Die Sehnsucht nach Reichtum – und einige Geschichten dazu

Wärest Du gerne finanziell reich? Wäre es nicht wunderbar, nicht mehr arbeiten zu müssen und jeden Tag, jede Minute tun und lassen zu können, wonach Dir gerade der Sinn steht? Wäre es nicht herrlich, eine Familie zu haben die zu Dir aufschaut, weil Du ihnen allen ein sorgenfreies Leben im Überfluss bereiten könntest? Wäre es nicht ein gewaltiges Gefühl von „Schöpfer sein“, wenn Du mit vollen Händen Gutes tun könntest und lauter Projekte umsetzen, weil Geld keine Rolle spielt?

Drei Geschichten zum Thema „Reichtum“

Vor vielen Jahren stand ich als junge Frau neben einem Mann, der durch Rockmusik zum Millionär geworden war. Wir redeten und tranken dabei ein Bier. Als ich gehen wollte und um die Rechnung bat, sah er mir ungerührt beim Bezahlen des Bieres zu. Und ich dachte „Was für ein Idiot. Hat so viel Geld und lässt mich armen Schlucker gefühllos mein Bier selbst zahlen. Obwohl wir uns so gut unterhalten haben und ich ihm meine Aufmerksamkeit und Zeit geschenkt habe. Also auf eine nächste Begegnung kann ich dankend verzichten“. Wenn ich ihn dann später auf der Straße sah – zu Fuß oder in seinem Jaguar – kam jedes Mal ein Gefühl von Verachtung in mir hoch.

Ein anderes Mal saß ich mit meinem Kollegen im Auto. Wir hatten eine arbeitsreiche Woche hinter uns und wollten Lotto spielen. „Bevor wir nun den Lottoschein holen, noch eins“ sagte er zu mir „Wenn wir wirklich gewinnen, erzähl bloß keinem was davon.“ So ernst kannte ich ihn gar nicht. Er wollte wirklich den heiligen Eid von mir, dass ich niemandem von unserem Millionengewinn erzähle. Und er argumentierte gut. Ich war in totaler Panik. Bedeutete also meine Zukunft ab Montag Einsamkeit, Verlogenheit, die Trennung von meinen geliebten Freunden? Nach einer heftigen Debatte (das einzige Mal, dass wir uns gestritten haben) kauften wir dann zwar diesen Lottoschein – aber natürlich war ich sehr erleichtert, dass er sich als Niete herausstellte.

Die dritte Geschichte: Als ich 2004 frisch gegründet hatte, lernte ich auch die Bücher von Robert T. Kyosaki kennen. Ich war fasziniert von dem Gedanken, dass es ein „Armutsbewusstsein“ und ein „Reichtumsbewusstsein“ gäbe, und dass die richtige Einstellung zu Geld und Reichtum diesen hinter sich her ziehen würde. Ich spielte sogar einige Monate lang Kyosaki’s Spiel „Cashflow“ mit einer Gruppe von Menschen, die sich von Herzen dieses Bewusstsein und den darauf folgenden Reichtum wünschten. Als Ziel wollten wir alle mit unseren Millionen Gutes tun. Ich selbst hatte des Traum von einem Internat für Kinder, die Unternehmergeist in sich erkennen und basisdemokratisch ihr Lernen selbst organisieren und bestimmen. Es ist wohl keiner aus der Gruppe Millionär geworden – oder ich habe es nie erfahren…

Was wäre aus mir geworden, wenn ich reich wäre?

Heute frage ich mich kopfschüttelnd, was mich je fasziniert hat an dieser Ideologie von Wohlstand. Wäre ich tatsächlich Multimillionär geworden, was wäre mein nächster Wunsch gewesen? Macht? In Netzwerkern verkehren, die Einfluss nehmen auf Politik und Gesetzgebung? Hätte ich lauter Angestellte, die mein Anwesen und meinen Park für mich pflegen? Würde ich sie ab und zu mit einem Fuffi zusätzlich belohnen, weil ich gerade gute Laune habe? Und mich daran erfreuen, ihre strahlenden Augen und ihre Dankbarkeit zu sehen?

Würde ich großzügige Spenden leisten? Oder wäre ich gar reich geworden mit meinem Projekten zur Weltverbesserung? So wie ein Bhagwan/ Osho, der sogar Milliardär gewesen sein soll mit dem Aufbau seines internationalen Ökosystems an Spiritualität und sexueller Befreiung? Hätte ich als schwerreicher Weltverbesserer stets das Bier der Menschen bezahlt, wenn ich in der Kneipe mit ihnen gesprochen hätte? Hätte ich verzweifelte Menschen von ihren Schulden befreit? Hätte ich Hungernde gespeist und Gefangene besucht – weil ich ja als Reicher genügend Zeit und Ressourcen dafür hätte?

Warum der Mensch sich Reichtum wünscht…

Ich weiß, dass wir auf der Maslowschen Bedürfnispyramide Stufe für Stufe abarbeiten müssen. Oder wie Bertolt Brecht so schön sagt „Erst kommt das Fressen, und dann die Moral“. Ich verstehe die vielen Unglücklichen, die im Internet nach finanzieller Erlösung suchen und meinen, sie könnten mit Webinaren, Schneeballsystemen, Provisionsgeschäften und Geheimwissen zum Vermögensaufbau endlich Kontrolle über ihr Leben bekommen durch gesicherten Wohlstand und „passives Einkommen“.

Doch nun, als „ältere Dame“ mit 59 Jahren, glaube ich, der größte Reichtum liegt im Vertrauen. Vertrauen und die Gabe schenken zu können aus vollem Herzen, das ist wahrer Reichtum, Das führt zu einem erfüllten Leben, denn das bedeutet „Liebe“.

Ich selbst bin noch meilenweit von diesem Reichtum entfernt. Ich bin eher geizig mit meinem Euros und spare lieber, als freizügig zu schenken. Ich lebe lieber nach dem Motto „Selber essen, das macht fett“ als dass ich den Armen gebe und alles mit ihnen teile. Jeder Schein, den ich spende, tut mir regelrecht körperlich weh und ich finde oft genug Ausreden, um nicht spenden zu müssen. Ich konsumiere dummes Zeug, wenn ich zu viel Geld habe und ärgere mich später, weil meine Schränke überquellen von dieser Sucht nach „Oh wie schön, das will ich haben – ich mein, das brauch ich DRINGEND!“

Wenn ich einmal reich bin…

…werde ich es daran erkennen, dass ich für meinen persönlichen Gebrauch nur noch das verwende, was ich wirklich brauche. Werde ich es daran erkennen, dass ich nicht mehr wie ein geiziger Kaufmann Besitztümer anhäufen muss. Werde ich es daran erkennen, dass ich frei leben kann wie einst Diogenes in der Tonne.

Diogenes, der nackt am Strand lag, als der Große Alexander im begegnete. Und der von dem Welteneroberer überwältigt gefragt wurde, welchen Wunsch er erfüllt haben möchte. Und der darauf freundlich gelassen antwortete „Oh, wenn Du mir einen Wunsch erfüllen magst – bitte geh ein Stück nach rechts – mir aus der Sonne“.

Wenn ich das noch schaffe in diesem Leben, dann sterbe ich als glückliche Frau. Aber das ist wohl schwerer zu erreichen als Geld. Sich „Schenken“ wünschen anstatt „Bekommen“. Das nennt man das Wesen der Liebe, das ist das Geheimnis von Spiritualität 😉

 

 

 

 

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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