Ego Googeln im Bewerbungsprozess

Wir alle hinterlassen Spuren im Internet – oft genug sogar, ohne es zu wollen. So kann es zum Beispiel sein, dass wir bei Facebook in einem öffentlichen Post markiert wurden – und solch ein Post dann bei Google angezeigt wird, wenn jemand unseren Namen eingibt. Oder wir haben auf einem Online-Medium einen Kommentar hinterlassen – und auch dieser Kommentar taucht bei den Suchergebnissen auf – unter dem Link des Beitrags bzw. Fotos oder Videos, das wir irgendwann einmal kommentiert haben.

Ego Googeln im Bewerbungsprozess

Bild von William Iven auf Pixabay 

Nicht nur in Kommunikationsberufen ist es üblich, dass Personalverantwortliche die Namen der Bewerber in Suchmaschinen eingeben, um sich ein besseres Bild über die Eignung des Kandidaten/ der Kandidatin zu verschaffen – und obwohl keine rechtliche Klarheit darüber herrscht, ob diese Online-Recherche bei Google und Co mit der Datenschutzgrundverordnung vereinbar ist, sollte man davon ausgehen, dass es passiert.

Ego Googeln im Kalender eintragen

Auch wenn wir uns nicht gerade in einem beruflichen Change-Prozess befinden, sollten wir uns vielleicht angewöhnen, einmal monatlich unseren Namen (am Besten in Anführungsstrichen) zu ergoogeln. Falls wir einen häufigen Namen tragen, müssen wir wohl Tricks anwenden, um uns von unseren Namenszwillingen abzuheben. Beliebt ist es zum Beispiel, seinen zweiten Vornamen in Business-Plattformen und sozialen Medien anzugeben, um besser identifiziert werden zu können. Oder wir fügen einfach unseren Wohnort hinzu, um uns selbst zu finden bei Google.

Google Alerts und Erweiterte Google-Suche

Mit Google Alerts können wir uns automatisch von Google Benachrichtigungen zusenden lassen per Mail, wenn im Web etwas Neues über uns auftaucht. Doch Achtung: Das funktioniert nur bei relevanten Erwähnungen – die allermeisten Einträge sind zu unwichtig für Google, als dass sie über Google Alerts Erwähnung finden. Darum zusätzlich händisch googlen und bei „Erweiterte Einstellungen“ hinzufügen, dass wir nur an neuen Einträgen im letzten Monat interessiert sind.

Die erweiterte Google-Suche lässt zu, dass wir den Zeitraum einschränken

Google Bildersuche und Foren-Einträge

Ebenfalls sollte man nicht vergessen, die Google Bildersuche zu prüfen – gerade hier findet man häufig erstaunliche Ergebnisse. Auch bei Videos oder News könnte sich etwas befinden, zum Beispiel bei einem sportlichen Ereignis. Oder man hat in einem Forum mit diskutiert und dort findbar unter dem Echtnamen agiert.

Findet man Einträge, die reputationsschädlich sind, kann man versuchen, den Administrator kontaktieren und bitten, den Content zu löschen. Dem wird meist nachgegeben.

Unsere Profile in sozialen Netzwerken

Dürfen uns Personalverantwortliche in sozialen Netzwerken recherchieren? Normalerweise ist eine eigene Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken erforderlich, um Informationen über andere Mitglieder zu erhalten. Auch hier ist die Rechtslage unklar.

Es gibt einen Unterschied, ob Personaler uns in Business-Netzwerken (Xing, LinkedIn etc.) erkunden – oder bei Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter und Co. Für die Auswahl der geeigneten Bewerber ist es sinnvoll, sich die beruflichen Profile, Aktivitäten und Netzwerke des Kandidaten/ der Kandidatin anzuschauen – doch in privaten Netzwerken wie Facebook gibt es keinen objektiven Grund für die Nachverfolgung. Trotzdem sollten wir davon ausgehen, dass es passieren kann.

Ich persönlich würde empfehlen, die Suchmaschinenfindbarkeit des privaten Profils bei Facebook abzuschalten. Nutze ich Instagram, Pinterest, Twitter und Co rein privat, würde ich einen Nickname empfehlen und ebenfalls die Sichtbarkeit für Suchmaschinen deaktivieren.

Xing und LinkedIn

Auch bei Xing und LinkedIn ist es möglich, die Findbarkeit über Suchmaschinen zu deaktivieren – doch das ist wohl eher schädlich für die Chancen im Bewerbungsprozess. Achten Sie einfach darauf, dass sich Ihre Angaben im Lebenslauf mit den Angaben zur beruflichen Biografie bei Xing und LinkedIn nicht widersprechen.

Selbstverständlich können Sie in Business-Portalen bei den beruflichen Stationen mehr Persönlichkeit und Kreativität einbringen als im formalen Lebenslauf. Das kann eine schöne Ergänzung zu den Bewerbungsunterlagen sein. Und bei anspruchsvollen Tätigkeitsfeldern wie Management, Vertrieb, Marketing, Führung, fachlichen Spezialisierungen kann gerade ein aussagekräftiges Profil den letzten Ausschlag geben für die Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Wichtig ist, sich Gedanken darüber zu machen, ob die Kontakte und Aktivitäten öffentlich einsehbar sind. Positiv ist, dass wir uns durch die Offenheit als transparenten, teamfähigen Mitarbeiter zeigen – negativ kann es sein, wenn wir durch die Offenheit Mitbewerben unsere Kontakte „ausliefern“. Das ist gerade im Vertrieb und auch bei Unternehmen eine wirkliche Gefahr.

Fazit

Regelmäßiges Ego Googlen hat auch den Vorteil, dass wir einmal monatlich die Chance haben, unsere Profile bei Xing und LinkedIn zu optimieren. Auf jeden Fall sollten wir es tun, wenn wir uns im beruflichen Change-Prozess befinden. Denn Eigenmarketing wird im digitalen Zeitalter immer entscheidender für Beruf und Karriere. Privates lässt sich hervorragend vom öffentlich Sichtbaren trennen und in den meisten Fällen verbergen – so geben wir mit Bewusstheit nur das preis, was wir auch preisgeben wollen.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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