In dem unten verlinkten Video erschreckt eine Kindertagesstättenmitarbeiterin in Mississippi die kleinen Kinder mit einer Scream-Horrormaske, droht ihnen und versetzt sie in absolute Panik. Ich weiß nicht, wie oft solch ein Verhalten heute noch vorkommt, aber ich weiß, dass es früher in der Erziehung gang und gäbe war, Kinder mit Bestrafungen zu drohen, sie einzusperren, zu quälen und über Angst gefügig zu machen. Was wird aus einem Menschen, der in frühester Kindheit Panik und hilflose Auslieferung an das „Böse“ erleben musste? Was passiert Erwachsenen, die in ständiger Angst leben?
In dem Video geht es anscheinend darum, dass die Kinder nicht aufräumen wollen. Anscheinend sind sämtliche anwesende Erzieherinnen mit der Methode einverstanden. Eine sieht man lachen, eine andere filmt die Szene ungerührt. Selbstverständlich empfindet wohl jeder Zuschauer den Impuls, die Kinder retten zu wollen – und die Täterinnen so wirksam bestrafen, dass sich das nie nie nie wieder wiederholt. Doch graben wir tiefer: Was macht Angst mit einem kleinen Kind – und was macht Angst mit einem erwachsenen Menschen?
RTL-News vom 8. Oktober
Seit 2020 in ständiger Angst
Seit Anfang 2020 ist eine düstere Angst-Wolke über den Planeten aufgezogen. Von China bis in die USA, von Australien bis Europa. War es zunächst Corona, dieser neue, unbekannte Virus, sind es jetzt Inflation, Energiekrise, der Kampf der Hegemonen, der immer konkreter werdende Klimawandel – und der schreckliche Ukrainekrieg, der immer weiter zu eskalieren droht. Angst, Angst, Angst – bei psychischen Erkrankungen stehen Angststörungen in Deutschland an der Spitze aller psychischen Erkrankungen. Jeder sechste Mensch in unserem Land ist betroffen.
ZDF vom 18.09.22 – Wann Angst zur Krankheit wird
Kleine Kinder und Angst
Kleine Kinder nehmen auch dann die Angst der „Großen“ wahr, wenn diese tunlichst vermeiden, in Gegenwart der Kinder über ihre eigenen Ängste zu sprechen. Natürlich ist es ein riesiger Unterschied, ob ich aus skrupelloser Brutalität Angst erzeuge wie in dem Video, oder ob ich ausstrahle, dass ich Angst vor Armut, Krieg und Apokalypse habe.
Meine Bitte an alle, die mit Kindern zusammen sind: Ja, natürlich kann es sein, dass wir alle den absoluten Absturz aus Wohlstand, Gesundheit und Frieden erleben. Man weiß es nicht – niemand weiß es. Aber bitte, selbst wenn es so kommen sollte: Akzeptiert es und behaltet Eure gute Laune! Auch wenn Ihr Euch nicht mehr in den Supermarkt traut oder in die öffentlichen Verkehrsmittel – nehmt es hin und lasst Euch dadurch nicht die Lebensfreude verderben!
Wir Menschen sind nun mal keine Helden! Ja, wir reagieren auf alles Mögliche, was uns Angst macht. Wir haben Angst vor der Arbeit, Angst vor dem Versagen, Angst vor Schuld, Angst vor Ablehnung, und Angst davor, dass uns alles Existenzielle wegbrechen könnte.
Meine flehende Bitte: Akzeptiert Eure Ängste und macht Euch keine Vorwürfe deswegen. Versteckt sie nicht und erhebt sie nicht zu wilden Monstergöttern durch Eure Selbstvorwürfe. Der eine ist so, der andere so. Jeder hat Angst und es ist ok. Lasst uns unsere Ängste lieb haben wie einen nervigen Onkel bei Familienfeiern…
So, und nun als Mahnung dieses widerliche Video. Wir sind keine kleinen Kinder und wir beschützen unsere Kinder – und uns selbst beschützen wir auch. Einverstanden?
Angst zu machen ist wahrlich widerlich.
Guten Abend Eva
Dein Text ist wirklich wunderbar. Vielen Dank dafür.
Angst zu erzeugen ist genau das, was Marketing (meine Definition: emotionaler Zusatznutzen) nicht darf. Angst erzeugt Angst. In Amerika nennen sie es GERMAN ANGST, kein Wunder nach zwei Weltkriegen.
Allerdings möchte ich Dir in einem Punkt widersprechen, du sagst: „Wir sind keine kleinen Kinder“. Ein Teil von uns bleibt immer Kind, ob klein oder groß. Wer schütz uns?
Hi lieber Axel! Sorry, habe erst jetzt endlich Deinen Kommentar gelesen, und natürlich hast Du recht damit, dass wir auch immer bis zum letzten Atemzug Verantwortung tragen für unser inneres Kind. Und wie Jesus sinngemäß so schön sagte „Wenn Ihr nicht wieder werdet wie die Kinder, habt Ihr das ganze Leben nicht kapiert“. Ich bemühe mich wirklich, das zu schaffen. Und meine „große Eva“ beschützt dann die „kleine Eva“, damit sie weiter staunend und mutig und offen die Welt und ihre Rätsel erkunden kann. Zum Marketing: Bisher haben ja vor allem die „ungeliebten Produkte“ – also Versicherungsprodukte – mit „Angst“ gearbeitet im Marketing. Nun scheint es sich immer weiter wie eine düstere glibberige, kalte Woge auszubreiten auf alles. Angst vor Klimawandel, Krieg, Verarmung… OK, wenn es so ist und die Menschen (als Vorreiter die Deutschen) das gerade ausleben müssen, dann ist es eben so. Wer weiß, wozu es gut ist.