauen gegen die Motive der Mitmenschen reicht aus, um auch die abstrusesten Theorien und Erklärungen zu glauben.

Wie können wir rechten Verschwörungstheoretikern helfen bzw. sie unschädlich machen?

Zunächst sollten wir jede Art von Diskussion über die jeweilige Verschwörung vermeiden. Es ist unmöglich, einen religiösen Menschen vom Unsinn seines Glaubens zu überzeugen. Egal ob Katholik, Moslem, Esoteriker oder gläubiger Hindu – Zweifel müssen von innen kommen. Äußere Angriffe auf ein Glaubenssystem werden gleich in das ganze Gebäude integriert und werden zum Beweis für die religiöse Überzeugung. Mit Vernunft lässt sich da nichts machen.

Das zugrunde liegende Misstrauen allerdings lässt sich durchaus etwas erweichen, indem man besonders freundlich, authentisch und gelassen bleibt im Kontakt zu Verschwörungsgläubigen. Wie gesagt, im Mittelalter haben so gut wie alle Menschen an Hexen geglaubt. Auch diese Menschen hätte man wahrscheinlich nur von ihren Gewaltphantasien und ihrem krankhaften Misstrauen abbringen können, indem man sie gern hatte und ihnen zeigte, dass sie eigentlich völlig in Ordnung sind.

Gelassenheit und Gutmütigkeit

Erwachsene Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, fühlen sich ausgeliefert, ohnmächtig, verachtet, einsam. Durch die Überwachung unseres Web-Verhaltens und durch andere Technologien kann aus dem Hang zum religiösen Machtglauben leicht ein Verfolgungswahn werden. Man wird von allen Seiten beobachtet, dokumentiert, verfolgt, gesteuert, missbraucht und schlimmstenfalls lebensbedroht.

Das Einzige, was hier hilft ist Gutmütigkeit und Gelassenheit. Den Glauben hinnehmen, nicht den Wahn durch Diskussionen verstärken, so viel wie möglich Anerkennung (für andere Dinge) zollen, jedem riskanten Thema wie Politik und Naturwissenschaft aus dem Weg gehen. Nicht mobben, nicht ignorieren, sondern auffangen durch Freundlichkeit und menschliche Akzeptanz. <3

Irgendwann hat sich jede Verschwörungstheorie von allein erledigt. Denn diesen Theorien ist gemein, dass sie im Spekulativen bleiben und auch nach vielen Jahren nie belegt werden können. So wird dann die eine esoterische Theorie von der nächsten abgelöst. Man erwacht aus seinem Wahn, schämt sich ein bisschen, macht weiter. Bestenfalls ist man für alle Zeiten geheilt und wird unempfänglich für die nächsten Erklärungsmodelle.

61 Jahre und noch keine Apokalypse

Ich lebe jetzt länger als sechzig Jahre auf diesem Planten und habe viele viele Verschwörungen kommen und gehen gesehen. Langsam bin ich immun – denn nie ist wirklich etwas passiert. Doch religiös fundamentalistische Menschen machen mir weiterhin Angst. Sie haben etwas von Wahnsinnigen. Darum bleibe ich stets freundlich und unverbindlich – und gehe Verschwörungstheorien bestmöglich aus dem Weg.

Ich google nichts in der Richtung und halte mich fern von allen mystisch bedrohlichen Denkgebäuden. Denn das, womit man sich beschäftigt, kommt auf einen zu und beginnt, sich zu manifestieren und „echt“ zu werden. Daran glaube ich in meinem persönlichen esoterischen Kopf. Ich bleibe lieber hier und erfreue mich an den vielen unterschiedlichen Menschen.

Also lasst uns die Verschwörungstheoretiker ertragen. Es sei denn, sie verfolgen Schwächere und Andersdenkende mit Hass. Da hört der Spaß auf. Das werden wir nicht dulden. Dann sind wir da und gebieten Einhalt. Weil wir Schwächere schützen. Das ist unser Job. Punkt.

Deutschlandfunk über rechte Esoteriker

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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