Eltern-Burnout – oder: die Allmachtsphantasien der Gesellschaft

Elterntaxis verstopfen die Straßen, schreiende Kinder im Hotel verderben das Frühstück, Mütter und Väter schieben Kinderwagen und starren dabei auf ihr Handy. Früher waren Eltern viel besser in der Erziehung ihrer Kinder. Heute sind junge Frauen süchtig nach TikTok und vernachlässigen die Erziehung des Nachwuchses. Gerade Mütter werden gern von der Gesellschaft aufs Korn genommen – sie taugen einfach nichts mehr. Denken nur an sich, überlassen ihre Kinder stundenlang dem Smartphone und kümmern sich nicht einmal darum, dass die Kinder in der Schule ihre Aufgaben machen und sich sozial angemessen verhalten.

Bild von Alexa auf Pixabay

Sind die Kinder dann groß, müssen sie therapeutisch begleitet werden, weil ihre Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Störungen selbstverständlich auf das Versagen der Mütter und Väter zurückgehen.

In einer Dokumentation zum zunehmenden Eltern-Burnout des Schweizer Fernsehens sagte eine Professorin, dass sie selbst sich als vollzeitbeschäftigte Mutter ihrer zwei kleinen Kinder manchmal Krebs gewünscht habe, da sie dann viele Wochen in einem Klinikbett verbringen könnte.
SWR: Burnout wegen der Familie

Die Allmachtsansprüche der Gesellschaft an Eltern – insbesondere an Mütter – sind in den letzten Jahrzehnten in Industrie-Kulturen immer weiter angestiegen, Stress und Druck sind kaum zu bewältigen. 73 Prozent der Mütter gehen arbeiten, doch weiterhin sind fast 80 Prozent der Haupternährer die Väter. Die Doppelbelastung ruht also meist auf den Frauen. Hinzu kommen steigende finanzielle Sorgen bei gleichzeitiger gesellschaftlicher Ansprüche in Bezug auf Konsumprodukte, Freizeitaktivitäten, Urlaub, Gesundheitsvorsorge, schulische Förderung.

Ich verstehe nicht einmal, wie Eltern, die keine Großeltern als Entlastung an ihrer Seite haben, überhaupt das alles bewältigen können! Man muss ja auch mal schlafen, denken, Freunde treffen – und frei sein von Schuldgefühlen. Sind Menschen im Allgemeinen nicht perfekt genug, um die wertvolle Ressource „Kinder“ großziehen zu dürfen?

Sollte es vom Staat aus Eignungsprüfungen geben, bevor die Erlaubnis erteilt wird, sich fortzupflanzen? Und wie sähen diese Tests aus? Würden auch Gesinnungs- und Charaktertests durchgeführt? Oder nur Stressbewältigung, intellektuelle Kompetenzen, gesunder Lebensstil und Selbstlosigkeit?

In traditionellen Gesellschaften wie in Zentralafrika gibt es weiterhin viele Geburten. Zum einen sicher auch deshalb, weil Kinder die einzige Altersversicherung sind und Verhütungsmittel viel seltener zum Einsatz kommen, doch auch ganz einfach deshalb, weil Mütter keinen Allmachtsphantasien ausgesetzt sind. Die eine ist so, die andere so. Und Männer sind eben Männer.

Das bekannte afrikanische Sprichwort „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ bedeutet zwar nicht, dass die Menschen in paradiesischen Verhältnissen leben, wie Lebenserwartungs- und Gewaltkriminalitätsstatistiken zeigen, doch die individuelle Entlastung durch die Gemeinschaft entlastet die Seele.
SWR vom 21.03.24 – Geburtenraten sinken stark – was heißt das für die Welt?

Ich wünsche mir, dass auch die Eltern, die keine nennenswerte Unterstützung durch Großeltern erfahren, lernen, sich zusammenzuschließen und die grausamen Urteile der Menschen „da draußen“ ignorieren können. Baut Euch kleine Dörfer, wo man gemeinsam die Kindertransporte organisiert, abwechselnd Kinderunterhaltung und Schulförderung organisiert und viele weitere Aufgaben gemeinschaftlich managt.

In Zeiten von Homeoffice und steigender Automatisierung wäre es vielleicht möglich, sterbende Landregionen zu nutzen, um dort kleine Welten aufzubauen, in denen Groß und Klein entspannt leben und sich ohne Konsumdruck bescheiden finanzieren können. Natürlich können ältere Menschen, die das toll finden, hinzu kommen und ihren Teil zum Gelingen beitragen! Es muss auf jeden Fall etwas passieren – sonst werden in westlich geprägten Kulturen immer weniger Kinder geboren und das Überbevölkerungs-Narrativ wird sich schnell wandeln in ein Aussterbungsproblem.

Hier eine Dokumentation des WDR zum Thema „Mütterstress“ aus der Corona-Zeit. Seitdem ist es nicht besser geworden. Bevor Ihr wieder auf egoistische, selbstsüchtige Mütter schimpft und auf verwöhnte, unerzogene Kinder – schaut Euch das einmal an. Es ist nicht übertrieben. Und die sinkenden Geburtenraten sprechen ihre eigene Sprache.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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