Wenn es nach mir ginge, würde der Muttertag umgestaltet zum „Danke-Tag“. Ob Mann, ob Frau, ob Kind – ich fände es schön, wenn Bluts-Familien sich einfach mal einen Tag lang feiern würden – und sich gegenseitig „Danke“ sagen. In meinen Lehrgängen habe ich von Jahr zu Jahr mehr Väter, die hauptamtlich für die Familie und die Kinder zuständig sind, während die Mütter ganztags arbeiten gehen und für das Familieneinkommen sorgen. Und ich muss sagen: Ich überlege immer häufiger, ob nicht vielleicht die Welt ein bisschen besser wäre, wenn Väter unsere Mütter wären…
Ich selbst habe ja auch vier Kinder geboren und das Glück gehabt, dass der Papa meiner ersten drei Kinder ein leidenschaftlicher Vater war, der mit absoluter Selbstverständlichkeit vom ersten Tag an Verantwortung und Umsorgung der kleinen Seelen übernahm. Beim vierten Kind war dann ich allein verantwortlich für die Erziehung und Verantwortung – und wenn ich uns Beide so vergleiche, finde ich, dass Roland die bessere Mutter war.
Während ich mir oft genug mit überflüssigen Dingen wie Kochen und Putzen, „Was sollen die Leute denken“, pädagogischen Ideologien (wie viele Minuten dürfen Kinder täglich fernsehen?) und meinen vielen Egoismen den Kopf vernebelte, nahm mein Ex-Mann einfach ohne große Überlegungen die Sache in die Hand, bastelte praktische Lösungen bei Widrigkeiten und ließ den Kindern viele Freiheiten, weil er sich viel weniger Sorgen machte als ich.
Edeka Muttertags-Video
Als ich zum ersten Mal das diesjährige Video zum Muttertag von EDEKA sah, war ich total wütend. Wo doch Vollzeit-Väter oft genug die besseren Mütter sind! Als Väter zusammenhalten anstatt sich (wie es Mütter so gern tun) gegenseitig in die Pfanne hauen. Unschuldig Spaß haben anstatt sich ständig fragen, was jetzt „richtig“ ist für die optimale Entwicklung des Kindes. Lauter lustige Dinge erfinden anstatt den gesellschaftlichen Status Quo zu erfüllen! Und die bei Trennungen oft genug verzweifelt erleben müssen, wie ihnen die Kinder weggenommen werden, weil viele Gerichte immer noch denken, ein Kind gehöre zur Mutter…
Schwestern: Traut Euch, unperfekt zu sein!
Doch dann beim zweiten Gucken erkannte ich die liebevolle Ironie und die versteckte Botschaft. An meine Schwestern appelliere ich: Traut Euch, unperfekte Mütter zu sein und stolz auf Eure Männer zu sein, wenn sie die Familienarbeit übernehmen. Freut Euch an Eurer Karriere und lasst die Familie Spaß haben – auch wenn es womöglich viel zu oft Spagetti und Pizza gibt anstatt gesundes Mittagessen…
Genießt die Rolle der gütigen Familienernährerin, die abends müde nach Hause kommt und dankbar ist, dass sie einen so wunderbaren Kümmerer an ihrer Seite hat. Seid selbstbewusst, wenn ältere Verwandte Euch deswegen kritisieren und Euren Mann bemitleiden (sie sind ja nur neidisch). Lernt, dass Kinder auch dann lebenstüchtig werden, wenn sie kaum erzogen werden und in Freiheit aufwachsen und viel erleben und ausprobieren.
Staunt darüber, wie Mädchen sich entwickeln können, wenn sie mit Papa werkeln und früh lernen, wie sie ihr Fahrrad selbst reparieren. Auf die Väter! Muttertag sei Euer! Und wir Weiber fahren mit dem Pferdefuhrwerk los und saufen uns einen, nachdem wir morgens für Euch Frühstück gemacht haben….
Einmal im Jahr sollt Ihr einfach mal liegen bleiben und wir bringen Euch mit Kerze und (Fertig-) Kuchen das Tablett ans Bett… Und die Kinder haben Euch ein Bild gemalt und springen ins Bett und werfen die brennende Kerze um, während wir uns für unseren Weiberausflug schminken. Auf das Leben! Wir sind doch alle wunderbar…